Rat wegen Verhalten eines 11jährigem

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Rat wegen Verhalten eines 11jährigem

Hallo, ich hoffe Sie können mit weiterhelfen. Ich verzweifele gerade an dem Verhalten meines knapp 11jährigen Sohnes (er hat im Dezember seinen Geburtstag). Er legt seit Monaten ein Verhalten an den Tag, was ich absolut nicht nachvollziehen und so akzeptieren kann, sehr beleidigend und verletzend ist. Er führt sich auf, wie ein Teenager mit 16 Jahren. Er streitet nur noch mit mir, eine normale Unterhaltung ist kaum mehr möglich. Er hat so viele Freiheiten, eigentlich keine wirklichen Grenzen, denn wenn ich das einführen würde, weiß ich nicht was dann los wäre. Er fühlt sich dennoch andauernd zu Unrecht behandelt, sieht es so, dass ich ihm seinen kleinen Bruder vorziehen würde (was nicht der Fall ist). Er sagt solche Sachen, wie, dass er lieber ins Kinderheim möchte, wie bei uns zu leben, dass wir ihm sein Leben zerstören, sich umbringen will und lauter solcher Sachen, die mein Herz sehr treffen. Er beleidigt mich ständig, was für eine Mutter ich doch wäre und das um den Grund zu nennen, weil ich ihm keine Spiele ab FSK 18 Jahre erlaube! Das ist sein Grund mich/uns so zu behandeln. Seit einiger Zeit beobachte ich vermehrt sehr aggressives Verhalten, was mir sehr Angst bereitet. Er provoziert ständig seinen 6jährigen Bruder, stichelt ihn auf und sieht nie die Schuld in sich, wenn ich eingreife. Dann kommt sowas, dass ich ja sowieso nie auf seiner Seite stehen würde und immer zu anderen halte, dabei SEHE und HÖRE ich wie und was er tut. Es ist nicht möglich, dass beide Kinder sich irgendwo zusammen aufhalten. Ich bin wirkllich am Ende mit meinen Kräften und mit meinem Wissen. Ich habe Angst, dass mir mein Sohn "noch mehr" auf die schiefe Bahn gerät. Mittlerweile habe ich schon Angst was zu sagen, da er dann nur weiter aggressiv wird, um sich haut, Sachen hin wirft, schlimme Sachen sagt, schreit, etc und ich gar nicht mit ihm sprechen kann. Ich komme nicht mehr an ihn ran und weiß nicht an, an wen ich mich wenden kann. Er wurde bereits auf ADHS getestet, da er auch sehr aktiv ist, nicht ruhig sitzen kann - allerdings ohne Ergebnis. Er kann sich auch nicht anders beschäftigen, als mit Handyvideos oder Spielekonsolen. Es geht in seinem Leben nicht ohne und nur darum. Nach ihm am liebsten "Ballerspiele" ab 18. Das ist auch unsere tägliche Diskussion, da ich das (ehrlich gesagt noch) verbiete. "Alle spielen das, nur ich nicht" - ist seine Aussage und, dass er sich deshalb ausgeschlossen fühlt. Ich weiß wirkllich nicht mehr weiter. Wenn ich ihm diese Sachen weg nehme, was ich schon versucht habe, erlebe ich das Verhalten noch schlimmer und auch in der Konsequenz ohne Besserung, keinerlei Einsicht. In meiner Mutter-Kind-Kurmaßnahme vom letzten August wurde ich auch auf ihn angesprochen, da er dort auch auffallend war und mir eine Päpki-Therapie empfohlen. Allerdings habe ich immer noch nicht genau verstanden, was das ist und auch noch keinen Therapeuten in unserer Nähe gefunden. Schule hält sich bisher in Grenzen, er tut unter Zwang was er muss, aber niemals alleine. Auch das ist für ihn selbstverständlich, dass eigentlich ich oder wir für seine Schule verantwortlich sind. Was würden Sie mir raten, an wen kann ich mich wenden? An den Kinderarzt? Ich denke ja, dass er psychologischen Bedarf hat, da er auch keinen Fehler an sich einsieht. Alles was ich tue (und ich mache sehr viel) ist selbstverständlich und dafür werde ich noch beledigt, wie ich schon beschrieben habe. Er kennt keine Rücksichtnahme, rastet bei Verboten wirkllich vollkommen aus, sowohl verbal als auch körperlich, lässt sich auf keine Gespräche oder Vereinbarungen ein. Es ist ein unerträglicher Zustand. Auch wenn ich etwas mit ihm ausmache, hat man das Gefühl er hat das nach einer Minute wieder vergessen - also nimmt die Vereinbarung nicht ernst. Wie erwähnt ich bin am Ende mit meinem Wissen und würde mich über einen Vorschlag von Ihnen freuen. Mit freundlichen Grüße, Jessica

von Jessica0686 am 07.11.2016, 12:22



Antwort auf: Rat wegen Verhalten eines 11jährigem

Liebe Jessica, ich kann mich der Antwort meiner Vorrednerin nur anschließen. Sie sollten, auch wenn Ihr Sohn rebellieren wird, die Spielkonsolen/Computer/Handy/Fernseh-Zeit konsequent reduzieren. Legen Sie fest, wie lange er täglich spielen darf und sorgen dafür, dass die Zeit auch eingehalten wird. Zudem braucht Ihr Sohn Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ist dies tagsüber schwierig, dann wenn Ihr kleiner Sohn im Bett liegt. Gerne können Sie in der Mutter-Kind-Zeit auch Computerspiele mit ihm spielen, aber nur die altersgerechten. Ihr Sohn braucht Momente der alleinigen Aufmerksamkeit. Am Wochenende können Sie vielleicht auch mal gemeinsam ins Kino gehen oder anderes unternehmen. Zu Ihrer Unterstützung können Sie eine Erziehungsberatungsstelle aufsuchen. Holen Sie sich die Hilfe vor Ort. Ob eine Päpki-Therapie die richtige Unterstützungsmöglichkeit für Ihren Sohn ist, müssen Fachleute vor Ort entscheiden. Von hier aus sehe ich es nicht als geeignete Form für Sie und Ihren Sohn. Sprechen Sie Ihren Kinderarzt oder Hausarzt an. Eine Vorstellung Ihres Sohnes bei einem Kinderpsychologen kann hilfreich sein und sollten Sie gerne in die Wege leiten. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 07.11.2016



Antwort auf: Rat wegen Verhalten eines 11jährigem

Hallo, Dein Sohn zeigt das Verhalten eines Kindes, das viel zu viel an der Spielkonsole sitzt, kaum andere Hobbys und Interessen, zu wenige Freunde und zu wenig Bewegung hat. Diese Kinder werden unzufrieden, aggressiv, motorisch unruhig (daher Euer früherer ADHS-Verdacht), psychisch oft auffällig und sie haben kaum eine Chance, ein gutes und reifes Sozialverhalten zu entwickeln. Natürlich wird das Ganze verstärkt durch die normale Geschwister-Eifersucht auf den kleinen Bruder - aber die ist nicht der Hauptgrund. Ich sehe nur eine Lösung: ganz dringend die Notbremse ziehen! Maximal eine Stunde Konsole oder Bildschirm erlauben, ganz drastisch und konsequent, auch wenn das einen Konflikt bedeutet! Erkläre Deinem Sohn, wie schlecht PC-Spiele für sein Gehirn sind, und wie unzufrieden sie ihn machen. Lange Diskussionen sind aber unnötig, eine recht kurze Erklärung reicht aus. Er wird das Ganze nicht einsehen wollen, dafür ist er zu jung. Ich habe auch einen Sohn (auch 11) und ich weiß, wie schwer es ist, sich hier durchzusetzen. Es kostet Nerven - und ganz ehrlich ist es auch bequem, wenn ein Kind so schön still und ruhig in seinem Zimmer sitzt. Aber es ist so extrem wichtig, das Ganze zu limitieren! Das Verhalten Deines Sohnes ist ein absolter Hilferuf, Alarmstufe rot! Spielkonsolen sind nicht harmlos, sie haben keinerlei Nutzen und sind völlig unnötig - sie sind wie Süßigkeiten: nur in Maßen genossen sind sie halbwegs unschädlich. Jedes Zuviel kann das Gehirn Deines Kindes nicht verarbeiten, es reagiert dann mit innerer Unruhe. Zusätzlich würde ich mit Deinem Sohn ein Mal zu einem Kinder-Psychologen gehen und ihn vorstellen. Seine Aussagen (will ins Kinderheim, will sich umbringen) finde ich sehr alarmierend, ich würde einfach mal mit der Fachfrau/dem Fachmann darüber reden, ob eine kindgerechte Therapie angeraten ist (läuft ganz spielerisch ab, ist nix Schlimmes!). LG

von Windpferdchen am 07.11.2016, 12:44



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