Lieber Herr Dr. Costa, Nochmal zu meinem Beitrag von vor einer Woche. Ich danke Ihnen für Ihre Antwort und bin erleichtert über Ihre Analyse der Situation; ich teile Ihre Ansicht über meine nichtexistente Diabetes voll und ganz. Ich finde auch, die drohende Präeklampsie schwerwiegender, vor allem, da es welche in der Familie gab (Tante und Cousinen). Allerdings wurde auch da schon lange mit Urinuntersuchungen kontrolliert und habe auch ein Medikament gegen den Bluthochdruck. Inzwischen hat sich sowieso noch etwas völlig Neues ergeben, ich hatte nämlich vor vier Tagen einen vorzeitigen Blasensprung (bei 35+3)und liege seitdem in der Uniklinik Angers, wo man sich auch um die Präeklampsie sorgt und kümmert. Dennoch ist hier die Strategie, falls sich keine Komplikationen oder Infektionen ergeben, noch bis 37+0 zu warten (also von heute an noch eine Woche) mit dem Auslösen der Geburt, ich bekomme zum Glück Antibiotika. Und ich gelte nun als Diabetikerin und bekomme Krankenhausdiät, die aber ganz schmackhaft und abwechslungsreich ist (es ist ja Frankreich!) Zum Frühstück erlauben sie mir immerhin ein bisschen Marmelade, weil meine Werte top sind. Und nun ist es ja auch bald vorbei und ich werde ganz bald Mama! Was Sie vielleicht noch interessiert: Hier in der Klinik ist es tatsächlich so, dass bei Frauen, die zur Risikogruppe gehören (u.a. Übergewicht), schon im ersten SS-Trimester lediglich einmal der Nüchternwert gemessen wird, und wenn er da über 0,92 liegt, wird die Frau sofort zur Diabetikerin erklärt und muss die ganze Schwangerschaft kontrolliert werden, 4 bis 6 mal am Tag pieksen, und streng Diät halten, Buch führen etc. Es gibt dann auch keinen OGGT in der 26. Woche mehr. Das wurde vor einigen Jahren eingeführt und seitdem ist die Anzahl an Diabetes-Kandidatinnen signifikant gestiegen! Ich bin denen durch die Lappen gegangen, weil ich die ersten 7 Monate bei einer Gynäkologin war, die das nicht ganz so eng sah. Die letzten zwei Monate ist dann aber das Krankenhaus, wo man entbindet, für einen zuständig, und eigentlich hat man in dieser Zeit nur zwei Untersuchungstermine bei einem Assistenzarzt; wenn es wie bei mir Risikofaktoren gibt, bekommt man zusätzlich eine Hebamme an die Seite, die einmal in der Woche alles kontrolliert: Urin, Blut und Blutdruck, Muttermund etc. und falls etwas ist, das Ärzteteam konsultiert. Sie hat schon eine gewisse Entscheidungsgewalt … das Medizinstudium ist in France für Hebammen und Ärzte übrigens im ersten Jahr das gleiche, und auch die erste Prüfung (ein Auswahlverfahren) ist identisch … die Besten dürfen dann Arzt werden, und die im Mittelfeld Physiotherapeuten und Hebamme! Andere Länder, andere Sitten. Ach, und eines noch: das Medikament, das ich für den Blutdruck bekomme, seit dem 3. SS-Monat, heißt Loxen und der Wirkstoff ist Nicardipin. Vor kurzem habe ich gelesen, dass sich dieser nicht mit Pampelmusen verträgt, da diese ein bestimmtes Enzym blockieren sollen, das das Medikament im Blut abbaut. (Kanadische Studie). Das führe dann auch zu verstärkten Nebenwirkungen. Ich liebe Pampelmusen und habe in der Schwangerschaft sehr oft welche gegessen und nie etwas gemerkt! Allerdings war der Blutdruck trotz Medikament oft noch zu hoch. Wissen Sie irgendwas über diese Wechselwirkung und könnte das dem Baby geschadet haben? Aber vielleicht geht das über ihr Ressort schon hinaus und ich sollte Dr. Paulus fragen? Hätte nie gedacht, dass eine Schwangerschaft so kompliziert sein kann. Aber toll ist es trotzdem. Jedenfalls nochmals herzlichen Dank für Ihre Geduld, Ihren Humor und alle Ratschläge, auch das was ich still mitlesen durfte bei den anderen und was mich oft beruhigt hat! Merci pour tout! Fee aus Angers