Frage: Nochmal zu Zucker und Gewicht....

Sehr geehrter Herr Prof. Costa, Vorweg möchte ich mich nochmal bedanken dass Sie hier sämtliche Fragen so geduldig und humorvoll beantworten, dieses Forum ist unbezahlbar. Nun zu meiner Frage : Ich habe Ihnen bereits kürzlich geschrieben. In der 20.SSW habe ich, nachdem beim Hausarzt bei einer Messung mittels Streifenmessgerät der NüchternBZ mit 94mg/dl erhöht war, einen ogtt mit Abnahme aus der Vene durchgeführt. Ergebnis: 87-150-91. Also unter den offiziellen Grenzwerten. Davor hab ich mich zugegeben nicht besonders gesund ernährt, viel genascht etc..., und hatte bis dahin bereits von ursprünglich 82kg auf 88kg zugenommen. Seither habe ich aber meine Ernährung umgestellt, nasche nichts mehr, lasse kein Nahrungsmittel weg, aber habe Weißmehl durch Vollkornprodukte ersetzt, Reis durch Naturreis, Milchprodukte auf fettarm umgestellt, etc. Weiters habe ich des öfteren meine BZ Werte zuhause selbst mit Streifenmessgerät kontrolliert, sie waren fast immer normal, nüchtern 85-89, 1h nach den Mahlzeiten meist um 110 oder sogar 100. Allerdings kam es auch 2-3x vor dass der NüchternBZ bei den Selbstmessungen leicht erhöht war, und zwar jeweils 92-93. Ich weiß schon dass diese Geräte nicht 100%ig genau sind. In der 27. SSW habe ich nun erneut einen ogtt mit Abnahme aus der Vene beim Hausarzt durchgeführt: Ergebnis: 88-166-113. Also höher als beim ersten Mal, aber immer noch unter der Grenze. Paradoxerweise hat mein Gerät genau an dem Tag, an dem dieser zweite ogtt durchgeführt wurde, nüchtern 99 angezeigt!! Ich muss sagen ich war sehr nervös an diesem Tag. Auch die 1h und 2h Werte hab ich mitkontrolliert, auch diese waren im Streifenmessgerät viel höher, also sogar um ca 30mg/dl höher. Mein Gynäkologe sagt nun nach dem 2. Ogtt, ich habe keinen Schwangerschaftsdiabetes und soll nicht mehr messen und aus. Er sieht das locker. Ich muss sagen dass ich selber Medizinerin bin, allerdings anderes Fachgebiet. Das macht die Sache für mich wahrscheinlich so kompliziert ;-) Jedenfalls ist das Baby zusätzlich bereits seit der 18. Woche immer um gute 2 Wochen voraus was sämtliche Maße betrifft, nicht nur Abdomen, auch Kopf. Der Geburtstermin stimmt aber auf jeden Fall, maximal kann er 2-3 Tage abweichen. Nun meine Fragen: 1. Ist somit bei mir das Thema Gestationsdiabetes vom Tisch nach zwei unauffälligen ogtt? Soll ich aufhören mich selber zu pieksen? Sind einzelne erhöhte Werte im Streifenmessgerät normal und unbedenklich? 2. Gibt es eine Makrosomie bereits in der 18. Woche? Hab ich einfach ein großes Kind ohne Diabetes? 3. Dass die Werte im ogtt trotz gesunder Ernährung etwas schlechter geworden sind, hat das Bedeutung? 4. Die Nüchternwerte bereiten mir am meisten Sorgen, noch dazu habe ich gelesen dass gesunde Schwangere Werte um 75mg/dl nüchtern haben. Das hab ich nie, ich bewege mich meist zwischen 87-89. Auch in der Nacht habe ich übrigens zweimal gemessen und hatte auch 87-89. 5. Seit der Ernährungsumstellung hab ich ohne zu hungern und ohne ein Nahrungsmittel wegzulassen von den ursprünglich zugenommenen 6kg wieder 4kg ungewollt und unbewusst abgenommen. Ist das bedenklich? 6. Dass die Werte am Tag des ogtt in meinem Gerät so abweichen, kann das sein? Kann ich dem Labor vertrauen? 7. Mein Gynäkologe hat vorgeschlagen das Kind ca 38+2 mittels Sectio zu holen da es bereits bei meinem ersten Sohn bei kleineren Maßen zum Geburtsstillstand und dann zur Sectio kam, das wäre mir auch sehr recht und würde in einer Privatklinik stattfinden. Muss ich Sorgen haben wegen Reife, Lunge, etc? Vielen Dank für Ihre Hilfe und herzliche Grüße!

von Greta2016 am 29.09.2016, 08:21



Antwort auf: Nochmal zu Zucker und Gewicht....

Mal unter Medizinern: es stört mich immens, wenn ich den Ausdruck höre "hoch-normale Laborwerte". Normal ist normal und es macht keinen Sinn, eine weitere Einteilung in hoch- oder mittel- oder niedrig-normal vorzunehmen. Ich will den Kollegen nicht unterstellen, dass andere Gedanken als "Übervorsicht" im Spiel sind, aber diese Korinthen - Ka.... ist manchmal unerträglich, weil sie in erster Linie die Patienten völlig unnötig verunsichert. Sie merken selbst, wie unsicher man wird, wenn man selbst, als Ärztin, zu Patientin wird. Zwei normale oGTT sind schon mal "ein Wort". Wollte schreiben "ein oGTT zu viel", aber das lassen wir mal beiseite. Mehr Sicherheit und mehr Gewissheit, dass Sie keinen Diabetes haben, gibt es nicht. Durch die von Ihnen vorgenommene Ernährungs-Umstellung haben Sie etwas Großartiges getan, weil das nicht so einfach ist, wie es klingt. Süßigkeiten und "Naschen zwischendurch" tun einem sehr gut und helfen über die alltäglichen "Katastrophen" hinweg. Das weiß ich selbst. Wenn Sie darauf verzichten, ist das vor allem für Ihr Kind wunderbar. Nun zu Ihren Fragen: 1. Hören Sie auf Ihren Frauenarzt und führen Sie keine weiteren Blutzuckerbestimmungen durch. Wenn eine Mülltonne in der Nähe ist, wäre das der richtige Platz für Ihr Messgerät... 2. Eine Makrosomie in der 18. Schwangerschaftswoche gibt es schon - aber in 90% der Fälle ist es eine Terminunklarheit oder konstitutionell bedingt. Wir sind nicht alle gleich groß und unsere Kinder auch nicht. Wenn das weiterhin so bleibt, was ich annehme, dann könnte es sein, dass Ihr Kind 2 Wochen früher auf die Welt kommt... 3. Ihre höheren Werte im Normbereich sind ... normale Werte, nicht mehr und nicht weniger. 4. Es gibt bessere Dinge, die man nachts machen kann, als Blutzucker zu messen... Eines davon ist schlafen. 5. Wenn Sie Ihre Ernährung umgestellt haben, kann eine Gewichtsabnahme die Folge sein. Ist nicht schlimm. 6. Dem Labor können und sollen Sie mehr vertrauen als Ihrem Messgerät (aus der Tonne...) 7. Warten Sie erst einmal ab, wie die Schwangerschaft verläuft. Es kann sein, dass eine erneute Sectio notwendig ist, aber das ist nicht sicher. Nach einer Sectio gelingt es in etwa 40% der Fälle, das Kind auf normalem, vaginalem Weg zu gebären. Eine Erkenntnis der Hebammen (von ihnen kann man viel lernen!) ist, dass größere Kinder häufig besser den Geburtskanal passieren als kleinere Kinder. Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass bei kleineren Kindern eine Einstellungsanomalie auftreten kann und das Köpfchen dann nicht hindurch passt. Das ist keine "hohe Wissenschaft" sondern Erfahrung - in der Medizin mindestens so wichtig. Wenn Sie eine Sectio planen, spricht nichts gegen die 39. SSW, Probleme mit der Atmung / Anpassung des Kindes sind nicht zu erwarten.

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 02.10.2016



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