Dreijährige sucht Aufmerksamkeit, "Mitgeh-Problematik"

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Dreijährige sucht Aufmerksamkeit, "Mitgeh-Problematik"

Hallo Frau Ubbens, Bereits letzte Woche habe ich eine Frage gestellt zu meiner fast Dreijährigen Tochter. Sie meinten, wenn sie Aufmerksamkeit sucht durch spucken etc. während ich die 3 Monate alte Schwester stille, soll ich nein sagen und den Raum verlassen oder mich auf das Baby einlassen. Nun ist es so, das meine Tochter dennoch an mir hängt und dann nachrennt, wenn ich den Raum verlasse, sie dort blödsinn macht und neuerdings an meiner Kleidung reißt und sich hinhängt und mich haut während ich gerade stille. Ich kann in dem Moment mein Baby ja nicht ablegen bzw hab ich keine Hand frei um meine ältere Tochter von mir los zumachen oder sie in das andere Eck des Zimmers zu setzen. Ich habe das Gefühl ich kann aus der Situation nicht raus ... Mich und das Baby einzusperren ins Bad oder so geht ja auch nicht, sonst zerlegt mir die große die Wohnung. Sie sucht nach Aufmerksamkeit bis sie sie bekommt. Desweiteren haben wir folgende Situation, die sich schon lange ähnlich abspielt und ich nicht weiß ob ich richtig reagiere: bereits iN der Schwangerschaft und auch jetzt, wenn ich das Baby im Maxi cosi habe, möchte meine Tochter oft nicht vom Auto ins Haus reingehen. Sie sagt "ich mag nicht rein" und bleibt in Carport stehen oder fängt das Spiel " ich lauf mal davon, mal schauen ob Mama hinterherkommt". Ich muss dazusagen, von Carport bis Haustür geht's die Hofeinfahrt (10 Meter) rauf und die Einfahrt ist nicht durch ein Tor von der befahrenen Straße abgesperrt. Ich kann sie nicht dort allein stehen lassen bzw muss ich einfach ins Haus, weil das Baby weint oder es pressiert und sie bockt dann rum und lässt sich dann extra hängen, wenn ich sie am Arm mitnehme oder schmeißt sich auf dem Boden. Letztendlich zerre ich sie an einem Arm hängend nach oben, aber das kann es ja nicht sein, oder? Ich hoffe, Sie können mir helfen. Viele Dank

von mauserl-Mama am 03.04.2017, 13:47



Antwort auf: Dreijährige sucht Aufmerksamkeit, "Mitgeh-Problematik"

Liebe mauserl-Mama, wie reagiert Ihre Tochter, wenn Sie sich zeitgleich mit ihr beschäftigen, während Sie das Baby stillen, wie z.B. etwas vorlesen? Bleibt sie bei Ihnen sitzen und mag sich die Geschichten anhören? Die vorgeschlagene Konsequenz bezieht sich auf Situationen, in denen es auch die Möglichkeit gibt, diese umzusetzen. Ist die Problematik gerade beim Stillen so groß, fallen Ihnen vielleicht auch noch andere Beschäftigungsmöglichkeiten ein, wie malen, puzzlen usw. Dies geht auch mit einer Hand. Gleichzeitig sollte Ihre Tochter auch im Beisein des Babys mehr oder weniger alleinige Aufmerksamkeit bekommen, damit sie diese nicht ganz so stark beim Stillen einfordern muss. Spielen Sie mit Ihrer Tochter und legen das Baby neben sich. Das Baby ist bestimmt auch ein paar Minuten zufrieden, wenn es Ihnen Beiden zugucken darf. Mag Ihre Tochter nach dem Aussteigen aus dem Auto nicht ins Haus gehen, stellen Sie die Babyschale an die Seite und gehen erst mit Ihrer großen Tochter ins Haus. Vielleicht können Sie dies in ein kleines Spiel packen. Gemeinsam hüpfen, rückwärts gehen, Schritte zählen o.ä.. Gelingt es nicht, Ihre Tochter dazu zu begeistern, tragen Sie sie ins Haus. Da Sie beide Hände frei haben, müssen Sie sie nicht am Arm zerren. Ist Ihre Tochter im Haus holen Sie das Baby nach. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 04.04.2017



Antwort auf: Dreijährige sucht Aufmerksamkeit, "Mitgeh-Problematik"

Hallo, entschuldige, dass ich mich dazwischen schalte, beim Lesen sind mir nur zwei Gedanken gekommen: 1. War deine Große vorher schon so oder erst, seit das Baby da ist? Wenn es erst seit dem so ist, wie ist es mit Exklusivzeiten zwischen dir und ihr? Also ausdrücklich Zeiten ohne Baby. Habt ihr solche? Die können bei großen Geschwistern viel ausmachen, da sie dann ja zumindest zeitweise Mama nicht teilen müssen. Auch frage ich mich, ob die Große dir beim Baby helfen darf, z.B. beim Windeln wechseln, Kinderwagen schieben o.ä. Auch das kann was ausmachen, denn dann bekommt sie ja Aufmerksamkeit und Lob für Dinge, die sie mit dem Baby macht. 2. Hast du ein Tragetuch / eine Babytrage? Auch für nur 10 Meter vom Auto zum Carport kann das helfen. Maxi Cosi drin lassen, Baby ins Tuch, beide Hände frei, um die Große im Zaum zu halten. Außerdem bist du selbst schneller und beweglicher, als mit dem Maxi Cosi. Auch stillen im Tuch ist eine Option und nicht so schwierig. Dann kannst du ebenfalls besser auf deine Große reagieren. Und sie sieht, dass sie trotz Baby Zeit mit dir hat. Denn von deiner Beschreibung her scheint mir, dass sie eifersüchtig auf das Baby vor allem dann ist, wenn du dich überwiegend mit ihm beschäftigst, also gerade das Stillen zur Problematik wird. Alles Gute!

von 2fachJungs am 03.04.2017, 14:45



Antwort auf: Dreijährige sucht Aufmerksamkeit, "Mitgeh-Problematik"

Ich misch mich auch mal ein, da bei mir eigentlich immer die Alarmglocken angehen, wenn ich höre, das Kind will doch "nur" Aufmerksamkeit. Ich meine, ein 3-jähriges Kind ist auf die Aufmerksamkeit der ihn umgebenden Menschen angewiesen. Es BRAUCHT sie. Daher denke ich, dass der Weg des Wegschickens nicht der richtige ist. Deine Tochter wird die negative Aufmerksamkeit immer weiter einfordern, wenn sie diese nicht auf positive Weise bekommt. Sehr interessant zum Thema Aufmerksamkeit finde ich den folgenden Artikel. Vielleicht willst du ihn ja mal lesen: http://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2014/11/arten-der-aufmerksamkeit-und-zuwendung-warum-unsere-kinder-manchmal-nicht-genug-zu-bekommen-scheinen.html

von Oktaevlein am 03.04.2017, 16:09



Antwort auf: Dreijährige sucht Aufmerksamkeit, "Mitgeh-Problematik"

Vielen Dank fürs Antworten. Den Artikel kenne ich und ich les viel in diesem Blog. Meine Tochter war vor der Geburt der Schwester schon sehr willensstark und aufmerksamkeitsfordernd, welche ich ihr auch zu geben versuche. Mit Säugling und Haushalt und kaum Unterstützung von den Großeltern ( also mal Oma Tag oder so) ist das halt schwieriger als zuvor. Ich trage meine kleine ja auch schon viel damit ich mit der großen Tochter auf den Spielplatz kann, ins Turnen oder zusammen was backen kann. Aber vom Auto zur Tür sehe ich das ehrlich gesagt nicht ganz ein. Exklusivzeiten hat meine Tochter halt nur zum Mittagsschlaf in der Begleitung oder wenn wir mal allein zum einkaufen fahren etc. Ich motivier sie auch zu helfen in der babypflege, aber auch im Haushalt (Waschmaschine ausräumen, Kochen helfen, Blumen gießen etc.) und lob sie auch für das, aber ich höre zu 70% gerade von ihr "ich mag nicht, ich will nicht ..." Was soll ich denn da tun? Zwingen kann ich sie ja nicht , und drauf warten bis sie Lust hat kann ich in bestimmten Situationen einfach auch nicht. Ich stecke halt jetzt in der Zwickmühle zwischen dem eigenen Anspruch und Wunsch der großen Tochter die geforderte und klar benötigte Aufmerksamkeit zu geben und dem Säugling der mich auch braucht und dann hat noch das Drumherum (Haushalt etc.)

von mauserl-Mama am 03.04.2017, 18:26



Antwort auf: Dreijährige sucht Aufmerksamkeit, "Mitgeh-Problematik"

Exklusivzeiten nur, wenn das Baby schläft, ist unglücklich. Das kann schnell vermitteln, dass du eben nur Zeit für sie hast, wenn das Baby mal Ruhe gibt. Mein Vorschlag wäre, dass am Wochenende Papa mal 1 oder 2 Stunden auf das Baby aufpasst, z.B. mit ihm Spazieren geht o.ä. und du dann eben etwas mit ihr machst. Dann ist für sie klar, Mama nimmt sich Zeit für mich und die wird nicht von einem vielleicht mal früher wach gewordenen Baby bestimmt. Wenn du sagst, dass du für den Weg vom Carport aus das Tuch nicht nehmen willst, ist das ok. Aber dann musst du für dich entscheiden, ob das hinterher zerren nicht vorläufig eine Option für dich ist. Denn mit gut zureden wird das nicht klappen. Und wenn du gestresst bist, weil das Baby weint oder sonst irgendwas, wird sie nicht schneller werden. Sie merkt ja, dass sie für ihren Trotz mit Aufmerksamkeit belohnt wird. Hast du denn mal versucht, ein Spiel daraus zu machen oder ihr etwas Zeit zu lassen? Mein Dreijähriger hat auch schon mal die Phase, nicht ins Haus zu wollen. Dann darf er im Auto bleiben, spielt etwa noch "Auto fahren" - Auto ist aus, Lenkradschloss drin, Handbremse angezogen - und ich räume z.B. alles andere ins Haus. In Ruhe. Meist hat er keine Lust, das lange zu machen, denn das was Mama macht, könnte ja interessanter sein. Zum Thema Haushalt: Lass ihn halt links liegen. Ich habe auch keine Großeltern in der Nähe. Und wenn es halt nicht anders geht, muss der bis zur Schlafenszeit oder dem Wochenende warten, bis Papa Zeit hat. Wenn sie nicht mithelfen mag, dann ist das auch ok. Hauptsache, sie merkt, dass sie dabei sein kann, wenn sie möchte.

von 2fachJungs am 03.04.2017, 20:03



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