Frage:
Erziehen ohne bestrafen und drohen?
Liebe Frau Ubbens,
uns geht es leider oft wie den Eltern in dem Film "Wege aus der Brüllfalle". Kennen Sie den? Nur leider funktionieren die Tipps bei uns nicht wirklich. Wir haben drei Kinder, 4, 3 Jahre und das Kleinste ist 6 Monate alt.
Wir möchten unsere Kinder liebevoll erziehen und manchmal habe ich das Gefühl, das ist schon ein Widerspruch in sich. Sie hören überhaupt nicht. Man sagt alles tausend Mal oder hilft ihnen bzw. macht es selbst.
Früher hatte ich dafür auch noch mehr Zeit, aber jetzt muss alles etwas schneller gehen und wir mögen nicht dauernd brüllen oder drohen. Schlagen kommt für uns nicht in Frage, aber wir fühlen uns hilflos, denn die Kinder nehmen uns nicht ernst.
Sie lachen uns aus oder reagieren gar nicht! Erst wenn man sagt, "dann kriegst Du dies nicht" oder sagt, dann schläfst Du in der Jeans (beim Schlafanzug anziehen), der Zahnarzt das nächste Mal ganz traurig ist, wenn er die Zähne sieht (Zähne putzen), wir aus Verzweiflung sie alleine (in ihrem Zimmer) lassen und in die Küche gehen, weil sie mal wieder nicht aufräumen, fangen sie manchmal unter größtem Protest an, etwas zu tun.
Wenn ich stille, hören sie übrigens überhaupt nicht, da sie wissen, Mama sitzt "gefesselt" auf dem Sofa :-(.
Das kostet so viel Kraft, die wir bald nicht mehr haben.
Können Sie uns vielleicht noch ein paar Tipps geben.
Vielen Dank!!!
von
Tine18
am 21.04.2016, 15:12
Antwort auf:
Erziehen ohne bestrafen und drohen?
Liebe Tine18,
gehen Sie auf Augenhöhe zu Ihren Kindern, wenn Sie möchten, dass sie etwas bestimmtes tun. Achten Sie darauf, dass die Kinder auch erst das erledigen, was Sie gesagt haben. Überlegen Sie sich, was Ihnen wichtig ist, dass die Kinder es umsetzen oder ob ein "Kompromiss" gilt, wie z.B., dass es in Jeans ins Bett geht, wenn sich die Kinder nicht umziehen wollen.
Überlegen Sie auch, in welchen Situationen die Kinder schon selbständig handeln können und in welchen sie vielleicht noch überfordert sind. Morgens z.B. fällt es Kindern mit 3 und 4 Jahen noch schwer, sich anzuziehen und sie dürfen gerne noch Unterstützung bekommen. Beim Aufräumen ist es ähnlich. In dem Alter brauchen Kinder meist noch die Unterstützung eines Erwachsenen, der ihnen sagt, was sie als nächstes in welche Kiste legen müssen usw.
Beim Stillen können Sie die Großen neben sich setzen und ihnen z.B. ein Buch vorlesen. So bekommen auch die Großen Aufmerksamkeit und können in der Zeit nicht Nicht-Hören.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 23.04.2016
Antwort auf:
Erziehen ohne bestrafen und drohen?
Hallo....
Unsere Situation ist quasi die gleiche. Wir haben 2 Jungs (3 und 5) und ein kleines Mädchen (8 Monate). Bei uns läuft im Hintergrund immer irgendwo ne sand- oder eieruhr =o) da ich es leid war mich ständig selbst motzen zu hören, hab ich auf klare Signale gesetzt. Z.b. Abends umziehen: nach dem Abendessen gehen wir alle gemeinsam hoch. Ich stell die eieruhr auf 15 Minuten und dreh die Sanduhr rum. So sehen Sie wieviel Zeit schon rum ist. Wer nicht umgezogen ist wenn die eieruhr klingelt hat den nächsten Tag fernsehfrei und kann dann in DER Zeit bisschen rumtrödeln. Danach putzen wir einem nach dem anderen die Zähne. Mein Mann kümmert sich vornehmlich um die Jungs, ich mich ums Baby und unterstütze meinen Mann wenn die kleine fertig ist. Die ersten 2 Wochen habe ich jeden Abend ein paar mal sagen müssen was passiert wenn die Uhr klingelt, inzwischen sage ich nur noch die Uhr läuft ;o)
Morgens ähnliches Prozedere: ich wecke die Jungs und stelle die eieruhr. Bis die klingelt können Sie noch in ihren betten kuscheln oder zu uns kommen. Das sind i.d.r. Noch so 20 Minuten. Dann geht's ins Bad. Da haben sie ebenfalls ca 20 Minuten Zeit, bis der Hahn kräht (wecker) der signalisiert dass wir runter gehen für Schuhe und jacke anziehen.
Beim aufräumen ist es bei uns so, dass die nächste Aktivität nicht beginnt so lang nicht zumindest grob aufgeräumt würde. Z.b. Erst aufräumen bevor wir auf den Spielplatz gehen etc. Je nach Wochenendprogramm wird Samstag oder Sonntag abend richtig aufgeräumt. nach 30 Minuten kommt Mama dazu und alles was noch rumfliegt oder nicht anständig aufgeräumt wurde kommt in einen sack und tritt die Reise zur Mülltonne an....i.d
R. Ist da nichts mehr übrig. Irgendwann muss man sich nicht mehr ständig mit Konsequenzen den Mund fusselig reden, aber man muss sehr flexibel sein...Zumindest am Anfang...Da fällt viel Eis essen gehen / fern sehen / etc aus ;0)
Gutes gelingen
von
BobbyMarlene78
am 21.04.2016, 21:20
Antwort auf:
Erziehen ohne bestrafen und drohen?
Das mit der Eieruhr ist gar keine schlechte idee gefällt mir:-)
von
Andy-Pagal
am 22.04.2016, 11:20
Antwort auf:
Erziehen ohne bestrafen und drohen?
Hallo Tine,
Bei uns hat es die ganze Situation entspannt, dass ich mir klar gemacht habe, was mir wichtig ist und nicht verhandelbar und andere Sachen dann zwar 1-2 mal angemahnt habe, aber dann nicht mehr.
Will er mit der Jeans ins Bett, soll er. Möchte er seinen KiGa-Rucksack nicht zum Fahrrad runter tragen, bleibt der Rucksack eben im Haus...
Das reduziert schon mal die Frust-Situationen und für die Kinder ust es einfacher, wenige Regeln, die aber konsequent gelten, einzuhalten. Ansonsten bemühe ich mich um logische Konsequenzen: Ist die Schmutzwäsche nicht im Wäschekorb, sondern liegt im Zimmer herum, wird sie nicht gewaschen, etc. Dann sind morgens eben mal keine Lieblingsshirts und -hosen verfügbar...
Beim Zähneputzen haben wir den Kindern klipp und klar gesagt, dass ihre Zähne dann kaputt gehen, ausfallen, das sehr weh tut und sie nicht mehr essen können. Das hat geholfen. Ein trauriger Zahnarzt interessiert doch keinen ;-)
Viel Erfolg!
von
Ninu
am 22.04.2016, 12:32
Antwort auf:
Erziehen ohne bestrafen und drohen?
Ich danke allen für die hilfreichen Tipps und das Gefühl, nicht alleine zu sein bzw. was falsch zu machen!!!
von
Tine18
am 22.04.2016, 14:41
Antwort auf:
Erziehen ohne bestrafen und drohen?
Hallo.
Wir haben hier dasselbe Problem mit kleinen Unterschieden. 4,5 J., 2 J und 7 Monate (wobei das Baby ja rausgenommen werden muss).
Meine ältesten Jungs gehen hier auch über Tische und Bänke und stellen auf Durchzug. Sie wissen beide, was aufräumen heißt und wie es geht, aber nur durch Androhung von wegwerfen klappts einigermaßen. Der 2jährige schert sich darum aber nicht, der große schon eher. Was aber auch schlimm ist, dass sie das Eigentum von anderen (meins, Papa oder Omi) nicht respektieren. Sie machen es kaputt und finden es noch lustig.
Momentan habe ich das Gefühl, dass mein Großer in den Anfängen der Pupertät ist...
Die Idee mit der Eieruhr find ich gut. Probier ich mal aus.
LG
von
Sylphinia
am 25.04.2016, 11:07