Noch "Trotzphase" oder haben wir unser Kind verzogen?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Noch "Trotzphase" oder haben wir unser Kind verzogen?

Guten Tag! Unser Sohn wird Ende des Jahres drei Jahre jung. Er ist ein anspruchsvoller, lebhafter Junge. In letzter Zeit ist er allerdings auch sehr anstrengend. Wir machen es normalerweise so, dass wir viel mit ihm sprechen und uns darum bemühen, ihn in den Alltag und die Planung dessen mit einzubeziehen. Es wird jedoch immer schwieriger, weil er uns täglich herausfordert. Klassisch sind An- und Ausziehen. Er weigert sich morgens grundsätzlich, sich selbst anzuziehen (er kann schon einen Großteil seiner Kleidung selbst anziehen) oder sich anziehen zu lassen. Unser Weg zur KiTa ist relativ lang. Ich mache also alles mittlerweile möglichst früh fertig, weil ich weiß, dass wir erstmal gegen ihn "ankämpfen" müssen. Ich versuche dann, ihm Argumente zu liefern. Z.B. dass wir, wenn wir jetzt fertig würden, genug Zeit hätten, das Laufrad zu nehmen. Dann rennt er meist weg, schindet Zeit, muss dann meist angezogen werden (mit Schimpfen seinerseits) und beschwert sich dann, dass wir den Kinderwagen aus Zeitgründen nehmen müssen. Das klingt vielleicht wenig dramatisch und wahrscheinlich ist es auch nur halb so wild, aber es zerrt schon ziemlich an den Nerven, weil man jeden Tag "kämpfen" und diskutieren muss. Dazu kommt noch, dass er ständig ermahnt werden muss, weil er Sachen macht, die er nicht machen soll (aus verschiedenen Gründen, die wir ihm auch nennen). Er spielt mit dem Essen rum, ärgert und schlägt die Katze, macht Dinge bei anderen, die er selbst bei sich nicht haben möchte, spricht häufig im Befehlston und kann nicht akzeptieren, dass auf Fragen/ Bitten auch "nein" geantwortet werden kann. Er lehnt außerdem oft seinen Vater ab (obwohl ich denke, dass es einfach daran liegt, dass er arbeitsbedingt nicht viel Zeit hat) und ist momentan extrem anhänglich. Er läuft bei mir neuerdings immer an der Hand (war früher nie so), ist sehr kuschelbedüftig, schläft schlecht und hat Angst vor Monstern. In der KiTa hatte er gestern wohl schrecklich geweint und ließ sich kaum beruhigen und auf Nachfrage sagte er, er habe Angst vor dem Monster auf dem Hemd eines anderen Kindes gehabt. Auch möchte er jetzt morgens nicht mehr in den Kindergarten, obwohl er dort gern spielt. Er sagt dann immer, dass er die anderen Kinder nicht mag (er ist seit 2 Jahren in diesem Kindergarten, in der selben Gruppe). Er möchte aber auch nachmittags nicht nach Hause. Da möchten wir natürlich wissen, ob das normal ist (soweit igrendwas normal ist) oder ob wir uns deswegen Gedanken machen müssen und wie wir damit umgehen sollen. Bisher haben wir ihm bezüglich der Monster versucht, Strategien an die Hand zu geben (z.B. das Monster zu erschrecken, weil es dann wegläuft). Vielen Dank für Ihre Hilfe laydii P.s.: Ich bin im dritten Monat schwanger, er weiß, dass er ein Geschwisterchen bekommen wird. Ich argumentiere aber nicht damit, wenn ich ihn nicht trage, weil ich nicht möchte, dass er sich durch das Baby benachteiligt fühlt. Kann das bei ihm die Ängste und Anhänglichkeit ausgelöst haben?

von Laydii am 02.09.2014, 12:20



Antwort auf: Noch "Trotzphase" oder haben wir unser Kind verzogen?

Liebe Laydii, das Verhalten Ihres Sohnes ist völlig normal und hat nichts mit der Tatsache zu tun, dass er bald ein Geschwisterchen bekommt. Er kann in seinem Alter noch nicht absehen, was dies für ihn bedeutet. Sie können Ihrem Sohn gerne morgens ganz selbstverständlich beim Anziehen helfen, ohne vorher Ihren Sohn zu bitten, es selbst zu tun. So kann er nicht versuchen, sich dagegen zu sperren. Überlegen Sie weiter, was Sie als Eltern vorübergehend übernehmen können, damit Ihr Sohn nicht überlegen muss, wie er gegen eine Bitte handeln kann. Bei einem Nein können Sie Ihrem Sohn von vorneherein eine Alternative anbieten, dann muss er nicht über das Nein, sondern über den Gegenvorschlag nachdenken. Versuchen Sie, konsequent zu handeln, damit Ihr Sohn verinnerlicht, was für Sie akzeptabel ist und was nicht. Ein Beispiel: Er spielt mit dem Essen, dann fordern Sie ihn einmal auf, es nicht mehr zu tun. Spielt er weiter, dann ist die Mahlzeit beendet und er darf bis zur nächsten Mahlzeit mit dem Essen warten. Bzgl. des Kindergartens machen viele Kinder, teilweise über Monate, entsprechende Aussagen, obwohl sie gerne dort sind. Machen Sie sich diesbezüglich keine Sorgen und gehen nicht zu intensiv darauf ein. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 02.09.2014



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