Sehr geehrte Frau Ubbens,
ich bin langsam am verzweifeln mit meinem Sohn. Er wird im Oktober 3 und ist seit April in der Kita. Er hat von Anfang an am Morgen immer geweint und die Erzieherinnen meinten, dass er auch am Tag immer wieder Zorn hatte und nach Mama geweint hat.
Nun ist er letzte Woche von der Grippe in den Kindergarten gewechselt und letzte Woche ging es super, er ist rein gegangen, hat sich gefreut etc., jeder hat gemeint, jetzt hat er es geschafft, aber ich war sehr skeptisch. Nun ging es gestern los, und die Erzieherin hat gesagt, dass er sich jetzt wohl dran gewöhnt hat, und ihm wirds langsam wieder langweilig. Heute morgen hat er nun wieder vor der Tür geweint und ich musst ihn rein schieben und dann schnell die Tür zu machen.
Er spielt wohl auch nicht gern mit den anderen Kindern, ist öfters abseits und sucht auch nicht wirklich Kontakt. Er kann sich auch nicht wirklich lange mit einer Sache beschäftigen und dann ist es schon wieder uninteressant.
Das macht mir alles sehr große Sorgen, aber man weiß ja auch nicht, was man anders machen soll.
Könnten Sie mir einen Tipp geben, wie ich ihm den Kindergarten erleichtern kann oder muss man es einfach so hinnehmen und hoffen, dass es irgendwann besser wird?
Vielen Dank im Voraus.
Freundliche Grüße
von
Lacrie
am 02.09.2015, 08:55
Antwort auf:
Nach 6 Monaten immer noch nicht gern in Kita
Liebe Lacrie,
haben Sie die Möglichkeit, Ihren Sohn morgens noch einmal für etwas längere Zeit in den Kindergarten zu begleiten? Fangen Sie bestensfalls mit einer "neuen" Eingewöhnung an. Meine Vorrednerin hat Recht, wenn sie schreibt, dass das Verhalten Ihres Sohnes wenig mit Langeweile zu tun hat. Innerlich möchte er nicht alleine im Kindergarten sein. Er kann sich darum gar nicht auf ein Spiel oder die anderen Kinder konzentrieren. Ihr Sohn sollte noch etwas Zeit bekommen, um mit einem guten Gefühl in den Kindergarten zu gehen.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 02.09.2015
Antwort auf:
Nach 6 Monaten immer noch nicht gern in Kita
Hallo,
offenbar wird in Eurem Kiga nicht die sanfte Eingewöhnung praktiziert, oder? Man kann Eingewöhnungsprobleme sehr wohl vermeiden, aber die meisten Kindergärten haben dazu keine Lust. Gute Kigas erlauben es den Eltern, anfangs den ganzen Vormittag dabei zu bleiben und sich allmählich für kurze, dann länger werdende Zeiten zu verabschieden. In unserem Kiga darf dies Wochen oder länger dauern, ohne dass irgendeine Erzieherin drängt oder klagt. Ich war bei meiner Tochter ein paar Tage, bei meinem Sohn sechs Wochen mit in der Gruppe, weil er sich anfangs schwer tat. Ich bin dann anfangs für 10 Minuten, später für eine halbe oder ganze Stunde weggegangen usw. So klappt die Eingewöhnung wirklich und ohne Tränen. Natürlich müssen die Erzieherinnen auch mithelfen: das Kind immer wieder einbeziehen, es weglocken, zum Mitmachen animieren, damit es sich lösen kann von der Mama.
Hauruck-Abschiede (zur Tür hineindrängen und weggehen) sind wirklich besonders schlimm für Kinder, leider werden sie immer noch in vielen Einrichtungen als normal angesehen und die Mütter ermuntert, diese schädliche Praxis ruhig anzuwenden.
Kleine Kinder unter drei Jahren sind oft noch besonders trennungsempfindlich. Dein Sohn ist innerlich noch nicht wirklich im Kiga angekommen. Das hat rein gar nichts mit "Langeweile" zu tun, sondern mit einer missglückten Eingewöhnung. Ich würde mit den Erzieherinnen besprechen, ob Du morgens länger da bleiben darfst. Oder ob Du ihn wesentlich kürzer schicken kannst, also anfangs vielleicht nur ein, zwei Stunden, damit er nicht so lange auf Dich warten muss. Versuche das doch mal - ruhig hartnäckig, nachdrücklich und ein bissl nervig. Falls es nicht geht: Ein Kiga, der hier null kooperiert, sondern auf seinem veralteten Konzept beharrt, ist unter Umständen die falsche Wahl gewesen.
Ich selbst habe damals bei meiner Tochter gewechselt. Sie war auch nach einem Jahr im ersten Kiga noch sehr unglücklich und weinte beim Bringen oder zwischendurch immer noch gelegentlich. Der Wechsel auf den neuen Kiga mit sanfter Eingewöhnung klappte dann wie gesagt inh. weniger Tage. Plötzlich sprach sie mit den Erzieherinnen, spielte mit, war fröhlich, ging richtig gern dorthin. Ich habe das erste Jahr im falschen Kiga im Nachhinein sehr bereut - so etwas muss nicht sein.
LG
von
Mijou
am 02.09.2015, 10:35