Frage: Potenzielles Risiko durch ältere Essiggurken?

Hallo Herr Dr. Costa, leider hatten wir gestern Abend einen unerfreulichen "Zwischenfall" beim Abendessen bzgl. eines Lebensmittels, mit entsprechender Unsicherheit, solange ein mögliches Risiko im Rahmen der Schwangerschaft meiner Frau ungeklärt ist. Typischerweise achten wir darauf, dass sie z.B. bei Essiggurken vom selben Glas maximal vielleicht zwei Wochen isst und danach ein neues öffnet, und natürlich auf sauberes Besteck (insbesondere darf sich unser dreijähriger Sohn, wenn überhaupt, nur unter Aufsicht Gurken mit einer Gabel daraus nehmen). Damit wollen wir mögliche Risiken für Mutter und v.a. das Baby soweit wie möglich ausschließen. Leider habe ich heute das falsche Glas erwischt und meine Frau hat ca. fünf Gurken (Cornichons, also keine besonders großen) davon gegessen. Erst danach hat sie bemerkt, dass es nicht das neue Glas war, sondern ein älteres. Leider war es noch von der Zeit, bevor wir angefangen hatten, das Öffnungsdatum darauf zu notieren, folglich könnte es u.U. vor vielleicht schon drei Monaten geöffnet worden sein. Da meine Frau daraus nichts mehr essen wollte, durfte unser Sohn in der Zwischenzeit auch schon einmal (mit einer zum jeweiligen Essen frisch geholten Gabel) selbst Gurken daraus entnehmen, d.h. im schlechtesten Fall könnte über ihn etwas "Problematisches" den Weg ins Glas gefunden haben. Bspw. könnte er vielleicht beim Essen mit den Fingern im Glas gewesen sein. Bei den Lebensmitteln, die er typischerweise isst, dürften eher keine Listerien gewesen sein, Toxoplasmose wäre aber u.U. über seine Finger möglich, da er immer mal wieder mit den Händen an seine Füße fasst (mit denen er natürlich oft vorher im Sand von Spielplätzen war). Das Essigwasser ist sichtbar etwas trüber als im neuesten Glas, das wir vor einigen Tagen geöffnet haben. Schimmel o.ä. ist nicht zu erkennen. Geschmacklich waren die Gurken normal, also nicht offensichtlich verdorben. Unsere Frage ist nun, ob durch diesen Fehler ein Risiko v.a. für uns Baby besteht. Laut Recherchen im Internet scheint es so zu sein, dass das Essigwasser eher zu sauer (=> PH-Wert) ist für zumindest die Vermehrung von Listerien und zumindest in einem Grenzbereich für Toxoplasmose-Erreger. Die Trübung des Essigwassers kommt wohl typischerweise von enthaltener Hefe (die besonders dann wächst, wenn sie mit Metall wie z.B. von einer Gabel in Berührung kommt). Ob diese Hefeart oder weitere Aspekte bei diesem älteren Lebensmittel Probleme verursachen könnte (abgesehen von Sorgen, die man sich aus Unkenntnis sämtlicher Details macht), ist mir unklar. Wie sehen Sie das tatsächliche Risko für unser Baby in diesem Fall? Können Sie unsere bisherigen Erkenntnisse bestätigen? Sehen Sie potenzielle Risiken in anderen Richtungen als den "üblichen Verdächtigen" Listerien und Toxoplasmose? Oder wäre ansonsten grundsätzlich höchstens eine gewisse Übelkeit bei "normal verdorbenen" Lebensmitteln möglich (bei meiner Frau bisher nicht aufgetreten), die keine Auswirkungen auf das Baby hätte? Würden Sie in diesem Fall Tests (an Mutter bzw. Inhalt des Gurkenglases) durchführen lassen oder versuchen, das ganze als "Schreck ohne reale Grundlage" zu den Akten legen und sich auf die Beruhigung der Nerven zu konzentrieren? Vielen Dank für Ihre Einschätzung!

von heiko79 am 11.08.2015, 12:30



Antwort auf: Potenzielles Risiko durch ältere Essiggurken?

Diese "Gurkenproblematik" ist eigentlich in jedem Haushalt "tägliches Brot"... Wenn das ein wirkliches Problem wäre, müsste diese Unterhaltung im Himmel (oder woanders...) stattfinden, weil wir alle tot wären... Es ist tatsächlich so, dass sich vor allem Hefen in den angebrochenen Gurkengläsern ausbreiten und man sollte die Gurken nicht mehr essen, wenn die Flüssigkeit trüb geworden ist. Bei z.B. "Salz-Dill-Gurken" wird es schwieriger, weil die Flüssigkeit von vornherein trüb ist... Wenn es Ihrer Frau gut geht, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Weder Listerien noch Toxoplasmen sind wahrscheinlich in diesem Falle, auch wenn Ihr kleiner Sohn gelegentlich "Lust auf Gurken" gehabt haben sollte... Einen Test müssen Sie nicht durchführen lassen. Achten Sie künftig etwas mehr auf offene Konserven - zumindest solange die Schwangerschaft dauert.

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 12.08.2015