Frage: Trennung/Rollentausch

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, ich möchte Sie um Ihre Einschätzung bitten. Je mehr ich lese, desto unsicherer werde ich. Unser Sohn wird im Juni 1 Jahr und wir beginnen mit der Eingewöhnung. Ab September werde ich meine Tätigkeit wieder aufnehmen, allerdings befindet sich mein Arbeitsort 300km entfernt. Ich werde also von Montagmorgen bis Donnerstagabend abwesend sein. Mein Partner wird während meiner Abwesenheit die Betreuung übernehmen. Wir werden die Rollen tauschen, da ich Alleinverdiener bin. Papa und Sohn kommen gut miteinander zurecht. Ab Sommer soll er mehr und mehr in meine Rolle schlüpfen z.B. Sohn zu Bett bringen. Mutter zu Hause und Vater auf Montage wird tausendfach zu finden sein, kann es auch andersherum funktionieren? Ich denke an Loslösung und Wiederannäherung? Wird unser Sohn die Trennung verkraften können o. schaden wir ihm? Sind Telefonate(Videotelefonie) während meiner Abwesenheit förderlich o. kontraproduktiv? Wie können wir ihm die Situation erleichtern? V.Dank

von malinka77 am 17.02.2014, 07:51



Antwort auf: Trennung/Rollentausch

Hallo, Sie haben recht. Das gewöhnliche Modell, dass die Mutter noch zu Hause ist und der Vater den ganzen Tag oder sogar mehrere Tage bei der Arbeit, ist noch immer absolut vorherrschend. Aber es gibt natürlich auch längst das umgekehrte Modell. Daher müssen alle Entwicklungspsychologen und Bindungsforscher sich mit den kindlichen Reaktionsformen und Verhaltensweisen befassen, die entstehen, wenn die Mutter überwiegend abwesend ist und der Vater zu Hause. Einige Beobachtungen dazu gibt es schon, und das Ehepaar Profs. Grossmann in Regensburg hat wohl auch einige Untersuchungen dazu angestellt. Sie kommen zu dem Schluss, dass der Säugling und das Kleinkind in solchen Situationen die Rollen, die die Eltern spielen, bereit ist umzukehren und in der Zeit gemeinsamer Betreuung so etwas wie eine Bindungshierarchie aufbaut. Also wird dann der Vater quasi zur primären Bezugsperson und die Mutter zur sekundären. So schmerzlich das dann für die Mütter oft ist, sie werden "abgestuft". Sie fungieren dann aber als Loslösungsvorbild und sorgen auch in dieser Konstellation für die Selbstwerdung des Kindes. Die Wiederannäherungskrise, sofern das Programm von früh an konsequent durchgeführt worden ist, geht dann an den Vater. Ob dieser Rollenwechsel völlig folgenlos für die Sozialisation eines Menschen ist, dafür gibt es meines Erachtens bislang kein stichhaltigen Untersuchungen. Einzelbeobachtungen legen aber nahe, dass es gelingt. Die Natur hätte sonst ein schlechtes Sozialisationsmodell entwickelt, ginge es nicht, denn von Tausenden von Jahren starben etliche Mütter bei der Geburt ihrer Kinder und die Väter standen dann oft allein mit den Kindern da. Fanden sie sobald keine Stiefmutter, wurden die Kinder - abgesehen von der Großfamilie- bei den Vätern groß. Sie können mir ja gerne berichten, wie dieses Modell bei Ihnen klappt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 19.02.2014



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