Normales Trotzverhalten, oder Grund zur Sorge?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Normales Trotzverhalten, oder Grund zur Sorge?

Hallo, wir sind mittlerweile etwas verzweifelt, deshalb brauche ich dringend Rat. Ich weiss auch gar nicht genau, ob ich in dieser Rubrik richtig bin. Zur Situation: Meine Große Tochter (fast 4 1/2) ist momentan extrem bockig und trotzig. Nichts passt ihr, alles wird ausdiskutiert, jede Situation will sie in ihre Richtung drehen, also so verändern, dass es nach ihrer Nase geht. Manches sind wir durchaus gewillt auch so zu tun, dass es ihr angenehm ist. Bei vielen Dingen aber, sagen wir als Eltern ganz klar, dass wird jetzt so gemacht, wie wir das sagen, und bums eskaliert die Situation sofort. Quittiert wird das dann mit lautstarkem Gebrüll in Verbindung mit Geheule und Geschrei. Es ist im Grunde genommen, einfach nur laut. Sie sagt nicht, was sie dann stört, sondern brüllt erstmal nur. Ein Beispiel: wenn wir von draußen reinkommen, werden immer die Hände gewaschen. An manchen ´Tagen hat sie darauf keine Lust, spult sich auf, und wenn wir drauf bestehen, dass die Hände gewaschen werden, wird losgebrüllt. Tagsüber kann man das sogar noch ganz gut aushalten. Momentan sind wir in der Ignoranzphase, solange bis sie sich beruhigt. Fängt sie während ihres Bockes an zu hauen (macht sie manchmal), bringen wir sie nach oben, um das zu unterbinden, weil sie damit nicht aufhört. Das eigentliche Problem besteht derzeit nachts. Da brüllt sie momentan (ca. seit Pfingsten, da hat es angefangen) fast jede zweite Nacht. Sie ist dann irgendwie im Halbschlaf, sitzt im Bett und heult einfach. Ich kann es schlecht beschreiben, irgendwie so inbrünstig und halt eben extrem laut. Sehr nervig für uns als Eltern und immer mit dem Risiko verbunden, dass der kleine Bruder (15 Monate) aufwacht. Manchmal sitzt sie auch im Bett und schreit NEIN. (das macht sie tagsüber in ihren Trotzanfällen auch ab und zu) Wenn man da mit ihr reden will kommt immer NEIN!!! Mittlerweile mache ich mir halt Gedanken, ob das noch zum Trotzverhalten gezählt werden kann oder ob ich Grund zur Sorge habe, dass mit ihr ev. etwas nicht stimmt?? Wir haben es bisher als Trotz eingestuft, gerade weil sie derzeit tagsüber auch so viel rumbockt (mehrere Anfälle pro Tag) und weil es nachts natürlich besonders effektiv ist, da ja alle schlafen wollen... Haben Sie von so einem Fall schon einmal gehört? Wir handhaben das nachts derzeit so, dass wir reingehen, versuchen zu fragen, wo ihr Problem ist, und wenn sie keine Antwort gibt, sondern einfach immer weiter schreit, gehen wir raus und ignorieren sie auch nachts. Das haben wir ihr vorher schon gesagt, dass wir das so handhaben. Manchmal erinnert sie sich morgens dran, was nachts los war und manchmal sagt sie, sie wüsste es nicht. Ach ja, so rund um Pfingsten gab es unserer Meinung keine besonderen Vorkommnisse, die irgendwas hätten auslösen können!? Wir sind extrem ratlos, da es gerade nachts unheimlich anstrengend ist, das auszuhalten... Viele Grüße Nicole

von schnubbelinchen25 am 18.06.2015, 11:49



Antwort auf: Normales Trotzverhalten, oder Grund zur Sorge?

Liebe Nicole, tagsüber sollten Sie nicht zuviele Dinge mit Ihrer Tochter diskutieren. Sie darf lernen, dass das, was Sie sagen gesetzt ist. Stellen sie Ihrer Tochter von vorneherein Dinge zur Auswahl, die wählbar sind, dann hat sie das Gefühl, dass sie mitentscheiden darf. Da, wo sie nicht gefragt wird gilt, dass was Sie sagen wird gemacht. Kinder in einer Trotzphase können selten benennen, warum sie eigentlich so trotzig sind. Ihrer Tochter ist klar, dass immer die Hände gewaschen werden, wenn sie von draußen reinkommt. Manchmal macht es aber Klick in ihrem Köpfchen und der Schalter ist auf Stur geschaltet. Ab jetzt kann sie ihr Verhalten schlecht kontrollieren. Versuchen Sie selbst, ruhig zu bleiben und abzuwarten. Bieten Sie ihr alle paar Minuten an, sich zu beruhigen. "Wenn du dir die Hände gewaschen hast, können wir ein Buch zusammen lesen." Manches Mal wird es gelingen Ihre Tochter zu locken. Sie damit zu beruhigen, dass sie heute mal nicht die Hände waschen braucht, sollten Sie nicht. Soviel nur zu Ihrem Beispiel. Haben Sie auch schon versucht, Ihre Tochter in der Nacht zu trösten, ohne dass sie benennen konnte, warum sie so schreit? Eigentlich schreien Kinder nachts nicht aus Trotz. Ihre Tochter wird in der Nacht die Geschehnisse des Tages verarbeiten. Diese sind derzeit sehr aufwühlend für Ihre Tochter. Mehrfach am Tag "weiß sie nicht, was mit ihr geschieht". Versuchen Sie es mehrere Nächte mit trösten. Ändert sich in den nächsten zwei Wochen nichts, dann melden Sie sich gerne noch einmal. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 19.06.2015



Antwort auf: Normales Trotzverhalten, oder Grund zur Sorge?

Ach ja, dieses Theater nachts geht dann gut und gerne eine dreiviertel Stunde. Also sie ist da wirklich sehr ausdauernd! Aktuelles Problem daran: So kann ich mit ihr doch nicht in den Urlaub fahren. Wenn sie da nachts im Hotel so rumbrüllt, dann schmeissen die uns noch aus dem Hotel raus...

von schnubbelinchen25 am 18.06.2015, 12:05