Frage: "Nah am Kind" ein Ding der Unmöglichkeit?

http://www.eltern.de/kleinkind/erziehung/kindergarten-weinen.html?jfPD_device=portable Wie kann es ernsthaft zu solchem Denken kommen? Und warum ist das so verbreitet?! Ich muss ständig für die Gefühlswelt meines Kindes kämpfen, bzw. werden immer erst gute Argumente nötig sein, dass man mich als Mutter ernst nimmt. Geht es nun um eine Eingewöhnung, um schwierige Zeiten in der Krippe oder auch um Ängste. Vieles wird prinzipiell erst einmal klein geredet! Wir werden die Institution nun wechseln. Kitas in denen die Herzlichkeit unter dem Datenschutz und absurden Auflagen verloren geht... Schrecklich. Fern vom Kind und lebensfremd. Können Sie mir gute Literatur empfehlen? Ich möchte mich gerne näher mit dem Thema befassen und evtl. meine Bachelorarbeit dazu schreiben. Dafür benötige ich aber fundierte Literatur und ernst zu nehmende Studien und Theoretiker. Danke für Ihre Tipps.

von Chris am 05.05.2014, 08:03



Antwort auf: "Nah am Kind" ein Ding der Unmöglichkeit?

Hallo, es gibt so einige Theorien dazu, warum erwachsene Menschen oft so hart mit ihren Kindern umgehen. Wobei man ein bisschen vorsichtig sein muss, weil wir dieses problematische Eltern-Kind-Verhältnis in der Hauptsache durch unsere mitteleuropäische Brille betrachten. In anderen Ländern, auch europäischen, gibt es auch etwas andere Denkrichtungen. Grundsätzlich besteht aber meines Erachtens das Problem darin, dass es erwachsenen Menschen sehr schwer fällt, sich in die Gedanken- und Gefühlswelt der Kinder zurück zu denken und zu fühlen. Dieses "Zurückdenken/fühlen" erreicht ja dann über kurz oder lang auch die eigene Kindheit, und über die will man dann gar nicht so gerne alles erinnern und neu realisieren müssen. Denn auch in der eigenen Kindheit galt das forsche Wort: "da muss ein Kind durch" und "was uns nicht umwirft, macht uns hart". Dazu kommen traditionelle Vorstellungen über Erziehung (die Deutschen haben dazu eine höchst problematische Vergangenheit), die auch nur autoritäre Ansichten transportieren. Nicht zuletzt erleichtert das Zwangs- oder Konditionierungsprinzip den alltäglichen Umgang mit den Kindern, jedenfalls im Moment, und erspart anstrengendere Alternativprinzipien. Die negativen Folgen dieses Vorgehens werden dann abgestritten und auf Anlagefaktoren zurückgeführt. Alle Bindungsthoeretiker sind dazu lesenswert (wiss. K. H. Brisch, das Ehepaar Grossmann, natürlich John Bowlby, Mary Ainsworth, Daniel Stern, als populäres Sachbuch enige wenige Autoren wie G. Hüther oder H. Renz-Polster und z.B. auch meine eigenen Bücher). Bei Studien steht die Fragestellung im Vordergrund. Z.B. in Deutschland die Mannheimer Längsschnittstudie. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 08.05.2014