Lieber Prof. Dr. Costa, Sie haben mir kürzlich sehr freundlich und hilfreich Ihre Einschätzung zum Thema Toxoplasmosegefahr durch erdigen Salat gegeben und mich gebeten, mich vom Thema Ernährung nicht terrorisieren zu lassen. Ich habe in den letzten Tagen wiederholt darüber nachgedacht. Ich bin in der Schwangerschaft eine Ernährungs-Panikerin geworden. Das bewerte ich selbst so. Ich wasche bei der Nahrungszubereitung x-mal die Hände und spüle Salate halb zu Tode, um sie dann doch mit blöden Gefühl zu essen. Ich beäuge gebratenes Fleisch ob es durch ist und google tausend Lebensmittel lieber erst, bevor ich sie kaufe oder essen. Vermutlich alles ein bisschen viel - von einer Meta - Ebene aus sehe ich das selbst so. Andererseits habe ich mittlerweile aber auch das Gefühl, dass einem bezüglich Ernährung in der Schwangerschaft etwas Falsches suggeriert wird. Dieses "man muss nur wenige Dinge beachten" und das "im Grunde müssen Sie kaum etwas ändern, beherzigen Sie nur ein paar wenige Regeln" stimmt aus meiner Sicht so einfach nicht. Beispiel: ich finde heraus, welche Wurst ich als Toxo-Negative theoretisch essen könnte. Wenn ich weiß, dass Kochschinken und Fleischwurst bei der Herstellung erhitzt werden und damit okay sind, geht die Frage los, ob fertig verpackt okay ist, wo vielleicht noch Listerien ins Spiel kommen könnten und wie lange ich diese Dinge dann im Kühlschrank aufbewahren darf. Meine Lösung: ich esse derzeit überhaupt keinen Aufschnitt mehr, weil mir das alles zu viel ist. Oder: alles gut durchgegart, gewaschen und frisch essen. Zuhause okay, aber das Essen im Restaurant ist mit diesen Vorgaben doch schwieriger, als es auf den ersten Blick scheint. Ist das Fleisch wirklich durch? Wo ist eigentlich frisches Ei drin verarbeitet? Wird der Salat gründlich gewaschen? (Hier mal eine Info am Rande: ein befreundeter Gastronom betreibt in meiner Stadt 5 Lokale mit sehr guter Qualität und entsprechendem Preis. Und bei ihm wird Salat NICHT vor Ort gewaschen, sondern wird gewaschen und vorgeschnitten angeliefert. Abgepackte Salate meide ich zu Hause - soll ich bei ihm den Salat jetzt essen? Listeriengefahr? => Verunsicherung!) Was ist in Eis? Ist Leberwurst jetzt erlaubt oder nicht? Wie viele Katzen mit Toxoplasmose laufen eigentlich überhaupt durch Deutschland? Und so weiter und so fort... Wir wissen doch bei soooo vielen Dingen nicht, was drin ist und wie es zubereitet wird. Scheinbar einfache Vorgaben für die Schwangerschaft entpuppen sich so als größere Herausforderung - gepaart mit einer Fülle von verfügbaren Informationensquellen, die ungefiltert wieder eine Unmenge an Informationen bieten. Was ich sagen will: hätte mir jemand im Vorfeld gesagt: puh, Ernährung in der Schwangerschaft kann schon echt ne komplizierte Kiste sein! - dann hätte ich mich darauf eingestellt und würde meine Situation anders bewerten. Aber angeblich ist doch alles ganz einfach - und wer in dem Informationswust untergeht, ist selber Schuld, und besorgte Schwangere werden von den unbesorgten (wie machen die das?!!! Neid!!) als hysterisch betrachtet. Und wozu ich das schreibe? Es lag mir auf der Seele. (Und nicht, dass Sie mich falsch verstehen: ich will Ihnen damit nicht blöd kommen, Sie haben auch mir in der Verunsicherung schon beruhigende Worte geschenkt. Aber das Thema beschäftigt mich sehr, und ich habe so den Eindruck, dass diese Internetseite und all die fragen und Antworten hier ebenso hilfreich wie verunsichernd sind. eine Krux, eigentlich. Dennoch haben Sie durch Ihre oft gelobte, einmalige Art und Weise sicher schon viele schlaflose Nächte verhindert...) Also: keine Frage von mir im klassischen Sinn, nur ein paar Gedanken. Und ein Dankeschön an Sie für Ihre wertvolle Zeit und Ihre Motivation, sich mit alledem auseinander zu setzen!
von Kopfsalat am 14.05.2015, 21:09