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Geschrieben von chrpan am 20.07.2015, 1:01 Uhr

zweites Kind ganz ohne Hilfe? Wie schaffe ich das?

Hallo!
Ich grüble lange darüber, wer hat Tipps für mich? Mein Kind ist 4 Jahre alt und war ein 24-Stunden Baby. Ich habe 2 Jahre lang ständig gestillt, getragen, geschaukelt, getröstet, selbst kaum geschlafen, unregelmäßig gegessen. Im Haushalt blieb das meiste liegen bzw mein Mann mußte nach dem Full-Time Job noch Einkaufen und Kochen, weil ich nach einem Tag Kind auf dem Arm körperlich nahe dem Zusammenklappen war. Großeltern gibt es, die sind aber erziehungsmäßig so anders eingestellt als wir, dass es ständig Kinflikte gibt, also echt mehr Belastung als Hilfe.
Ein 2. Kind muss nicht, kann aber auch so starke Bedürfnisse haben. Wie kann ich das dann schaffen? Ich war beim 1. Kind schon am Limit, dabei hatte ich da gar kein weiteres Kind, um das ich mich auch kümmern mußte, das käme jetzt ja dazu.
Hatte jemand mal dieselbe Situation und trotzdem geschafft, sich mit Achtsamkeit beiden Kindern zu widmen? Und falls ja, wie geht das?
Bin gespannt, was ihr berichtet...
LG,
Chris

 
2 Antworten:

Re: zweites Kind ganz ohne Hilfe? Wie schaffe ich das?

Antwort von mirabell am 20.07.2015, 10:16 Uhr

Hallo Chris,

... ja, das ist so ein Thema ... ... ... ;)

Ich denke, zunächst mal sind Menschen einfach ja verschieden - was für den Einen schon "achtsamer Umgang" ist, ist für das für einen Anderen keineswegs. Menschen sind schon mal ja unterschiedlich (gut/intensiv) informiert - über Kinder, kindliche Entwicklung, Bedürfnisse etc..

Dann haben sie auch unterschiedliche Ansprüche an sich selbst, an ihr eigenes Verhalten (u.a. also auch ihren Kindern gegenüber). Sie haben als Folge dessen (der verschiedenen, je individuellen Einstellungen, Überzeugungen, Ansprüche, Informationen, aber auch je nach eigenem Naturell und selbst gemachten Erfahrungen sowie eigenen Prägungen) unterschiedliche Arten, mit Kindern umzugehen.

So viel zu den Binsen. ;)

Was ich sagen will: Wenn du schreibst, du hattest ein 24-Stunden-Baby, gibt es für mich spontan zwei Interpretationsmöglichkeiten:

Entweder, du hast sehr hohe Ansprüche an dich selbst (als Mutter, als Fürsorgende) und bist eben sehr aufmerksam, achtsam, zugewandt mit deinem Kind umgegangen - Voraussetzung hierfür ist immer eine eigene, stark ausgeprägte Empathie und Empfindsamkeit/Feinfühligkeit. :)

Dann wäre das so in etwa das, das ich als relativ normal bezeichnen würde - und als wünschenswert.

Im Grunde ist unter dieser Betrachtungsweise jeder Säugling ein 24-Stunden-Baby. ;)

Und genau aus diesem Grund halte ich auch überhaupt nichts von kurzen Altersabständen, weil: man selbst zu Zweit den Kindern dann einfach nicht wirklich gerecht werden KANN.
Etwas anderes ist es, wenn deutlich ältere Geschwister mithelfen können (bpsw. im Haushalt ...) und/oder man mehr BEZUGSpersonen hat - also bspw. Großeltern, andere Familienmitglieder oder sehr enge Freunde (die ja aber selbst auch zumeist Job, Kinder und Haushalt haben, daher nicht wirklich "zählen" - auch, weil sie zumeist nicht um die Ecke wohnen ...).

Was man runterschrauben kann und sollte, ist m.A.n. der Anspruch an den Haushalt ... . In zumindest dem ersten Jahr mit Kind darf Anderes einfach mal zurückstehen. Und ja: Ich bin auch aus all diesen Gründen absolute Gegnerin von Berufstätigkeit in den ersten 3 Jahren - zumeist sind tatsächlich und auch aus "biologischen" Gründen die Mütter die erste und Hauptbezugsperson für ein Kind - weil das Kind schon durch die Schwangerschaft mit der Mutter in enger "Beziehung" steht ... (vorgeburtlich also), dann auch, weil die Mutter stillen kann - und das die Bindung zum Kind bekannterweise nachhaltig unterstützt (wenn es möglich ist, zu stillen ...).

Oft tendieren auch (die meisten) Kinder dazu, wenn sie krank sind, nach der Mutter zu verlangen.

Das alles kann eine Frau nicht leisten, wenn sie zusätzlich noch berufstätig ist (womöglich Vollzeit und täglich).

Inzwischen hat sich ja auch glücklicherweise endlich ein wenig herumgesprochen, dass die Geschichte mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unter den bisher herrschenden Bedingungen eine Farce ist, die weder den Frauen, noch den Familien, schon gar nicht den Kindern zugute kommt, sondern einzig der Wirtschaft. Und genau deshalb werden Krippenplätze ausgebaut und wird frühe Fremdbetreuung öffentlich so aggressiv propagiert/beworben ... .

Alles eigene Themen. Eigentlich. ;) Ja.

Was ich sagen will: Dein Kind ist jetzt 4. Das ist ein gutes Alter für ein Geschwisterchen. :) - Wobei es natürlich immer auf das jeweiligen Kind ankommt - seine Bedürfnisse, seine Entwicklung ... . Klar.

Und ja: Kinder bringen von Geburt an eine eigene Persönlichkeit mit - es ist nun mal nicht alles Erziehung. Man merkt eben durchaus, dass schon Säuglinge "verschieden" sind (Wesen, Verhalten, Reaktionen ...).

Und ja, manche Kinder sind sozusagen "pflegeleichter" als andere.

Du weißt es nur halt eben nicht: ob ein zweites Kind auch so viel Aufmerksamkeit, Einsatz ... erfordert (wie dein erstes) oder nicht.

Es kann diesmal alles ganz anders, leichter sein, aber das hat eben u.a. auch ein wenig ;) mit deinen Einstellungen/Überzeugungen und Ansprüchen an dich selbst zu tun.
Du könntest z.B. in der ersten Zeit den Haushalt nur notdürftig versorgen, auch mal einfach kalte Küche (geht ja auch gesund!) oder mal was tiefgekühltes machen, statt groß täglich zu kochen. Und es ist auch nicht schlimm, wenn die Mutter erst am Nachmittag oder Abend zum Duschen kommt. ;) Und die Fenster nicht super geputzt sind ... .

Und vielleicht stillst du dann auch "nur" ein Jahr und nicht mehr zwei.

Wichtig ist aber in der Tat, dass DIE MUTTER zum Essen und immer wieder ;) auch unbedingt zum Schlafen kommt - denn eben: wenn die Mutter auf dem Zahnfleisch geht - und das über mehrere Monate oder gar Jahre, dann leidet - zwangsläufig! - auch das Kind/die Kinder darunter.

(Ich weiß, wovon ich rede - alleinerziehend mit zwei Kindern, eins davon schon aus dem Haus.)

Im Grunde bräuchten wir ganz andere Formen des Zusammenlebens (in familiären Strukturen, Wohnprojekten, generationenübergreifend - mit allerdings nicht (nur) Blutsverwandten, sondern in "Wahlfamilien" - mit Freunden also ... ;) ).

Die Kleinfamilie ist für niemanden gut - für die Eltern nicht, für die Kinder nicht, für "die (einsamen) Alten" nicht (egal, ob sie Verwandte sind oder nicht btw).

Aber jetzt habe ich schon so viel geschrieben - das sind im Grunde alles wie gesagt eigene Themen, die sich aber eben nun mal überschneiden, miteinander verflochten sind.

Meine beiden Kinder sind übrigens Einzelkinder - sie sind 13 Jahre auseinander. Und ich kann mit Sicherheit sagen: Ich hätte es nicht geschafft: 2 unter 2 oder so - alleine. Es war so schon anstrengend genug ... (weil überhaupt keine Väter und/oder weitere Familie "im Hintergrund" und obendrein auch finanziell nicht "entspannte" Situation).


Viele Grüße
mirabell

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Re: zweites Kind ganz ohne Hilfe? Wie schaffe ich das?

Antwort von mirabell am 20.07.2015, 10:37 Uhr

Hier noch ein paar Links zum Thema - die verdeutlichen, worum es mir geht - nicht um "Mütterkult", Glorifizierung oder dergleichen. Sondern um angemessene gesellschaftliche Anerkennung und tatsächlich auch monetäre Honorierung der LEISTUNG, die von mehrheitlich nach wie vor Frauen in der Familienarbeit erbracht wird - Sorgearbeit, die eben genau dies ist: ARBEIT.


Ein besonders wichtiger Artikel zum Thema ist folgender, da er veranschaulicht, worin das Umdenken (insbesondere der Frauen selbst übrigens) bestehen müsste ... :

http://www.muetterblitz.de/Spurensuche/hga_muettervortrag.masp

http://care-revolution.org/veroeffentlichungen/

https://www.socialnet.de/rezensionen/742.php


http://www.deutschlandradiokultur.de/familie-und-beruf-gehetzte-eltern-leiden-unter.1005.de.html?dram%3Aarticle_id=315415

http://www.zeit.de/2014/06/vereinbarkeit-vaeter-kinder-karriere-luege


Es geht nicht um "Frauen zurück an den Herd", sondern um eine andere Bewertung der Leistung, die von ihnen erbracht wird: unentgeltlich bisher. Und von welcher immensen Bedeutung und Wert diese Arbeit aber für die Gesellschaft also ist.

Es geht darum, andere Formen des Zusammenlebens zu entwickeln - es gibt solche Wohnprojekte schon, leider jedoch noch viel zu wenige und diess auch überwiegend nur für besser Begüterte.

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