Sehr geehrter Dr. Posth,
mein Sohn wird im Januar 4 Jahre alt. Ich hätte verschiedene Fragen:
1. Er sagt seit einiger Zeit nicht mehr Mama, sondern meinen Vornamen. Anfangs dachte ich, dass hört bald wieder auf.... Aber dem ist nicht so. Ist das normal? Hat das was zu bedeuten?
2. Als der Kindergarten nach den Sommerferien wieder angefangen hat, hat er mit dem ersten Tag angefangen einzunässen. Das ging ca. 4 Wochen und hat nun wieder aufgehört. Trotzdem noch eine Frage zur Ursache... Kann Ursache und Wirkung so nah beieinander liegen oder ist die Ursache woanders zu suchen?
3. Kann man den Nikolaus als Erziehungshilfe benutzen. Wenn er nicht folgt, und man zu ihm sagt, dass dann der Nikolaus keine Geschenke bringt, dann ist er wie ausgewechselt.
Vielen Dank für Ihren Rat und die viele Mühe, die sie sich Woche für Woche für uns Eltern machen. Es ist wirklich unglaublich wie wenig Menschen die Welt aus der Sicht eines Kindes sehen!
Vielen Dank und viele Grüße!
von
Pumsi1980
am 17.11.2014, 08:55
Antwort auf:
Verschiedene Fragen - Sohn bald 4 Jahre
Hallo, die letzte Bemerkung kann ich nur bestätigen. Und das betrifft leider auch Erwachsene, die sich professionell mit Kindern beschäftigen.
Ob Kinder ihre Eltern mit Mama und Papa anreden oder mit Vornamen entspricht eigentlich nur den Gepflogenheiten in der Familie. Im Kindergartenalter erleben Kinder manchmal, dass es in anderen Familien anders gehalten wird als zu Hause. Diese neue Möglichkeit bringen sie dann mit und probieren sie auch bei sich aus. Das Alter dafür ist typisch, weil erstens die Kinder jetzt erst begreifen, dass die Eltern auch ganz normale Vornamen haben, und zweitens, weil der Ki-ga ihnen den Einblick in andere Familien ermöglicht. Es wird also nur etwas ausprobiert, was neu und anders ist, was aber so nicht unbedingt bleiben muss. In der Kinderladenzeit und auch noch einige Jahre danach war es "schick", sich von den Kindern mit Vornamen anreden zu lassen. Es sollte ein Zeichen von Toleranz und Gleichberechtigung zwischen Eltern und Kindern sein. Letztendlich kann es jede Familie so handhaben wie sie will.
Die Verbindung zwischen Wiederschulbeginn und Einnässen kann durchaus Gültigkeit haben. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Stress bei Schulbeginn zum Wiedereinnässen führt. Aber Gott sei Dank hat sich das bei Ihrem Sohn von alleine gelegt. Sie sollten darauf achten, ob diese Reaktion öfter im Rahmen von Stress auftritt.
Den NIkolaus als Erziehungsprinzip zu verwerten, ist zwar sehr beliebt, erzeugt aber unnötige Ängst vor dem traditionellen Himmelsgesandten. Empfehlenswert ist das nicht. Viele Grüße und danke für Ihr Lob.
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 21.11.2014
