Frage: Baby verhält sich ablehnend

Hallo Dr. Posth, ich bin mittlerweile völlig verzweifelt. Tochter 9 Monate (bis 6 M vollgestillt, derzeit noch z.T, Familienbett, nie schreien gelassen) lehnt mich sehr oft ab und ist nur beim Papa wirklich lieb. Mit Papa lachen, spielen, Fröhlichkeit. Wenn Papa daheim, bei mir noch einigermaßen lieb. Sobald er aber die Whg für Arbeit verlässt, flippt Kind oft völlig aus für den Rest des Tages. Schreit, weint, schlägt sogar nach mir. Ist das noch normal in dem Alter? Beißt auch regelmäßig. Versuche, zu beruhigen, klappt nicht. Tragen im Ergobaby hilft nur zeitweise, auch darin Schreianfälle. Wirft sich nach hinten und überstreckt sich dabei, habe schon blutige Lippe kassiert, weil sie sonst gefallen wäre. Möchte doch nur, dass meine Tochter mich auch gern hat. Habe allerdings das Gefühl, sie hängt viel mehr am Vater. Was können wir noch tun? Dass Papa für Betreuung daheim bleibt, ist nicht möglich. Was kann ich noch tun, um Bindung zu stärken?

von Coconut am 13.10.2014, 08:00



Antwort auf: Baby verhält sich ablehnend

Hallo, die Zeit der Loslösung über den Vater kommt ja erst noch. Noch befindet sich Ihre Tochter in der Bindungsphase. Es gibt ab und an ein solches Phänomen, wie Sie es von Ihrer Tochter beschreiben. Meistens liegt es daran, dass die Anfangsphase der Bindung nicht geglückt ist, was z.B. bei einer Mutter mit postpartaler Depression passieren kann. Dann wenden sich auch kleinere Säugling schon intensiv dem Vater zu, weil die Mutter im Grunde mit ihrer Aufgabe vollkommen überfordert ist. Und das spüren die Säuglinge. Aber so war es bei Ihnen offenbar nicht. Ist denn sonst einmal etwas sehr Negatives der Bindung "in die Quere" gekommen? Was auch, wenn auch sehr selten, möglich ist, ist die Erfahrung, dass Mutter und Kind überhaupt nicht zusammen passen. Ohne dass es sich die Mutter klar macht, hat sie dann Vorbehalte Ihrem Kind gegenüber. Aber das schließen Sie offenbar aus. Manchmal hat ein Säugling Schwierigkeiten mit der Mutter, weil diese schlecht riecht, z.B. wenn sie raucht oder sich stark parfümiert. Der Vater rückt auch dann schon früh ins Zentrum seines Kindes, wenn er sehr ruhig und ausgegleichen reagiert, während die Mutter hektisch und nervös ist. Alles das sind Möglichkeiten. Sie müssen überlegen, ob etwas auf Sie zutrifft. Erst dann können Sie es ändern. Noch eins: Wer übernimmt denn das Einschlafprogramm am Abend? Punktet da vielleicht der Vater mehr als Sie? Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 16.10.2014