Ist meine Tochter verhaltensauffällig?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Ist meine Tochter verhaltensauffällig?

Guten Tag, Ich bin alleinerziehend und meineTochter ist 15 Monate alt und sehr anstrengend. Sie weint und kreischt fast den ganzen Tag. Man kann ihr nichts Recht machen. Es ist jetzt schon seit 6 Wochen so und wird immer schlimmer. Sie hatte schon oft anstrengende Phasen und weint seit ihrer Geburt sehr viel. Ich halte es echt nicht mehr aus. Wir stehen zwischen 7 und 8 morgens auf. Dann trinkt sie erstmal ihre Milchflasche und dann ziehe ich sie an. Danach geht es schon los. Sie schmeißt sich auf den Boden und kreischt aus vollem Halse. Ich darf nichts machen. Mich nicht frisch machen, Frühstück oder sonst was. Da ich diese Dinge aber nunmal tun muss,muss ich sie für den Moment schreien lassen. Wenn wir dann frühstücken,geht das Theater weiter. Es wird nur gemeckert und geweint. Alles was ich ihr anbiete wird wütend weg geworfen. Das einzige was sie essen möchte ist Joghurt und ein Ei. Habe aber gehört,dass man davon nicht zu viel geben soll,wegen den Nieren. Nachdem ich unter Kreischerei das Frühstück abgeräumt habe spielen wir etwas oder gehen einkaufen. Beim Spielen ist sie schnell frustriert und flippt dann manchmal richtig aus. Zum Mittag essen gibt es verschiedenes. Meistens Gemüse,Kartoffeln,Nudeln,Fleisch oder Fisch. Alles was ich ihr anbiete,fliegt wieder durch den Raum. Nach dem "Essen" macht sie Mittagsschlaf. Meistens 2 Stunden. Seit 2 Wochen geht sie Nachmittags zu einer Tagesmutter,damit ich überhaupt mal dazu komme etwas im Haushalt zu schaffen. Ich hole sie um 18 Uhr wieder ab und dann geht das Theater weiter. Lege mich dann erstmal zu ihr auf den Boden und versuche mit ihr zu spielen und sage ihr,dass ich sie vermisst habe und mich freue,dass sie wieder da ist. Sie weint aber weiter und ist unzufrieden. Wenn ich in einen anderen Raum gehe,kommt sie weinend hinterher und lässt sich auf den Boden fallen und kreischt wieder richtig los. Wie das Abendbrot verläuft brauche ich denke ich nicht zu erwähnen. Sie geht zwischen 19 und 20 uhr mit Abendflasche ins bett. Das einschlafen klappt meistens gut aber sie wird sehr oft wach und weint sehr viel. Meine Tochter ist wirklich mein Ein und Alles und ich liebe sie sehr. Es tut mir so weh,das jeden Tag mitzuerleben. Ständig frage ich mich,ob ich eine schlechte Mutter bin. Oder ob sie Schmerzen hat. Aber auch nach der Gabe von Schmerzzäpfchen verändert sich nichts. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.

von Lounika am 14.07.2015, 11:57



Antwort auf: Ist meine Tochter verhaltensauffällig?

Liebe Lounika, Ihre Tochter ist nicht verhaltensauffällig. Sie ist ein ganz normales kleines Persönchen von 15 Monaten. Versuchen Sie, den Tag mit Ihrer Tochter auf dem Arm zu beginnen. Decken Sie den Tisch mit ihr zusammen, auch, wenn es anstrengend ist. Vielleicht können Sie die meisten Sachen auch schon am Abend gedeckt haben, dann muss Ihre Tochter nicht so lange warten. Ihre Tochter lehnt die "anstrengenden" Dinge, wie Brot oder Müsli zum Frühstück vermutlich ab, weil sie von der Milchflasche schon satt ist. Joghurt oder Ei müssen nicht gekaut werden und passen immer noch ins Bäuchlein. Bei Ei sollten Sie aufpassen. Tatsächlich sollte Ihre Tochter nicht mehr als ein bis zwei Eier in der Woche essen (Ei in Keksen, Nudeln etc. ist zusätzlich erlaubt). Vielleicht verbannen Sie die Eier vorübergehend vom Frühstückstisch. Es kann hilfreich sein, auf die Morgenflasche zu verzichten oder aber das Frühstück nach hinten zu verlegen, damit Ihre Tochter auch wieder Hunger hat. Wieviel Zeit liegen zwischen Frühstück und Mittagessen? Oftmals sind die kleinen Essensverweigerer tatsächlich satt und benötigen noch keine Mahlzeit wieder. Bieten Sie Ihrer Tochter gerne etwas an. Möchte sie nicht essen, dann versuchen Sie es nach dem Mittagsschlaf noch einmal. Üben Sie keinen Druck aus. Ihre Tochter wird essen, wenn sie Hunger hat. Nach dem Besuch bei der Tagesmutter ist Ihre Tochter müde. Die andere Umgebung, andere Kinder usw. sind sehr anstrengend für kleine Kinder. Setzen Sie sich mit Ihrer Tochter auf´s Sofa oder auf den Boden und bieten ihr so eine Kuscheleinheit an. Mag sie lieber spielen, wird sie sich von Ihnen entfernen, mag sie nicht, bleibt sie bei Ihnen sitzen. Dass Sie nicht in einen anderen Raum gehen dürfen, ist für das Alter ganz normal. Nehmen Sie Ihre Tochter mit, wenn Sie in einen anderen Raum gehen, damit sie sich nicht so reinsteigern muss. Hat Ihre Tochter am Nachmittag bei der Tagesmutter gegessen und auch zur Abendbrotzeit noch keinen richtigen Hunger wieder oder ist sie zu der Zeit schon wieder zu müde? Notieren Sie mal die Zeiten, zu denen Ihre Tochter etwas isst und was sie isst, Milchflasche und Zwischenmahlzeiten bitte auch. Können die Abstände zwischen den Mahlzeiten vergrößert bzw. die Zwischenmahlzeiten weggelassen werden? Probieren Sie es mehrere Tage in Folge aus. Hat sich das Verhalten am Essenstisch verändert? Wichtig ist auch, dass Sie gemeinsam mit Ihrer Tochter die Mahlzeiten einnehmen, damit sie ein Vorbild zum Abgucken hat. Sie sind keine schlechte Mutter. Sie versuchen alles, damit es Ihnen und Ihrer Tochter gut geht. Schenken Sie ihr weiterhin Ihre Liebe und Aufmerksamkeit und es werden auch wieder ruhigere Zeiten auf Sie Beide zukommen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 14.07.2015