Frage: Colitis

Sehr geehrter Herr Professor Wirth, ich habe Ihnen vor einiger Zeit schonmal wegen meines Sohnes geschrieben, der ständig Blut im Stuhl und erhöhte Calprotectinwerte hatte. Es haben weitere Untersuchungen stattgefunden, jedoch ohne wirkliches Ergebnis. Die Ärztin der gastroenerologischen Abteilung der Unikinderklinik vermutet weiterhin eine Milcheiweißallergie, was ich mir kaum vorstellen kann, da der Kleine keine Milchprodukte bekommt und ich auch seit Monaten auf diese verzichte. Ich weiß, dass Sie keine Zeit haben, lange Texte zu lesen, deswegen werde ich versuchen, eine chronologische Liste zu erstellen in der Hoffnung, dass Sie mir Ihr Einschätzung geben können, was mein Sohn haben könnte. - geboren bei 36+5 am 13.11.2015 mit 2675g und 48 cm - vollgestillt - 11.03. erstes Mal Blut im Stuhl (2Wochen nach Rotaimpfung und anschließendem Magen- und Darm und grippalen Infekt) - ab dann immer mal wieder Blutfäden im Stuhl mit Pausen über einige Tage - 23.03. Calprotectinwert 614, sonst keine Befunde im Stuhl - Michfreie Ernährung meinerseits - 05.04. obstruktive Bronchitis nach Erkältung Blut- und Stuhluntersuchung: Calprotectinwert 1585,1; LPAS 31 U/l sonst ohne weitere Befunde - 11.04. - 27.04. abgestillt und Gabe von Nutramigen => vorläufig keine Blutfäden; Calprotectinwert 135; am 14.& 15. Tag wieder Blutfäden im Stuhl - 27.04. Untersuchung in der gastroenterologischen Abteilung einer Unikinderklinik, Ultraschall ohne Befund - Kind wird auf Anraten des Gastroenerologen wieder gestillt, da Blut auch unter Nutramigen aufgetreten ist - Stuhlgang wird wieder gelb ( vorher grün), vorerst kein Blut - 10.05. 6fach und Pneumokokkenimpfung - 12.05. ein Blutfäden im Stuhl - 14.05. Versuch, Milchprodukte in meine Ernährung aufzunehmen Kind abends Fieber, daher Absetzen der Milchprodukte - 16.05.- 20.05. Krankenhaus, da Kind Nierenbeckenentzündung hat Antibiotikum zunächst 2 Tage über die Vene, Stuhl wird grün - 18.05. Blutfäden im Stuhl, ab dann auch wieder öfter AB wird oral genommen - 27.05. Antibiotikumprophylaxe wegen Verdacht auf Reflux ( nicht bestätigt) und Beginn Beikost mittags ( ich weiß, wir waren spät dran, aber die Ärztin hat wegen der Darmproblematik dauernd davon abgeraten) => Stuhl wird fester, tw. noch schleimig, Ca. 2 Wochen kein Blut im Stuhl - 13.06. 6fach- und Pneumokokkenimpfung - 16.06. erneuter Versuch, Milchprodukte in meine Ernährung aufzunehmen=> esse Eis um 17:00, Kind hat während des nächsten Stillens um 19:00 Stuhlgang und wieder Blut im Stuhl, dann einen Tag kein Blut - 18.06. Kind hat Blasenentzündung => Krankenhaus mit Antibiotikum 2 Tage über Vene, dann oral bis 28.06.; ab dann immer mal wieder Blutfäden im Stuhl - 27.06. Kontrolluntersuchung in der Unikinderklinik => Blut- und Stuhluntersuchung: Lactoferrinwert 160, sonst ohne Befund - seit 26.06. kein Blut im Stuhl - ab 12.07. Beikost nachmittags Sonstige Infos: - Kind ist jetzt 8 Monate, wiegt Ca. 9 kg und ist Ca. 72 cm groß - Kind bekommt täglich 2 Beikostmahlzeiten und wird 3 mal gestillt - Kind spuckt schon immer sehr viel, nach Beikost weniger als nach Muttermilch - Kind spuckt bei Beikost insbesondere, wenn Fleisch enthalten ist; je mehr Fleisch desto mehr wird gespuckt - Kind isst nur ungern und nur mit Mühe, Not und viel Ablenkung seine Beikost ( mittags 160-170 g + 30g Obst und nachmittags Ca. 160-180 g GOB) - Temperatur ist seit der Antibiotikumprophylaxe ständig höher als vorher, derzeit zw. 37,1 und 37,8 Die Ärzte wissen nicht genau, was er hat. Vermuten Colitis durch Milcheiweißallergie. Ich soll trotzdem im Abstand von 2 Wochen erst Käse, dann Joghurt, dann Milch in meine Ernährung aufnehmen und gucken, was passiert. Damit habe ich heute begonnen. Ich mache mir natürlich riesige Sorgen, dass doch was ernsthafteres dahinter stecken könnte. Insbesondere aufgrund der ständig erhöhten Entzündungswerte im Stuhl und des erhöhten Lipasewertes. Die Ärztin meinte der Lactoferrinwert sei mit 160 nur leicht erhöht, meine Recherchen sagen aber was anderes. Wie ist Ihre Einschätzung? Kann es sich wirklich trotz meines Verzichts um eine Milcheiweißallergie handeln? Würde sich das Blut dann direkt nach Milchverzehr meinerseits äußern ( hier sind die Ärzte uneinig, die Kinderärztin meint, dass der blutige Stuhl nach meinem Eisverzehr durch die Allergie ausgelöst wurde, die Ärztin in der Unikinderklinik meint, dass das nicht sein kann, da es in dem Fall nur zu Spätreaktionen kommt)? Oder doch, wie schonmal von Ihnen vermutet, um eine muttermilchassoziierte Colitis? Dann dürfte aber doch unter Nutramigen kein Blut aufgetreten sein, oder? Sprechen die Werte evtl. doch für eine chronische Darmerkrankung? Da ich gerne auch abends Beikost geben würde, würde mir aufgrund der vermuteten Allergie Sinlac-Brei empfohlen. Dieser ist jedoch sehr zuckerhaltig und ja auch kein Milchersatz. Mein Sohn braucht ja aber noch Milch? Haben Sie eine Empfehlung für den Abendbrei? Ich hoffe, dass Sie aus meiner Auflistung schlau werden und mir helfen können bzw. sagen können, was mein Sohn hat bzw. was ich noch tun kann. Nach fast 5 Monaten der ständigen Sorge wegen des Bluts usw. kann ich einfach nicht mehr. Mit bestem Dank und freundlichen Grüßen Julex

von Julex am 20.07.2016, 17:10



Antwort auf: Colitis

Ich glaube nicht recht an die Allergie, ausschliessen kann man sie natürlich nicht komplett. Für mich ist die MM-assoziierte Colitis immer noch am wahrscheinlichsten, wenn unter Nutramigen der STuhl nicht fester wurde, können auch Blutfäden drin sein, da es an dem hochfrequenten flüssigen Stuhlgang liegt. Daher kann ich nur emfpfehlen, komplett auf Beikost umzustellen, altersgemäß mit 8 Monaten ist eine Milchmahlzeit und 3-4 x Beikost. Ich würde das gekochte pürieren, versuchen Sie es mit Hühnerfleisch und Kartoffeln, abends kann er auch Haferflocken bekommen, das sättigt gut. Ansonsten Gemüse und Banane und Kartoffelbrei. Gruss S. Wirth

von Prof. Dr. med. Stefan Wirth am 20.07.2016