Frage: Er isoliert mich

Liebe Frau Ubbens! Bei uns herrscht eine etwas verzwickte Situation. Mein Sohn wird im August 2 Jahre alt. Er war zeitlebens ein anhängliches Kerlchen. Papa ist wenig greifbar, arbeitet viel, nimmt sich Zeit für sich. Nachts, in Sachen Pflege, bei sämtlichen Nöten und neuerdings bei der Erziehung war/bin ich allein zuständig. Seit 2 Jahren Verantwortung 24/7. Bisher habe ich trotz chronischer Übermüdung einen ganz guten Job geleistet. Er ist ein Sonnenschein, charmant, verschmust und ein Spaßvogel. Aber eine gewisse Art an ihm lässt mich zweifeln: Er lässt niemanden an sich ran außer mich. Vor allem nicht seinen Vater. Bei Oma, die wir sehr oft sehen, geht es einigermaßen, aber Papa darf nichts. Nicht wickeln, nicht spielen, nicht anfassen....Er hört auch nicht auf ihn. Eine Unterhaltung zwischen uns Eltern ist kaum möglich, der Kleine will ständig was von mir und wird sehr zornig wenn ich ihn auf später vertröste. Ablenkung hilft nicht. Ist Papa nicht da und ich sage "das geht gerade nicht weil xy, lass uns das später machen" - kein Problem. Er will mich für sich allein. Ähnlich geht es mir mit Bekanntschaften. Wir kennen viele gleichaltrige Kinder, ich verstehe mich mit deren Mamas, aber er crasht jeden Spiel-Besuch. Egal ob wir zu Besuch sind, wie viele Kinder sich dort aufhalten, oder ob wir einladen - egal ob mehrere Kinder oder ein einzelnes Mama-Kind-Gespann - es geht nicht. Er will niemanden sehen, fürchtet die Kinder und will nur mit mir spielen. Sonst gibt es ein Mords-Theater. Spielgruppe, Turnen ... Vieles hab ich versucht. Eine schöne Zeit ist was anderes. Wir unternehmen viel zu zweit, da ist er das liebste und verständigste Kind. Ich hab die Besuche/Unternehmungen dann aufgegeben, weil ich ihn ja nicht zwingen kann, aber ich merke deutlich, dass nur die Mama ihm auch nicht genügt. So viel Abwechslung kann ich ihm gar nicht bieten, auch wenn ich mich sehr viel mit ihm beschäftige. Er ist grantig, manchmal haut er zu, er provoziert. Aber er läuft mir dennoch auf Schritt und Tritt nach. In 90 Prozent der Fälle bleibe ich cool, aber oft hetzt und isoliert er mich so sehr, dass ich genervt reagiere. Ich schreie nicht, aber ich maule halt vor mich hin. Mein "Experten"-Umfeld (Mann, Schwiegermutter) wittert das Problem bei mir - ich sei zu lasch, eine strengere Hand sei nötig. Ich muss eh schon alle unpopulären Dinge erledigen und seinen Zorn aushalten, da will ich nicht auch noch zusätzlich ungut zu ihm sein. Noch dazu auf geheiß, und nicht weil ich es für angebracht halte. Mit 3 Jahren soll er in den Kindergarten, da gehe ich wieder arbeiten, aber schon jetzt sehe ich schwarz, was das Alleinsein mit vielen anderen Kindern betrifft. Liegt's wirklich an mir? Am Papa? Ich brauche Ihren objektiven Rat! Danke und Grüße von Fonsine

von Fonsine am 21.07.2015, 10:50



Antwort auf: Er isoliert mich

Liebe Fonsine, im Großen und Ganzen kann ich meiner Vorrednerin nur Recht geben, ABER, nicht nur Ihr Sohn ist wichtig, sondern auch Sie als eigenständige Person. Darum mein Rat: Seien Sie für Ihren Sohn da. Besuchen Sie Spielplätze u.ä., damit Ihr Sohn grundsätzlich die Möglichkeit hat, sich mit anderen Kindern auseinanderzusetzen bzw. in Kontakt zu treten. Nun zu Ihnen: Sprechen Sie mit Ihrem Mann ab, dass Sie möchten (erwarten), dass er sich regelmäßig und sei es für zwei Mal eine Stunde in der Woche, alleine um seinen Sohn kümmert. In der Zeit gehen Sie außer Haus. Verabschieden Sie sich kurz (und schmerzlos) von Ihrem Sohn und gehen. Vermutlich wird sich Ihr Sohn recht schnell beruhigen und mit dem Papa spielen. Sind Sie greifbar, wird es zwischen den Beiden zum jetzigen Zeitpunkt nicht funktionieren, was aber altersspezifisch ist. Sie sollten an sich denken und sei es auch nur, um ein Stündchen spazieren zu gehen, sich im Cafe einen Milchkaffee zu gönnen o.ä. Es wird Ihnen gut tun und damit auch Ihrem Sohn. Klappt das Zusammenspiel zwischen Papa und Sohn gut, können Sie die Zeiten natürlich ausdehnen, wenn Ihr Gefühl dafür spricht. Ansonsten haben Sie tatsächlich noch ein wenig Geduld. Ein Jahr weiter und Ihr Sohn wird ein aufgeschlosseneres Verhalten anderen Kindern gegenüber zeigen und sich von Ihnen lösen. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 22.07.2015



Antwort auf: Er isoliert mich

Bleib entspannt!!!! Gaaaanz normal!!! Du bist Bezugsperson Nr.1 und wirst es auch noch bleiben....dann eines Tages wirst du merken, dass das nachlässt und dein Kind immed selbstständiger wird. Versprochen! Woher ich das weiß? Meine Tochter war genauso. Nur Mama zählte. Es war keine Fremdbetreuung möglich. Weder Papa noch sonst wer. Ich konnte erst gehen, wenn sie geschlafen hat, fest und in der Nacht, damit sie nicht aufwacht und Mama ist nicht da....No way!! Und weißt du was das Beste ist? Weder ich noch Du haben was falsch gemacht! Unsere Mäuse sind halt so und haben den Vorteil die Mama/Familie in den ersten 3 Jahren als sichere Hafen zu haben. Die müssen nicht in den Kiga, sie müssen sich nicht schon mit fremden Situationen alleine auseinandersetzen. Sie genießen wirklich den sicheren Familienhalt und bauen dadurch eine sichere Bindung auf. Und wenn du mal so ein bisschen andere Kinder beobachtest, wirst du merken das Kinder mit 2 noch gar nicht mit anderen spielen. Es ist eher ein interesse am anderen Kind da (oder auch nicht) ansonsten gibt es nur ein MEIN Spiel und kein Zusammenspiel. Aber sei gewiss: Der Endeckerdrang ist groß! Mit 3 sieht die Welt schon anders aus...und dann sind andere Kinder und das spielen mit ihnen super Interessant! Meine Tochter kommt in 3 Wochen in in den Kindergarten. Sie ist dann 3.5 Jahre alt UND kann es gar nicht mehr abwarten endlich da hin zu kommen! Sie war genauso wie dein Kleiner ;-) Unabhängig was Frau Ubbens dir antworten wird... (sie ist in meinen Augen sehr kompetent!) Und ich hoffe sie ist da auch nicht böse drum...würde ich dir empfehlen auf Dr. Posth Seite hier im RuB mit der Psychologie und Entwicklung von Babys und Kleinkinder auseinandersetzen. Dann verstehst du auch das dein Sohn normal ist. LG Lg

von alexrasselbande am 22.07.2015, 01:18