Sehr geehrter Dr. Posth,
ich habe 2 Fragen zum Geschwisterverhalten meiner beiden Kinder. Die Große ist 3,5 Jahre, sensibel, schwieriges Temperament, keine Fremdbetreuung, der Kleine ist knapp 1 Jahr. Beide Kinder verbringen den Tag mit mir (Mutter), Vater nach seiner Arbeit sehr engagiert, Loslösung der Großen sehr gut.
1) Die Große reißt dem Kleinen ganz oft Spielzeug aus der Hand. Die Regel “Gib ihm etwas anderes schönes” klappt nicht, dann holt sie nur uninteressantes. Soll ich es ganz verbieten das etwas entrissen wird? Das müsste ich aber unter sehr oft und großem Theater durchsetzen. Das ist doch wiederum auch nicht gut fürs Selbstbewusstsein und Geschwisterbeziehung, oder? Oft weint der Kleine deswegen ja auch gar nicht – aber trotzdem finde ich dieses Verhalten sehr unschön.
2) Wenn ihr Vater sich mit beiden Kindern zusammen beschäftigt, möchte die Große den Kleinen immer wegschicken. Wie reagiert er da am besten? Die Große macht bereits viel mit Papa allein
von
kleinsteff
am 24.03.2014, 07:06
Antwort auf:
Geschwister
Hallo, die Geschwisterrivalität lässt sich kaum völlig umgehen. Selbst mit den besten Tricks als Eltern ist man oft machtlos.Solange das jüngere Kind sich nicht definitiv beeinträchtigt fühlt durch die Reaktion des Größeren, solange kann auch erst einmal zusehen. Wenn man jedesmal einschreitet, wird die Reaktion des älteren Kindes nur immer stärker. Es fühlt sich in diesem Alter stärker benachteiligt als das noch sehr viel jüngere Kind (das sich gleich von Anfang schon mit dem Gschwisterprinzip auseinanderzusetzen hatte). Oft lassen sich die Spielsachen von Vornherein so verteilen, dass beide Kinder zu Ihrem Recht kommen. Und will dann das ältere Kind, dem Jüngeren trotzdem das ihm Zugedachte weggnehmmen, kann man klar einschreiten und sagen, dass man an dieser Stelle selbst entschieden hat (auch auf den möglichen nachfolgenden Protest hin).
Im Rahmen der Loslösung obliegt es dem Vater genauso wie der Mutter in der Bindung einigermaßen Gerechtigkeit herrschen zu lassen. Verständlich, dass Ihre ältere Tochter den Vater abends ganz für sich haben möchte. Das lässt sich auch durchführen, wenn Sie solange das kleine Brüderchen ablenken oder beschäftigen. Muss sich der Vater aber beiden Kindern widmen, sollte das auch so klar gesagt sein, und dann ist es seine Aufgabe, die Gunst geschickt zu verteilen, dass die ältere Tochter immer noch zu ihren Recht kommt.
Sie werden sehen, dass sich diese Anspruchhaltungen von Kindern an ihre Eltern, wenngleich auf immer höherer Ebene, lebenslang wiederholen. Man tut gut daran, schon frühzeitig für Ausgewogenheit zu sorgen. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 24.03.2014