Erziehung 16 Monate altes Kleinkind

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Erziehung 16 Monate altes Kleinkind

Liebe Frau Ubbens, ich habe viel gelesen und bin doch nicht schlauer geworden: Wie erzieht man ein 16 Monate altes Kleinkind? Erzieht man es überhaupt aktiv oder ist dafür zu früh? Was versteht das Kleinkind schon? Im Moment haben unser Sohn und ich manchmal sehr anstrengende Phasen. Er weiß dann selber nicht genau, was er will - das aber mit aller Macht bis zum regelrechten Schreianfall. Heute zum Beispiel beim Frühstück (Mittagessen lief ähnlich ab): Zwei Löffel von seinem Müsli, dann dringend in meinem Müsli rumstochern. Das ist zu hart, dann eben der Fruchtbecher, dann was trinken oder nicht oder doch das eigene Müsli oder Mamas Müsli oder Löffel werfen oder aufstehen ... Am Ende hat er sich in Rage geschrien. Ich habe am Anfang seine Wünsche weitestgehend erfüllt. Wobei ich mich da schon frage, ob ich ihm nicht schon sagen kann, dass jeder seine eigene Müslischale hat? Dann war ich still, habe ihn zetern lassen. Als er weiter aufdrehte, habe ich laut gesagt "Schluss jetzt. Das Frühstück ist beendet." und habe ihn aus dem Hochstuhl auf den Boden gesetzt. Danach waren wir beide kaputt und traurig. Das ist doch blöd! Solche Situationen haben wir jetzt öfter. Er heult sich in Rage, will Dinge unbedingt, akzeptiert kein "nein" oder weiß selber nicht, was er gerade möchte. Ich frage mich, wie ich reagieren soll. Ich fühle mich als schlechte Mutter, suche verzweifelt das richtige Maß zwischen Konsequenz und Milde, Erlauben und Verbieten. Schafft eine Mutter es, immer "gütig" zu sein? Meine Nerven sind manchmal zum Zerreißen gespannt. Dann werde ich teilweise laut oder ruppig. Danach habe ich den Rest des Tages ein schlechtes Gewissen und fürchte, sein Urvertrauen zerstört zu haben. Was versteht der kleine Mann schon? Was kann ich ihm zumuten, was ist noch zu viel? "Nein" versteht er doch schon, nicht wahr? Warum finden "Kämpfe" so oft beim Essen statt? Vielen Dank Ihnen vorab! Liebe Grüße Maria

von FroggyMan am 05.10.2015, 13:25



Antwort auf: Erziehung 16 Monate altes Kleinkind

Liebe Maria, Ihr Sohn versteht ein Nein, wird aber vielleicht noch zwei Monate ausprobieren, ob ein Nein auch wirklich Nein bedeutet. Mit etwa 18 Monaten verstehen Kinder, dass ein Nein tatsächlich immer Nein bedeutet. Ihr Sohn lernt sich als eigene Persönlichkeit mit eigenem Willen kennen. Dieses irritiert ihn und er weiß mit seinem neu gewonnenen Wissen noch nicht umzugehen. Was will ich eigentlich? Mein Müsli, Mamas Müsli, gar kein Müsli? Meist dauert diese Phase ein paar Wochen und geht dann wie von selbst wieder vorbei. Bis dahin heißt es starke Nerven zu behalten. Es gehört zur normalen Entwicklung dazu. Dennoch können Sie klar sagen, was erlaubt ist und was nicht. Dein Müsli - ja, Mamas Müsli - nein. Schreit sich Ihr Sohn in Rage, dann bleiben Sie in seiner Nähe. Meist wollen sich die Kinder im ersten Moment nicht trösten lassen, kommen dann aber nach kurzer Zeit auf Mama zu und möchten in den Arm genommen werden. Sie dürfen gerne auch mal nicht "gütig" sein. Ihr Sohn weiß um Ihre Liebe und dass Sie ihn nach dem laut werden auch wieder leise begegnen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 07.10.2015



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