Tochter 12 Monate alt - woran erkenne ich unsichere Bindung?

Dr. med. Rüdiger Posth Frage an Dr. med. Rüdiger Posth Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

Frage: Tochter 12 Monate alt - woran erkenne ich unsichere Bindung?

Werter Herr Posth! Mein 2.Kind ist gerade 1 geworden (gr.Schw. 6,5 J). Seit ihrerGeburt gab es sehr vielStreit zw.meinemMann und mir (geradeTrennung).Oft haben wir uns auch angeschrien, mitBaby auf demArm. Sie hat also leider vonAnfang an Aggressionen erfahren müssen. Ich zwar liebevoll-empathisch mit Kindern,in der Zeit aber nur sehr eingeschränkt mgl.Fürchte nun also, daß dieKleine keine sichereBindung zu mir aufbauen konnte (mögl. Zeichen: fast null Berührungsängste beiFremden). GeradeEingewöhng beiTM, läuft gut:Kleine sucht wenigKontakt zu mir (bin noch anwesend, war bislang bloß 1 Mal10 Min.weg) und geht auf alle zu. Nun Frage: woher kann ich wissen, daß sie wirkl so empfindet und alles ok für sie ist und sie sich nicht lediglich ins Unabänderliche fügt und eigentlich leidet, wenn ich gehe? Woran erkenne ich das? Kann ich vielleicht irgendetwas ganz besonders beachten, um zu vermeiden, ihr mit der jetzt beginnenden Fremdbetr. noch einmal Schaden zuzufügen? Vielen Dank!

von punsch am 15.09.2014, 08:04



Antwort auf: Tochter 12 Monate alt - woran erkenne ich unsichere Bindung?

Hallo, das Austesten, ob ein Kind sicher gebunden ist oder eine Form der unsicheren Bindung angenommen hat (was ja ein strategischer Schritt ist, um im Leben irgendwie zurecht zu können) ist schwierig. Der Fremde-Test zwar möglich und auch das einzige Instrument, aber ihn muss man unter einigermaßen standardisierten Bedingungen machen. Mindestens 1 sehr erfahrener Bobachter muss dann die Reaktion des Kindes auswerten. Irrtümer sind möglich und auch subjektive Bewertungseinflüsse können das Ergebnis unsicher machen. Am schwierigsten ist die Unterscheidung zwischen der vermeidend unsicheren Bindung und der noch sicheren Bindung. Denn die Stressreaktion bei der unsicheren Bindung wird bei den vermeidenden Kindern nach außen hin oft kaum sichtbar. Vermeidung bedeutet ja, "sich nichts anmerken lassen", die Gefühle verdrängen. Man muss schon in der Mimik des Kindes lesen und auf Feinheiten in der Reaktion achten. Deutlicher sind die ambivalenten Reaktionen und die desorganisierten, die mit deklamierenden und anklammendern Verhaltensweisen einhergehen oder mit stark wechselnden zwischen Bindungswunsch und Beindungsangst als Angst vor Zurückweisung. Hier wird deutlich, dass das Kind bei der Bindungsperson nicht zur Entspannung gelangt oder erst gar nicht (mehr) an sie richtig herankommt. Da ich nun Ihre Tochter nicht kenne und nie gesehen habe, kann ich leider zur Bindungsqualität nichts sagen. Es kann aber gut sein, dass trotz allem die Bindung zu Ihnen nocht gut ist, zum Vater aber als Vorbereitung auf die Loslösung sehr schlecht. Durch die Trennung von ihm hat sich das Problem aber erst mal weitgehend erledigt. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 18.09.2014



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