Frage: Kind kuschelt plötzlich viel

Lieber Dr. Post, lese ihre Bücher immer wieder,kenne die Stichwortsuche fast auswendig und bin trotzdem ratlos. Tochter (26M) entwickelt sich bis jetzt fast wie ein Musterkind.13 LM allein abgestillt,15LM im Spiegel erkannt, sonniges zartes Wesen, spielt viel allein,defensiv veranlagt.LL perfekt leider ü. Tante ( 56 J, Fan von Ihnen) statt Papa ( er bemüht sich, aber nicht so einfühlsam).Seit 4 Wo Eingewöhnung Kita,keine Trennung, Erz. bemüht sich nicht, diese Woche abmelden.Problem:sie möchte seit einiger Zeit bei mir schlafen(Papa schläft getrennt von uns), kuschelt sehr viel, küsst und umarmt mich,nach 2 Gesch. schläft sie ohne Körperkontakt ein.Morgens weckt sie mich mit Küsse und zärtliches „Mama“. Regression? Wenn wir bei der Tante sind (jeden Tag ) beachtet sie mich nicht, sagt manchmal weg mama, Tante soll alles machen. Geht das nicht ein bisschen zu weit? Tante wird im März auswandern,T. wird sie 1 x im Jahr für 4 Wo sehen. Wie bereite ich sie vor?Welche Folgen?Natalie

von Natmel am 01.09.2014, 07:09



Antwort auf: Kind kuschelt plötzlich viel

Liebe Natalie, leider muss ich Ihnen sagen, dass KInder in der Loslösung des Öfteren ihre Mütter gezielt wegschicken. Das Erlebnis, allein mit der 2. Bindungsperson zu sein und Zeit zu verbringen, ist so attraktiv und befriedigend, dass die Mutter in diesem Moment stört. Da die Kinder in diesem Alter erst langsam auf Empathie zuarbeiten, fällt diese am Anfang der Entwicklung noch nicht handlungsleitend aus. So wird die Mutter beiseite geschoben, wenn eine andere Person plötzlich attraktiver erscheint. Bei einem väterlichen Loslösungsvorbild geschieht oft genau daselbe. Das von ihnen beklagte Verhalten hat also nichts mit einer bestimmten Peson zu tun. Nun ist aber der leibliche Vater ja noch mit im Spiel und für seine Tochter schlecht erreichbar. Das führt gewöhnlich zu einer erschwerten Loslösung, ihm Fall Ihrer Tochter durch die Tante im Wesentlichen ausgegelichen. Aber das werden die Gründe dafür sein, dass sich Ihre Tochter immer wieder noch einmal der Sicherheit der primären Bindung vergewissern muss. Also keine Regression, sondern ein normales Verhalten in einer nicht ganz normalen Situation. Viele Grüße und danke für Ihre anerkennenden Worte.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 01.09.2014