Frage: Verständnisfragen

In einem Ihrer Beiträge gelesen, dass wenn man Kind den Willen immer lässt (Trotzen), später Provokation kommen muss. In anderen Beiträgen steht aber, dass man Kind immer, wenn es geht, seinen Willen lassen soll. Ansonst. Ablenken e.t.c. Verstehe nicht ganz, ist für mich wie ein Widerspruch. Ausserdem: ab wann kann ein Kind (bewusst) provozieren? Dann Verständnisfrage zur Rückbindung: Tochter, 18Mt. jammert bei mir viel mehr als bei Vater. Ich "ertrage" diese Jammerei sehr schlecht aufgrund eigener Kindheitserfahr. Ich bin dann also immer zur Stelle, werde aber auch gereizt u. nervös, da ich das Gefühl habe, als Mutter nicht zu genügen (negativer "Kontosaldo", da ich nicht zufriedenstellen kann). Der Vater hat diese negativen Gefühle nicht, reagiert gelassen. Ist das Rückbindung? Biete ich noch zuviel Bindungsangebot an? (Tochter jammert oft wenn Zähne od. einfach auch sonst, wohl Charakteranlage, ich bin leider auch so.)

von mamana am 09.06.2014, 07:48



Antwort auf: Verständnisfragen

Hallo, da haben Sie mich an irgendeiner Stelle missverstanden. Das Provozieren ist eher ein Ausdruck dessen, dass man dem Kind seinen Willen nicht lässt, und es jetzt seine Eltern herausfordert. Damit gehört das Provozieren zum Machtspiel, das mehr oder weniger alle Kinder mit ihren Eltern ausfechten. Lässt man dem Kind aber seinen Willen, wo es geht, dann fällt natürlich sein Widerstand zum großen Teil in sich zusammen, es kommt zu keinem oder nur wenig oppositionellen Verhalten und die Gründe für die Provokation entfallen. Ich will nicht behaupten, dass das immer so idealtypisch abläuft, aber die Tendenzen dazu sind unübersehbar. Was sie über die Empfindungen zum Verhalten Ihrer Tochter schildern, hat nichts mit Rückbindung zu tun. Auch die nicht gelassenere Haltung Ihres Mannes. Wie man mit dem Jammern eines Kindes umgeht, hängt davon ab, ob es verstehbare Gründe für das Jammern gibt oder nicht. Gibt es sie, versucht man sie abzustellen und guckt, ob die Jammerei nachlässt. Existieren sie nicht, versucht man sein Kind zu beschwichtigen und die scheinbaren Gründe herunterzuspielen. Aber das ist kein zu hohes Bindungsangebot. Es ist eine Klarstellung von dem, was tolerabel ist und was nicht. Und nicht nur Sie, auch viele andere Menschen haben mit dem ständigen Nörgeln und Jammern ihrer Kinder Schwierigkeiten. Und das nicht nur, weil sie schlechte eigene Kindheitserinnerungen haben. Seien sie vielleicht nicht immer gleich zur Stelle, wenn Ihre Tochter jammert. Auch aus der Entfernung können Sie doch meistens schon erkennen, ob etwas dran ist an der Sache oder ob es sich wieder um die schlechte Gewohnheit handelt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 09.06.2014