Frage: Schwere Zeit

Lieber Dr. Posth! Sohn (6,5 Mo., gestillt, Familienbett, forumsgerecht) und ich haben schwere Wochen hinter uns. Bei mir wurde das Pfeiff. Drüsenfieber festgestellt – ich lag tagelang mit hohem Fieber darnieder, unfähig mich wie gewohnt um ihn zu kümmern. Papa & Oma da. Sohn danach auch krank (untersuchungen im Spital), Stillprobleme (Milchrückgang). Ich habe so viel geweint wie noch nie, auch vor Sohn. Habe den Eindruck, Sohn verhält sich seither mir ggü. distanziert (besseres Wort fällt mir nicht ein). Während Fremdbetreuung hat er nicht nach mir gerufen, manchmal weicht er meinen Blicken aus. Ist das Beginn e. vermeidenden Verhaltens? Oder normal? Oder Trauma?Sohn wird geliebt, nur meine Ungeduld bekam er manchmal verbal zu spüren. Ist unser Verhältnis beeinträchtigt? Was genau ist das schlimme am verm. Bindungsverh.? DANKE für Ihren Rat! PS: Ärzte raten zu sofortigem Abstillen - das wäre ein Schock für meinen kl. Genuss-Stiller! Er hasst Flasche, soll ich es trotzdem tun?

von Fonsine am 17.03.2014, 07:05



Antwort auf: Schwere Zeit

Hallo, das Pfeiffersche Drüsenfieber ist für einen Erwachsenen fast immer eine sehr anstrengende Erkrankung. Man sollte es besser in der Kindheit oder Jugend bekommen. Aber das kann man sich ja leider nicht aussuchen. Mütterliche Erkrankungen schwerer wiegender Art stellen immer eine Belastungsprobe für die entstehende Bindung dar. Muss dann eine Extrabetreuung für das Kind arrangiert werden, bleibt dem Säugling nichts anderes übrig als sich über kurz oder lang "positiv" darauf einzustellen. Es ist sein Überlebensprinzip. Nicht unverständlich, wenn er dann auf die leibliche Mutter zunächst irritiert reagiert, wenn diese ihn wieder übernimmt. Er weiß ja nicht, ob wirklich alles wieder in Ordnung ist. Und er muss sich noch einmal neu an sie gewöhnen. Das geht natürlich recht schnell, aber am Anfang merkt man es doch. Das Wort "vermeidend" würde ich noch nicht benutzen, dier Bindungsprozess ist ja noch in vollem Gang, aber von "Vorsicht" muss man schon reden. Um jetzt die Bindung wieder sicher zu machen, wäre die Fortsetzung des Stillen unbedingt anzuraten. Es gibt meines Wissens überhaupt keinen Grund, wegen einer Ebstein-Barr-Virus-Infektion das Stillen zu beenden. Denn Sie haben jetzt reichlich Antikörper produziert und geben diese an Ihren Sohn in der Muttermilch weiter. Ihr Sohn erhält durch Sie sogar eine Schutz vor einer Infektion. Sie können sich aber bei einer Sillberaterin noch einmal Unterstützung holen, z.B. auch hier im Forum bei Biggi Welter. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 17.03.2014