Frage: gestörte Bibdung Baby 3,5 Monate?

Hallo Herr Dr. Posth, ich glaube mein Sohn und ich haben bereits jetzt eine gestörte Mutter-Kind-Bindung. Evtl. können Sie eine Einschätzung geben, ob wir uns Hilfe suchen sollten, oder vielleicht haben Sie einen Tipp zur Verbesserung der Situation? Ich bin seit der Geburt hauptsächlich für die Betreuung unseres Sohnes zuständig, mein Mann arbeitet unter der Woche und kümmert sich aber abends und am Wochenende. Dennoch war es von Anfang an so, dass mein Mann ihn besser beruhigen konnte, wohingegen er bei sich bei mir auf dem Arm immer mehr in Rage schreit. Die Schwangerschaft war sehr von Angst und Sorge begleitet, Geburt war ein Notkaiserschnitt, Stillprobleme (Brustverweigerung, haben es auch mit Hilfe nicht hinbekommen). Er hat sehr viel geschrieen von Anfang an. Erst dachte ich, er ist einfach kein Kuschler, musste aber realisieren dass er nur bei mir auf dem Arm so unruhig ist und den Eindruck macht, als ob er schnell von mir weg möchte. Manchmal fängt er an zu weinen wenn er mich sieht. Hilfe!!!

von tulpe246 am 09.06.2014, 14:43



Antwort auf: gestörte Bibdung Baby 3,5 Monate?

Hallo, Bindung zwischen Mutter und Kind baut sich ja jetzt erst auf. Das heißt, Sie haben noch alle Möglichkeiten, eine sichere Bindung herzustellen. Aufgrund der schwierigen Schwangerschaft und des vermutlich fehlenden "bondings" (s. gezielter Suchlauf) unmittelbar nach der Geburt, hat bei Ihnen eine emotionale Erschöpfung eingesetzt, die Sie bei der Bindungsgestaltung mit Ihrem Sohn behindert. Ihr kleiner Sohn merkt das, ohne sich irgend etwas erklären und können und empfindet Angst, wenn er bei Ihnen auf dem Arm ist oder wenn Sie ihn füttern. Seine verhaltene Reaktion löst bei Ihnen verständlicherweise sofort die Sorge aus, mit der Bindung könne etwas nicht stimmen, was Sie emotional weiter verkrampfen lässt. Dadurch schaukelt sich etwas hoch, was sonst nicht existent wäre. Denn Ihr kleiner Sohn liebt Sie und möchte gerne viel mehr mit Ihnen kuscheln und von Ihne getragen werden. Bei Ihrem Mann ist das anders. Der geht da völlig unbelastet dran und erreicht damit bei seinem Sohn eine entspannte Situation. Daher scheint es so, als zöge er ihn jetzt Ihnen vor. In Wahrheit aber weicht er nur aus, weil er von Ihnen das nicht bekommen kann, was er im Moment braucht. Vesuchen Sie also, ihm ruhig und entspannt gegenüber zu treten, seine Signale richtig zu interpretieren und seine Bedürfnisse prompt und einfühlsam zu befriedigen. Wenn sich Ihr Sohn einmal abwendet, dann ist das keine Ablehnung, sondern nur ein Bedürfnis nach vorübergehender Ruhe. Und glauben Sie an sich selbst, eine gute Mutter sein zu können. Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.06.2014