Frage: Verhaltensfragen 3,5 jähriger Sohn

Hallo Hr. Dr. Posth, mein Sohn (Einzelkind) ist 3,5 Jahre alt. Grundsätzlich ist er ein lieber, föhlicher, intelligenter Junge. Er ist m.E. sicher gebunden, war schon als Baby temperamentvoll. Wurde die ersten 3 Jahre nur von mir oder Familie betreut. Trotzanfälle nie, wenn dann wütend. Kindergarten nun seit 5 Monaten. Am besten klappt es, wenn man mit ihm alleine ist. Dann kann man gut mit ihm umgehen, verhandeln, Kompromisse schließen, usw. Schwierig wird es, wenn wir Besuch haben oder selbst jemanden besuchen. Er will dann absolute Aufmerksamkeit, will dass man die ganze Zeit mit ihm spielt, stört und dreht total auf. Wie lässt sich so eine Situation besser meistern. Dann ist es so, dass er die ganze Zeit bestimmen will. Wir haben ihn früher viel selber entscheiden lassen, um sein Selbstbewussstein zu fördern. Ist das jetzt die Konsequenz daraus? Was halten Sie von dem "Anzählen"? Z.B. Wenn Du bis 3 nicht aufhörst, kommt dieses oder jenes weg...? Vielen Dank für Ihren Rat!

von Pumsi1980 am 11.08.2014, 08:49



Antwort auf: Verhaltensfragen 3,5 jähriger Sohn

Hallo, Kinder mögen es generell nicht gerne, wenn ihnen Aufmerksamkeit entzogen wird. Viele Treffen zwischen Erwachsenen mit Kindern spielen sich so ab, dass die Kinder nur ganz am Anfang bei der Begrüßung Beachtung finden, dann aber "links liegen gelassen" werden. Finden diese dann zu einem gemeinsamen Spiel oder haben sie vielleicht etwas mitgebracht bekommen, was sie beschäftigt, geht es eine Zeitlang gut. Dann aber tauchen sie wieder auf und wollen beachtet werden. Das gilt ganz besonders für Einzelkinder, die ohne Spielpartner sind. So empfielt es sich, dass man bei solchen treffen für die Kinder von zu Hause etwas mitbringt, mit dem sie sich beschäftigen können. Oder man gestaltet die Treffen so, dass zwischendruch sich einer von den Eltern ein bisschen um die Kinder kümmert und zumindest mit ihnen spricht. Dann müssen die Kinder nicht mehr so aufdrehen, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Das Alter des Bestimmenwollens ist noch nicht ganz vorbei. Zwar macht sich jetzt immer mehr Empathie bemerkbar und damit erste Bereitschaft zum Kompromiss, aber dieses "Pflänzchen" ist noch sehr zart. Ein nachteilige Folge Ihrer bisherigen Erziehung ist das nicht. Den Trick mit dem "Anzählen" können Sie gerne weiter anwenden. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 14.08.2014