Guten Morgen Dr. Posth,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung zu meiner Frage von letzter Woche
zu unserem Sohn 12 Monate, der immer gestillt werden möchte
sobald ich ihn auf den Arm nehme o. mich auf den Boden mit ihm setze.
Richtig erkannt haben Sie, dass ich ihn immer anlegte wenn er schrie.
Richtig ist auch, dass ich Schuldgefühle wegen der Ängste in der Schwangerschaft u. dem Kaiserschnitt habe und ich ihm durchs Stillen alles geben wollte.
Er beruhigte sich ausschliesslich durch Stillen und durch Tragen.
Ablegen lies er sich nicht.
Kinderwagen lehnte er ab
Schnuller und Flasche lehnt er bis heute ab.
Er ist sehr temperamentvoll
lacht viel
sucht Kommunikation mit anderen Menschen so lange auf meinem Arm
weint noch manchmal wenn er zum Papa soll (der arbeitet unter der Woche lange und viel)
Sehr gutes Verhältnis zu großen Brüdern (12 und 9 Jahre alt)
Frage:
wie gehe ich nun vor?
Kein Schnulli, keine Flasche.
Tragen?
Bei Tragen aber immer Stillwunsch.
LG und vieln Dank
von
FrauvonWunderfitz
am 17.11.2014, 07:15
Antwort auf:
Was läuft schief II
Hallo, Stillen und Tragen sind ja die richtigen Maßnahmen zur Beruhigung und Zufriedenstellung des Säuglings. Das war also sicherlich nicht falsch, der Fehler war wahrscheinlich, dass Sie alle Signale mehr oder weniger ausnahmslos als Still- oder Tragewunsch interpretiert haben. Das aber entsprach mehr Ihren unnötigen Schuldgefühlen als dem kindlichen Interesse. So ist Ihr Sohn jetzt ziemlich festgelegt und kennt wenig Alternativen, ohne diese Angebote zufrieden zu sein. Da er aber jetzt mehr und mehr in die nächste Entwicklungsphase kommt, die da heißt Loslösung und Selbsterkundung des Umfelds, sollte Sie auf diese neuen Tendenzen bauen. Das heißt, ihrem Sohn dafür viele Anreize bieten und ihm zeigen, dass er dabei nicht auf Sie verzichten muss. Dabei könnten erst einmal die großen Brüder helfen, die sich mit ihm auf den Teppich begeben und mit ihm spielen. Aber dasselbe sollten auch Sie machen. Ihr Sohn sollte spüren, dass das, was jetzt kommt, viel erbaulicher für ihn ist, als nur getragen oder gestillt zu werden. Tragen sollte ihn vielleicht immer häufiger auch der Vater. Ihre Brust sollten Sie so fest verpacken, dass er auch auf Ihrem Arm nicht so einfach drankommt. Das gibt vielleicht am Anfang Verdruss und Ärger, wird aber sicher alsbald hingenommen. Damit zerstören Sie keineswegs entstandene Bindung. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 18.11.2014