2 Jahre und vieles ändert sich

 Katrin Simon Frage an Katrin Simon Ausbilderin von Kinderkrankenschwestern

Frage: 2 Jahre und vieles ändert sich

Liebe Katrin, ich war schon lange nicht mehr hier. Bei meinem Sohn haben Sie mir 2015/16 sehr geholfen, dafür bin ich Ihnen immer noch sehr dankbar :-) Mittlerweile haben wir noch eine kleine Tochter (fast 4 Monate alt). Wie bereits erwähnt haben wir kürzlich den zweiten Geburtstag von unserem Söhnchen gefeiert. Er war schon immer sehr entdeckungsfreudig und möchte eigentlich alles haben; mittlerweile ist es allerdings so dass er fast alles kaputt macht. Wenn er etwas nicht bekommt regt er sich zum Teil ganz fürchterlich auf und haut manchmal auch aus lauter Wut gegen die Wand. Ich nehme ihn dann meistens in den Arm und tröste ihn ... da kuschelt er sich dann auch an. Während den Mahlzeiten steht er meistens nach drei Happen auf und möchte weiter spielen oder Verbotenes anstellen oder auf mir oder meinem Mann rumturnen ... auch hier regt er sich ziemlich auf wenn man ihn nicht läßt. Dann kommt er immer mal am Tisch vorbei und kriegt von uns einen weiteren Löffel in den Mund gesteckt; ansonsten hat er z.B. nach dem Zähne putzen wieder Hunger. Nun hoffe ich dass Sie mir durch Ihre Anregungen auf meine Fragen wieder ein Stück Lebensqualität "schenken" :-) 1. Warum nimmt er ALLES auseinander? Kann man ihm das abgewöhnen oder wann hört das in der Regel auf? 2. Wie können wir ihn dazu bringen mit uns am Tisch zu bleiben bis er satt ist? Eine Sache beschäftigt mich noch sehr. Ich mache mir Gedanken (manchmal auch Sorgen) wie sich die Bindung zwischen mir und meinem Sohn seit der Geburt seiner kleinen Schwester wohl verändert. Er war vor der Geburt sehr stark auf mich fixiert - nun ist es so dass er sich viel an meinen Mann wendet. Nicht immer und oft soll ich ihn auch noch ins Bett bringen. Allerdings tut es wahnsinnig weh wenn er sich z.B. weh tut und ich ihn dann nicht richtig in den Arm nehmen kann weil ich die Kleine im Tuch hab und der Papa nicht da ist. Oder ich nicht richtig mit ihm kuscheln kann weil sich die Kleine meldet oder oder oder .... Er ist doch noch so klein und bräuchte mich noch viel mehr und ich frage mich wie solche Situationen in seiner kleinen Kinderseele wirken und was es mit unserem Verhältnis macht ???? Vielen lieben Dank für die Antwort!!! Kali

von Kali5 am 04.08.2017, 15:24



Antwort auf: 2 Jahre und vieles ändert sich

Liebe Kali, ich freue mich, dass Sie sich wieder an mich wenden und ich freue mich umso mehr, dass Sie eine kleine Tochter geboren haben :). Herzlichen Glückwunsch! Ich würde zunächst gerne noch ein paar Fragen stellen: - ist Ihr Sohn schon mit anderen Kindern im sozialen Kontakt, gibt es eine zusätzliche Bezugsperson für ihn ( ggf. sogar Krippe..)? - haben Sie Regeln? - gibt es klare Mamazeiten für ihn und Sie? Vorab kann ich als Idee aus Ihrem berichteten schon folgendes mitgeben: Ich habe den Eindruck, dass Ihr Sohn sehr nach Aufmerksamkeit ruft! Das Kaputtmachen von Gegenständen ist im Grunde das " I-Tüpfelchen" für den Grad der Aufmerksamkeit. Dass er Ihre Geborgenheit sosehr wünscht ist spürbar, weil er sich in Ihrem Armen bei Trost fallen lässt. Und das machen Sie großartig: Sie trösten Ihren Sohn bei einem Wutanfall und schimpfen nicht. Ich denke, dass es unbedingt an der Zeit ist, dass Ihr Sohn ganz eigene Qualitätszeiten mit Ihnen bekommt :). Schauen Sie einmal, ob es irgenwie machbar ist, dass Sie und er ganz allein ein-zweimal am Tag ein kleines Ritual haben. Es muss überhaupt nicht lange sein, sondern eben "nur" ihre Zeit. Ausserdem kann es sehr gut tun, Ihrem Sohn zu signalisieren, dass Sie ihm viel zutrauen- er gefordert werden darf. Geben Sie ihm Aufgaben, die nur ein großer Bruder erfüllen darf. Dinge, die ihn in seiner Position als der ältere auf einen " kleinen Sockel stellen". Leiten Sie seine Wutausbrüche in Stärke/ Kraft um.... " Ich sehe, Du bist so stark, dass Du bestimmt diesen Wäschekorb tragen kannst " o.ä. ; selbstverständlich im kindgerechten Tun. Aber so, dass der kleine Mann eine besonder Anerkennung bekommt. Neben dem, sagen Sie ihm oft, dass Sie ihn lieben. Erzählen Sie viel aus seinen Babytagen. Schauen Sie Bilder an und stöbern in seiner Erinnerungskiste ;). Wenn Sie Ihre kleine stillen, dann nutzen Sie diese Zeit auch für eine besondere Zuwendung Ihres Sohnes. Eine Stillschatzkiste, nur für diese Zeit, kann zu einem besonderen Augenblick werden. Evt. auch ein besonderes Buch, welches Sie ihm dann vorlesen können. Ich bin mir sehr sicher, dass sich die Tischsituation demnach auch bald entspannt. Hier rate ich allerdings zu klaren Regeln! Aufstehen heisst; das Abendbrot ist beendet. Schauen Sie einmal, ob eine wirkliche Konsequenz zum Erfolg führen kann, auch wenn der Hunger sich bemerkbar macht. Evt. kann ein Platzwechsel, eine sehr aktive Einbeziehung in die Essenszubereitung am Tisch ( z.B. Brote schmieren usw.) Ihren Sohn vom Aufstehen abhalten. Lassen Sie ihn so viel wie möglich alleine machen und versuchen. Dieses ist ein Grundthema für den ganzen Tag. Je mehr ihm zugetraut wird, desto weniger ist es nötig, etwas kaputt zu machen, da hier eine konstruktive Aufmerksamkeit entsteht. Die ganz pure Herzensaufmerksamkeit ist immer und sporadisch und in den besonderen Mama- Sohn Momenten da :). Ich bin gespannt, ob der kleine "Racker" sich überzeugen lässt ;). Liebe Grüße von Katrin

von Katrin Simon am 05.08.2017