Lieber Herr Dr. Posth,
Vielen Dank, dass Sie Ihr Wissen hier so großzügig zur Verfügung stellen! Unser Sohn (19 Monate, wie es hier immer heißt 'forumsgerecht' ;-) verbringt die meiste Zeit mit mir (Betreuung durch Großeltern selten, dann nur stundenweise). Mein Mann arbeitet z.T. 30h am Stück (Arzt), andererseits ist er an regulären Tagen schon nachmittags zuhause. J. wird zwar öfter von mir gefüttert, gewickelt, etc, aber er toleriert hier auch problemlos Papa. Gebadet wird er abends immer von ihm, ins Bett bringen muss ich ihn dann aber (oder sogar wir beide) - im ersten Lj haben wir uns da abgewechselt. Wenn ich abends nicht da bin (bis jetzt nur 2x) klappt aber alles gut ohne mich. Nun meine Frage: Sollten wir hier etwas verändern und ich öfter mal (auch abends?!) 'nicht da sein'? Mein Mann und ich verbringen einfach gerne möglichst viel Zeit miteinander, aber ich will der Loslösung natürlich nicht im Wege stehen! MfG, Kati
von
kitekati
am 24.02.2014, 07:28
Antwort auf:
Loslösung zum Vater
Liebe Kati, grundsätzlich sucht sich das Kind seine Bindungspersonen selbst aus, sofern ihm die Möglichkeiten dazu zur Verfügung stehen. Und da die traditionelle Erziehungsweise fast überall in der industrialisierten Welt so ist, dass die Mütter die Säuglinge betreuen und sich die Väter erst im 2. Lebensjahr mehr und mehr mit einschalten, sind primäre Bindung und Loslösung so, wie bekannt, aufgeteilt. Durch das Elterngeld haben nun auch die Väter mehr Möglichkeiten, sich schon im 1. Lebensjahr ihrer Kinder in die Pflege und Erziehung mit einzuschalten, was begrüßenswert ist (wenn auch prinzipiell zu wenig). Trotzdem wählen meiner Beobachtung nach die meisten Säuglingen ihre Mutter als primäre Bindungs-, resp. Bezugsperson. Aber sie akzeptieren ihre Väter dann viel leichter im 2. Lebensjahr zur Loslösung. So oder so ähnlich scheint das auch bei Ihnen zu sein. Sie müssen also nichts gezielt unternehmen, um hier irgendwie lenkend einzugreifen. Es täte aber der Loslösung dennoch ganz gut, wenn es noch mehr Vater-Sohn-Abende gäbe. sonst aber können Sie alles so weitermachen wie bisher. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 26.02.2014