Frage: Drohen

Hallo Herr Dr. Posth, Wir haben eine Tochter (22 Monate). Ich versuche oft, ihr ihren Willen zu lassen, sie darf bestimmen wer was mit ihr machen soll usw. Windel machen ist oft nicht einfach, weil sie lieber toben und spielen will. Ich versuche zu überreden oder abzulenken, klappt manchmal aber nicht immer. Wenn ich dann aber nach einer Weile sage, dass die Mama jetzt alleine raus geht weil Tochter mit der vollen WIndel nicht mit kann, rennt sie mir hinterher, klammert sich ganz arg an mich und ich darf die Windel sofort machen. Mache ich ihr so eher Angst (Verlust der Mama oder ähnliches) oder versteht sie, dass es in dem Moment nur um die Sache geht? Sollte ich solche "Drohungen" eher lassen, zumal sie sowieso ein eher anhängliches Mädchen ist? Im Moment sagt sie auch oft "Baby" und meint damit, dass sie schmusen und getragen werden will wie ein Baby. Was hat das denn zu bedeuten? Vielen Dank für ihre tolle Arbeit. Viele Grüße

von veillchen am 29.09.2014, 08:18



Antwort auf: Drohen

Hallo, es ist nicht immer klar voneinander zu unterscheiden, ab wann eine Wenn-dann-Regel eine gute Methode zur Organisation des Alltagslebens ist, und ab wann sie auch "erpresserischen" Charakter enthält. Wenn aber das gewünschte Ergebnis nicht zum Nachteil des Kindes gereicht, sondern ihm letztlich dient, weil auf diese Weise nur das Prinzip Widersinn durchbrochen wird, dann ist das in Ordnung. Es verhält sich etwa so, wie der Ausgleich zwischen Bestimmungsmacht und Entscheidungsmacht. Anders gesagt, manchmal muss man als Eltern im Vorhinein konsequent handeln, damit der Gemeinschaft kein Schaden entsteht. Aber damit lässt sich natürlich nicht alles rechtfertigen. Die Verhältnismäßigkeit des Druchgreifens muss gewahrt bleiben und das -vom Kind noch nicht erfasste- Vernunftprinzip muss erkennbar sein. Viele Grüße und danke für Ihr Lob.

von Dr. med. Rüdiger Posth am 03.10.2014