Frage: Schreinen, speien

Sehr geehrter Dr Posts, erstmal ein großes Lob an Sie und Ihre Arbeit. Unser Sohn wird am Mittwoch 13 Wochen alt. Er schläft seit Geburt sehr unruhig und weint sehr viel.Er kommt schlecht in den Schlaf und ist von einem Moment auf den anderen unglücklich,auch tagsüber, wir tragen ihn seid der Geburt fast ausschließlich, da er vor dem einschlafen sich bei uns im Arm in den Schlaf schreit1-2 Std.,egal ob Tagsüber oder abends, mich würde interessieren ob es Auswirkungen auf seine Psyche hat? Hört das irgendwann auf? Er nimmt keinen Schnuller obwohl wir es jeden Tag üben,da er ein enormes Saugbedürfnis hat. Er schläft auch bei uns im Schlafzimmer. Die Kinderärztin hat mir nur zum brüllen lassen geraten. Zudem speit er sehr viel auch noch 2 Stunden nach der Stillmahlzeit und riecht permanent nach Magensäure, auf dem Rücken schlafen ist unmöglich( zappelt, dreht Kopf hin und her). Ich muss zugeben das der Kleine auf dem Bauch schläft.

von mama1305 am 17.11.2014, 07:01



Antwort auf: Schreinen, speien

Hallo, "brüllen lassen" ist nicht nur inhuman, sondern auch ein hoher Risikofaktor für spätere psychosoziale Auffälligkeiten (dafür gibt es inzwischen einige Studien). Das Schreien in den ersten 3 Monaten fällt zunächst einmal immer noch unter Dreimonatskoliken oder Trimenonkoliken (s. gezielter Suchlauf). Erst wenn diese durch intensive Behandlung beseitigt sind oder ausgeschlossen sind, sollte man auf Beziehungsprobleme zwischen Eltern und Kind zu sprechen kommen, es sei denn sie wären von Anfang an unübersehbar. Die Koliken behandelt man mit einer Kombination aus "Entschäumern", Anticholinergika für Sgl., Probiose und Streuerung der Nahrungsaufnahme. Denn ein geblähter Darm kann erstens neue Nahrung schlecht vertragen, und lässt zweitens wenig Platz im Bäuchlein, so dass reichlich ausgespieen wird. Entschäumer und Probiotika (z.B. Bigaia, Mutaflor) kann Ihnen Ihre Ärtzin verschreiben. Als Anticholinergikum gibt es derzeit nur Pipenzolat zu haben, dessen Tropfenform allein meine Apotheke in Berg. Gladbach herstellen kann. Dazu müssten Sie sich mit meiner Praxis in Verbindung setzen, denn das Mittel muss verordnet werden. Ansonsten hilft tatsächlich nur viel Nähe und Herumtragen, was aber nach richtiger Behandlung in der Regel kein großes Problem mehr darstellt. Viele Grüße und danke für Ihr großes Lob.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 17.11.2014