Hat mein Sohn eine schlechte Bindung zu mir?

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Hat mein Sohn eine schlechte Bindung zu mir?

Hallo, Diesen Sonntag wird mein Sohn 1 Jahr alt. Manchmal beschleicht mich das Gefühl das ich für meinen Sohn eine schlechte Mutter bin oder er keine Bindung zu mir hat. Ich beschreibe einfach mal was ich meine; Seit Oktober geht mein Sohn in die Krippe, er ist sehr neugierig und sehr aufgeschlossen. Mein Sohn hat noch nie(!!!) gebrüllt als ich ihn in der Krippe abgegeben habe. Gut, man sagte mir das es so Kinder gäbe und das es auch ganz plötzlich kommen kann. Als mein Sohn jünger war musste ich ihn 1 oder 2 mal in die Obhut meiner Mutter geben und es hat ihn nie wirklich gestört. Wenn ich ihn morgens in die Krippe bringe habe ich das Gefühl das er es nicht abwarten kann bis ich ihn im Gruppenraum auf den Boden setzt, und sofort bin ich vergessen. Am Nachmittag wenn ich wieder komme, strahlt er mich schon an und kommt mit langsam entgegen gekrabbelt. Aber meist bleibt er auf seinem po sitzen und wartet bis ich ihn hole. Zuhause kann er sich auch gut mit sich alleine beschäftigen. Momentan ist laufen mit festhalten am Sofa oder ähnliches ganz toll und wichtig. Manchmal möchte er auch sich von mir beschäftigten lassen. Aber er zeigt mir eindeutig wann es wieder gut ist. In dem er einfach von mir wegkrabbelt. Und dann kommt er bestimmt 5 min nicht. Wenn ich dann meiner Arbeit nachgehen kommt er und schaut. Ich persönlich bin momentan sehr angespannt. Ich weiß mein Sohn merkt das! Aber wir hatten von ca 2 Wochen nur einen norovirus daheim und nun aktuell wieder. Ich bin angespannt deswegen weil ich einen tag nach seinem Geburtstag wieder arbeiten gehen muss. Und ich mache mir Gedanken weil er ja in der Eingewöhnung 2 mal länger krank war. Aber eigentlich ist er dies bezüglich sehr entspannt. Dann mache ich mir noch Gedanken wie das wird wenn mein sohn krank ist und ich daheim bleiben muss. Das und noch mehr belastet mich sehr momentan. Wir hatte eine sehr anstrengend Zeit hinter uns seit Oktober. Erst eine Erkältung und dann den norovirus. Und bei beiden Krankheiten waren mein Mann und ich auch betroffen. Manchmal wenn ich sehr verzweifelt bin und nicht weiß ob es so richtig ist oder anders bin ich gereizt. Ich habe auch schon meinen Mann regelrecht angebrüllt und bin dann weinend zusammengesackt. Es kam auch schon häufiger vor das ich mich meinem Sohn gegenüber im Ton vergriffen habe. Was mir dann immer wahnsinnig leid tut und ich hasse mich dann im selben Augenblick. Manchmal wenn ich auf dem Sofa sitze und er spielt am Boden kommt er zu mir gekrabbelt und kuschelt sich an mein Bein. Meist will er nur gestreichelt werden und dann will er weiter spielen und dampft wieder ab. Wenn er müde ist dann will er auch für 1-2 Minuten auf den Arm und lehnt richtig den Kopf bei uns an der Schulter an. Aber dann wird er zappelig und will wieder runter. Ich habe schon öfters gehört das Kinder bewusst erst viel später kuscheln wollen. Ich habe einfach nur Angst das ich meinen Sohn zu oft angepflaumt habe und er sich das gemerkt hat und wir deswegen keine Bindung zu einander haben. Manchmal ist er zu keinem Mann anderes. Aber zu 90% macht er auch alles was ich ihnen beschrieben habe auch bei meinem Mann. Konnten wir vielleicht beide keine Bindung zu ihm aufbauen? Und nur um das zu sagen, ich würde meinen Sohn niemals hauen. Aber auch im Ton vergreiffen kann eine Bindung stören oder? Vielen dank

von LeBiRo2015 am 08.11.2016, 19:28



Antwort auf: Hat mein Sohn eine schlechte Bindung zu mir?

Liebe LeBiRo2015, meine Vorrednerin Mijou hat schon sehr gut geantwortet, so dass ich dem nichts mehr hinzufügen kann. Glauben Sie an sich. Sie sind eine liebevolle, gute Mutter und Ihr Sohn weiß, dass Sie immer für ihn da sind und kann aus dem Grund ganz entspannt die Krippe besuchen. Ihr Sohn hat keinesfalls eine schlechte Bindung zu Ihnen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 09.11.2016



Antwort auf: Hat mein Sohn eine schlechte Bindung zu mir?

Ich wollte auch gern etwas Beruhigendes dazu sagen, wenn ich darf! Zunächst mal: Du bist eine ganz normale Mutter. Und Du bist genau die Mama, die Dein Sohn will, er möchte keine andere. Und er ist auch nicht schlecht an Dich gebunden. Gerade dass er sich so entspannt in der Kita verhält, liegt daran, dass er sich sicher gebunden weiß. Außerdem ist er noch sehr jung, es kann gut sein, dass er später noch sehr viel trennungsempfindlicher wird. Auch das wäre normal. Im Moment bist Du sehr gestresst. Als ob das noch nicht genug ist, belastest Du Dich auch noch zusätzlich mit unrealistischen Erwartungen an Dein Mutter-Sein. Du glaubst, eine gute Mutter ist fast immer geduldig, liebevoll, gut gelaunt. Das ist ja auch das Bild, das Werbung und Gesellschaft vermitteln. Auch die Bindungstheorie kann - falsch verstanden - mehr schaden als nutzen. Sie sagt nämlich übrigens auch: Es gibt ein emotionales Bindungs-Konto beim Kind: Man kann davon abheben (z. B. durch Schimpfen), aber auch Einzahlen (durch Liebe). Letztlich sei entscheidend, dass die Bilanz unterm Strich stimmt, es also immer ein "Guthaben" an Liebe gibt beim Kind. Eine Mutter darf also auch mal absolut genervt, überfordert, gereizt, ungeduldig, ungerecht und meckerig sein. Sie darf auch mal laut werden! Jeder Mutter passiert es manchmal, dass sie überlastet oder entnervt ist - sogar denjenigen Müttern, die nach außen hin immer so fröhlich und perfekt wirken! Auch die hört man hinter verschlossenen Türen erstaunlicherweise ganz schön schreien, wenn man zufällig mal vorbei kommt. Sehr entlastendes Aha-Erlebnis übrigens! Um die Bindung zu einem Kind wirklich zu zerstören, braucht es viel mehr! Natürlich ist es gut, wenn einem das Anschreien so selten wie möglich passiert, gut ist das für das Selbstwertgefühl des Kindes nicht, das weiß ja auch jeder. Steh' aber dazu, dass auch Du nicht die erste perfekte, stets gütige und geduldige Mutter sein wirst, die die Welt seit der Heiligen Maria gesehen hat! Halte es aus, dass Du manchmal aus der Haut fährst. Wenn Du das akzeptieren kannst, wird es Dir erstaunlicherweise sogar seltener passieren - weil Du nicht mehr so einen Krampf darum machst. Du wirst generell entspannter mit Deinem Sohn sein. Mir sagte mal eine Entwicklungspsychologin: Die Schuldgefühle, die Mütter manchmal tagelang haben, können für ein Kind wesentlich belastender sein, als der eigentliche Wutausbruch. LG

von Mijou am 09.11.2016, 13:11



Antwort auf: Hat mein Sohn eine schlechte Bindung zu mir?

Ich finde mich in deinen Worten total wieder!meiner geht jetzt 2mal mittags für je 3std zu einer tagesmutter .und es juckt ihn nicht wenn ich gehe oder wiederkomme. ich mache mir auch solche Gedanken ob er vllt nicht sicher gebunden ist... ich War die ersten Monate nach der Geburt sehr überlastet,schlecht drauf, habe Viel geweint und alles war zuviel.die Nächte waren die Hölle mit seinen blähungen bis zum 8.Monat und ich war nur genervt. Ich weiß halt nicht wIe viel es braucht zum unsicher-vermeidenden verhalten. .. bin sehr gespannt auf die expertenantwort...

von lafatina79 am 09.11.2016, 15:23



Antwort auf: Hat mein Sohn eine schlechte Bindung zu mir?

Danke euch schon einmal für die aufbauenden Worte. Dies nimmt mir auch meine Sorge nicht gut genug für meinen Sohn zu sein. Man bekommt immer vor gegaukelt als Mutter immer gut gelaunt zu sein und nie schlecht drauf zu sein. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, was mir auch schon manchmal zum Verhängnis wurde. Ich möchte meinen Sohn in keiner Weise verletzen. Werder mit Worten noch mit Taten. Aber das Bild was wir vorgeschrieben bekommen macht es einem einfach nicht einfach. Und das es hinter verschlossenen Türen auch anderes sein kann ist mir nie in den Sinn gekommen. Es hilft einem schon sehr zu wissen das man nicht alleine mit diesem perfekten Bild zu kämpfen hat. Vielen Danke euch.

von LeBiRo2015 am 09.11.2016, 22:12



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