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Geschrieben von Benedikte am 05.07.2014, 9:53 Uhr

Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

http://www.nrc.nl/nieuws/2013/06/07/25-jarigen-van-nu-moeten-werken-tot-ze-715-zijn-levensverwachting-stijgt/

Samstagsmorgen lese ich ja online die europaeische Presse durch, zumindest den teil mit westgermanischen und romanischen Sprachen.

Und wenn man sich das kleine Koenigreich anschaut- unglaublich. Stramme FDP Regierung mit Sozialdemokraten in der KOalition (zwei lecker Kerlchen, der Mark und der Diederik-und was hab ich ) haben das System zukunftsfest gemacht. Renteneintritt wird erhoeht, erstmal jetzt auf 67 und dann an die Lebenswerwartung gekoppelt. Und dann gibt es Rente, keine, die man durch arbeit erarbeitet hat, nee, jeder, der hier wohnt, sammelt Anspruecje und wenn man lange genug hier gewohnt hat, gibts 1000 Euro Baisrente fuer jeden. Weshalb die arbietslosen Niederalender auch nicht nach D wollen, den rentenanspruch kann man sich nicht erarbeiten.

Krankenversicherung werkeln sie auch. Basiskrankenversicherung fuer jeden ist angepeilt, rund 100 Euro im Monat. Extra kost extra, kann jeder machen, wie er will.

Mietpreisbremse haben sie gerade als ineffektiv verworfen (das war der Stef Blok, auch ein lecker Kerlchen, nicht so lecker wie Mark und Diederik, aber Lanegen mehr als....). Die hatten 70 Prozent billige Sozialwohnungen, Stand Nachkriegszeit, und nur Sress damit. Jeder ist ins Eigentum gefluechtet und mit der weltweit einzigartigen Konstruktion des Hypotheekrenteaaftrek eine Imonilienblase generiert. Deshalb mussten sie ja auch gleich mal Banken verstaatlichen.

Jedenfalls, ich bin beeindruckt. Liest man mal, was die Belgier schreiben zu dem Thema, kann man nur bonjour tristesse sagen. Die Franzosen haben nix im Griff, dafuer einen Ex und moechte wieder Paresidenten, der bei der Polizei verhoert wurde, Cameron kuemmert sich um nix ausser dass er Juncker nicht will.

Niederlande sind fuer mich jedenfalls an diesem WE Top. So stelle ich mir eine ueberzeugende liberale regierung vor.

Frage an Euch-auch wenn die GroKo ja gerade schweren Schlag links hat, meint Ihr, wir werden mittelfristig auch bei ueber 70 Jahren renteneintritt liegen? Wenn ich alles richtig verstehe, sagen die Niederlaender, dass es nicht anders geht. Ausfuehrliche Erlaeuterungen bietet dazu ein bericht des zentralen Planungsbueros oder so, cpb, den ich aber erst nach zwei Glaesern Wein ferhlerfrei lesen kann.

hoepp Holland sage ich nur

Benedikte

 
38 Antworten:

Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von hgmeier am 05.07.2014, 10:35 Uhr

Sor hart es klingt: Es wird nicht anders gehen!

Insbesondere mit dem derzeitigen Rentensystem (die Sache mit dem Generationenvertrag und so) müsste man bereits jetzt das Rentenalter irgendwo in den 70ern haben.

Was viele nämlich nicht wahrhaben wollen ist, daß das System urspünglich dafür ausgelegt war diejenigen, die das Rentenalter erreicht haben (und das waren damals < 30%) für die ihnen dann noch verbleibenden üblicherweise < 5, seltenst >10 Jahre zu versorgen. Heute erreichen einfach zu viele das Rentenalter und leben dann auch noch erstaunlich lange.


Den Erwerb einer Basisrente mit festgelegtem Höchstsatz über ein (evtl. beschäftigungsartabhängiges) Punktesystem (Co-finanziert von AG / AN und bei erwerbslosen auch staatlichen Transferleistungen) mit einer bei persönlichem Bedarf drüber hinausgehenden Absicherung auf Privatbasis sollte auch für Deutschland eine denkbare Lösung sein. Aber auch dann dürfte das jetzige Renteneintrittsalter im Schnitt nicht haltbar sein.

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Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von Steffi528 am 05.07.2014, 11:09 Uhr

Ich gehe davon aus, das ich zumindest in Teilzeit noch mit 70 Jahren arbeiten werde.
Ich habe zwar meine private Altersversorgung auf 60 Jahre gestellt (schon, weil meine Berufsunfähigkeitsversicherung nur bis 60 Jahre zahlt, das ist dann eine große, fiese Lücke), aber ich denke, ja, bis 70 Jahre. Ich arbeite viel mit Senioren zusammen. Wenn man oder frau noch gesund ist, dann sind die meisten eh irgendwie aktiv, Ehrenamt (das natürlich unter zu langer Pflichtarbeit leiden würde). Schlimmer finde ich es für die, die nicht genug Rente bekommen und an der Tanke Nachtschichten schieben müssen, denn damit haben sie im Alter doch mehr Probleme.
Wenn ich in meinem derzeitigen Job bleibe, habe ich keine Probleme auch mit 70 noch zu arbeiten. Vielleicht nicht mehr so lange, aber letzendlich würde mich dann die sehr lange Berufserfahrung sicher vor unnützer "Energieverschwendung" retten.
Körperlich arbeiten möchte ich dann aber nicht.
Und genau da sehe ich ein Problem: Wie sollen die Leute das gesetzliche Rentenalter erreichen, die schwer bis mittel körperlich arbeiten müssen?
wie hoch sind die Abschläge, wenn man die 70 Jahre nicht "schafft"?
Und dann noch, ich habe jetzt schon fast 1000 € gesetzliche Rentenansprüche erarbeitet und fände es nicht fair, wenn ich nicht irgendwie durch "Fleiß" belohnt werde (ich müsste ja dann eigentlich jetzt bald gar nicht mehr arbeiten für diese Basisrente). Es muss ein Anreiz geben, mehr wie eine Basisrente zu bekommen (meine Sorge ist, das man mir irgendwann mal meine freiwillige Rente auf die Grundrente anrechnet, das wäre wirklich nicht fair)
Ansonsten kann man das Demografieproblem auch mit einer vernünftigen Integration von Zuwanderern lösen. Vernünftig, das heißt, viel in Bildung der Kinder reinstecken, Perspektiven bieten.

Ich hoffe ja schon, das, wenn ich vielleicht mal gepflegt werden muss, das noch jemand da ist und mir in der letzten Lebensphase hilft und nicht mir einen schönen Cocktail ans Bett stellt, für die alternative zur "Nichtpflege"

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ach, ganz einfach

Antwort von Reni+Lena am 05.07.2014, 11:12 Uhr

Wir machen dad einfach wie Bolivien
Jammert doch sowieso jeder, dass unsere fertigen Arbeiter zu alt sind nach der Ausbildung..
Kinderarbeit ab 10 jahren, dann können sie schön ins System einzahlen und sind mit spätestens 70 sowieso tot.
Sorry, aber über das Thema regt mich derartig auf....

Lg Reni

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Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von Muts am 05.07.2014, 11:13 Uhr

Bis das alles soweit ist wird das noch 10 mal umgeworfen, die Regierung tritt noch 5 mal vorzeitig ab......
bisher erlebe ich bei kaum einem NL in der Familie meines Mannes, dass einer oder eine bis 65 arbeitet, die gehen alle früher in Rente- später gibt es sicher auch Möglichkeiten.
Wenn eben die Wohnzeit ganz "normal" zählt für die Rente, ist es ja auch egal, ob jemand lange studiert hat, arbeitslos war oder nie gearbeitet hat. Rente bekommt jeder. Zwar kann man damit keine großen Sprünge machen, aber es reicht gut zum Leben.

Dadurch dass alle Wohneigentum wollen, bleibt in der "Randstad" kaum ein Fleckchen mehr unbebaut, alles Neubau- z-B. zwischen Den Haag und Rotterdam- nach 5 Jahren merken die Familien aber, dass sie es doch nicht stemmen können und die Häuser werden sie nicht los.
Die alten Sozialwohnungen in der Stadt stehen leer, werden abgerissen und durch neue Wohnungen ersetzt- "Koopwoningen" mit Luxus, um statt der vielen Familien mit Migrationshintergrund wieder andere Leute in die Stadt zu locken.

Hypotheekrenteaftrek und Steuersystem machen es möglich, dass Familien in NL ein Haus kaufen können, zwei Kinder in die Kita bringen können und auch noch Geld zum Leben übrigt haben, und zwar so viel, dass bequem Urlaub drin ist.

Ich denke, das mit der Rente wird sich noch zig mal ändern, bis es soweit ist.

Vorerst streiten sich aber Rotterdam und Amsterdam, wo denn die Weltmeister gekürt werden sollen- sollte NL denn die WM gewinnen.

LG Muts

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oder

Antwort von Benedikte am 05.07.2014, 11:30 Uhr

sehe ich auch so, hgmeier

einzige Alternative ist die weitere Absenkung des Rentenniveaus, nur ist das dann nicht mehr existenzsichernd

und ja, zu den erstaunlich lange lebenden nur ein Doeneken. Ich lese mit grosse4m Interesse die Todersanzeigen fuer verstorbene Kollegen. Und wenn man sieht, wieviele savon in den achtzigern in Ruhestand gingen, letzte Woche war eine in den siebzigern gegangen sind, dann fragt man sich, was Bismarck getan haette, haette er das gewusst

Benedikte

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Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von Benedikte am 05.07.2014, 11:33 Uhr

das tatsaechliche Renteneintrittsalter ist ja auch in deutschland erst bei rund 60 Jahren

und Kira ist ja in Holland richtig teuer, fuer den kinderopfang haben sie doch auch marktwerking eingefuehrt so dass man pro Kind im Monat locker 1200 Euro hinblaettert

wo kommt dein Mann her?

Benedikte

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Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von Kleine Fee am 05.07.2014, 13:15 Uhr

Ich gehe fest davon aus, erst mit 70 oder mehr in Rente gehen zu können. Ich hoffe aber sehr, dass ich es mir leisten kann, die letzten Jahre Teilzeit zu arbeiten. Und ich hoffe außerdem auf Enkel. Die Frage, was ich mal werden will, beantworte ich immer mit “Oma“. Damit dem Kind das schon mal klar ist.
:-)

Sie werden ganz klar also das normale Rentenalter anheben und diese Verrentung mit 63 entsprechend anteilig auch.

Ich kenne drei Leute (keine Berufe mit körperlich schwerer Arbeit), die nun von der Rente mit 63 völlig überrascht sind. Die hatten alle geplant, bis zum regulären Renteneintritt zu arbeiten. Auf Arbeit erwischt es uns eiskalt, weil der gerade eingestellte Nachfolger vom Bereichschef nun nicht die Zeit hat, um aufgebaut zu werden, wie sich das alle vorgestellt hatten. Naja, wird auch gehen. Das Know-how des Alten wird uns aber fehlen.

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Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von anico am 05.07.2014, 13:56 Uhr

Na klar, wird sich noch einiges änderen, aber bestimmt nicht zum Besseren für uns und schon gar nicht für unsere Kinder. 69.5 Jahre halte ich für kurz- bis mittelfristig für denkbar , gestaffelt wird ja jetzt schon. Ich meine freiwillig länger arbeiten sollte mehr gefördert werden. So kann jeder, der auch einen entsprechenden Beruf hat, seine Lebensarbeitszeit verlängern und Leute mit körperlich und psychisch harter Beschäftigung sollte eher gehen können. Man kann nicht alle Berufe gleich betrachten (Bekanntes Beispiel: Polizisten, Lehrer vs "Stubenbeamte") Mehr sage ich nicht, sonst bekomm´ich s auf die Mütze.

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Ja anico

Antwort von Einstein-Mama am 05.07.2014, 14:18 Uhr

Wir haben aktuell eine Kollegin ü 60, die hätte noch paar Wochen bis zur Rente gehabt, da hat ihr einer unserer vielen aggressiven Patienten mal eben die Schultersehne abgerissen. Die ist eigentlich schon längst körperlich nicht mehr fit genug für die Geschlossene, aber wurscht....Hauptsache der Dienst ist .

Aber wenn das Rentenalter angehoben wird, wird es auch solche Berufe betreffen, da machen wir uns mal nix vor.

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Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von Strudelteigteilchen am 05.07.2014, 14:28 Uhr

Ich denke, daß man das zumindest flexibler gestalten muß.

Was ich geradezu ironisch finde: Ich kenne inzwischen ganz schön viele Leute, die gar nicht mit 65 in Rente gehe WOLLEN (bzw. wollten, die meisten sind bereits verrentet). Eine mir bekannte Dame, 92 Jahre alt, ist heute noch tödlich beleidigt, daß sie mit 60 im ÖD zwangspensioniert wurde. Mein Vater hat sich schnurstracks ein Ehrenamt gesucht, wo er jetzt eineinhalb bis zwei Tage die Woche arbeitet - und in dem er seine Ausbildung als Jurist braucht, also nichts mit Rollstuhl-Schieben für die noch älteren. Ein Bekannter meiner Eltern hat sich selbständig gemacht. Und die, die sowieso schon selbständig sind, hören auch alle nicht mit 65 auf.

Ich verstehe, daß man mit 65 nicht mehr als Dachdecker auf Häuserdächern herumklettern kann (okay, manche können das schon, aber es wird zumindest schwerer). Aber viele - wenn nicht sogar die meisten - Berufe kann man mit 70 noch ganz prima ausüben.

Im Moment wäre es ja schon ein Fortschritt, wenn man nach 65 wenigstens noch arbeiten DÜRFTE, wenn man WOLLTE. Aber nicht mal das ist möglich. In D laufen Arbeitsverträge mit Eintritt des Rentenalters automatisch aus. Man wird also zwangsarbeitslos, ob man will oder nicht.

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Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von kunstflair am 05.07.2014, 15:24 Uhr

Ich finde diese idee ein schlag ins gesicht für alle menschen, die mit 50 zwangsausgemustert werden und keinen job mehr finden. Von denen kenne ich mengenmässig genau gleich viel wie jene, von denen stt schreibt. Ich finde es dennoch schlimmer für fie 50jährigen, denn auf die pensionierung kann man sich vorbereiten, aber nicht darauf, wenn man mit 50 vor die türe gestellt wird mit null ausblick auf alternative.

Der finanziergedanke ist für mich ein hohn, solange ältere arbeitnehmer nachweislich ausgemustert werden, wie ich es in meinem umfeld grad erlebe.

Klar, das rentenalter muss gemäss rechnung raufgesetzt werden, doch diese ganze rechnereien gelten doch nur bei fastvollbeschäftigung und davon haben wir uns seit jahrzehnten entfernt: junge menschen und über 50jährige sind die opfer.

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Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von Hase67 am 05.07.2014, 15:25 Uhr

Ich schließe mich STT an - mehr Flexibilität wäre wünschenswert. Bei mir sind es ja noch 20 Jahre bis zum "offiziellen" Rentenalter, aber ich habe viele Kollegen, die mit weit über 70 noch arbeiten - alles Freiberufler, natürlich, aber die allermeisten arbeiten nicht aus finanziellen Gründen weiter, sondern weil sie sich gar nicht vorstellen könnten, für die nächsten 15 bis 20 Jahre ihres Lebens im Wohnmobil durch die Gegend zu gondeln, einen Schrebergarten in Schuss zu halten oder sich von einem Volkshochschulkurs zum nächsten zu hangeln.

Ein geistig und körperlich einigermaßen fitter 65-67jähriger kann vielleicht keine Bodenfliesen mehr verlegen oder im Klettergurt hängend Fenster putzen, aber es gibt doch ganz viele Bereiche, in denen gerade die Berufserfahrung ein Riesenvorteil ist. Deshalb ist es unsinnig, in manchen Bereichen auf das Knowhow dieser Leute zu verzichten, nur weil sie eine festgelegte Altersgrenze erreicht haben. Insgesamt sollte man es dann aber möglich machen, mehr Teilzeitstellen anzubieten...

LG

Nicole

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Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von Hase67 am 05.07.2014, 15:27 Uhr

Zitat "über 50jährige sind die opfer."

Meinst du nicht, an diesem Denken würde sich etwas ändern, wenn ein Unternehmen wüsste, dass ein 50jähriger Arbeitnehmer dann nicht "nur" noch 15 Jahre weiterarbeitet, sondern möglicherweise noch 20 oder 25 Jahre?

LG

Nicole

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Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von kunstflair am 05.07.2014, 15:35 Uhr

Wünschenswert wäre es. Aber handicap 1: kind. Handicap 2: alter.
Sie werden IMMER den gutausgebildeten 30jährigen single vorziehen, solange der markt so überschwemmt ist mit vielen verzweifelten menschen. Kann sich jemand erinnern an die jahre 80 ca.? Mir hat damals das erste mal jemand erklärt, was ein arbeitsloser ist. Ich kannte nämlich keinen einzigen.

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Wir schlittern in einen ganz realen Fachkräftemangel

Antwort von Strudelteigteilchen am 05.07.2014, 16:43 Uhr

Das sagt mehr über das Umfeld als über die Arbeitslosenquote.

Ich kannte als Kind genau eine Frau, die auf staatliche Transferleistungen angewiesen war - und das war auch die einzige Alleinerziehende, die ich kannte. Damals waren Frauen nicht arbeitslos, sondern Hausfrauen, zumindest in meinem Umfeld. Weil damals eben auch ein Einkommen reichte, um komfortabel leben zu können. Arbeitslose kannte ich aus dem Fernsehen - ich erinnere ich an Berichte über das Minensterben im Ruhrpott. Und als Jugendliche habe ich an Protesten gegen die HDW-Schließung teilgenommen. Da stand ich nicht nur das erste Mal neben (potentiell) Arbeitslosen, sondern überhaupt das erste Mal neben Männern, die körperlich schwer schufteten. Sowas kannte ich gar nicht. Ich (und meine Kinder dementsprechend auch) kennen heute vor allem deutlich mehr Alleinerziehende - was sicher auch an meinem Umfeld liegt, denn als AE bewege ich mich viel unter anderen AEs - und davon sind oder waren einige arbeitlos bzw. auf Transferleistungen angewiesen. Für die Kinder meiner Schwester, ohne AEs im Umfeld, bin ich bis heute die einzige H4-Empfängerin, die sie näher kennen.

Fachkräfte werden jetzt schon gesucht, Auszubildildende auch.

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Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von ungewohnt am 05.07.2014, 16:48 Uhr

Naja, wären und würden die Rentenbeiträge NUR für Renten ausgegeben, hätten wir viele Probleme nicht. Jemand, der nie oder wenig in die Rentenkasse eingezahlt hätte, dürfte nicht aus diesem "Pott" bezahlt werden.
oder Reha's zur Wiederherstellung nach Krankheit: Sache der Krankenkasse

Solidarität ist gut und nett, wenn man sie sich leisten kann. Wenn ich nach 45 Jahren (mit 63) in Rente gehe (39 Jahre gearbeitet und 6 Jahre zu Hause zur Kindererziehung bei 2 Kindern) habe ich knapp 0,5 Mio in die Rentenkasse eingezahlt. Würde ich noch 20 Jahre leben, bekäme ich über 2000 € mtl. ausbezahlt - die Zinsen könnten für eine längere Lebenszeit gerechnet werden. :-) Nach heutiger Hochrechnung muss ich bis 67 arbeiten und erhalte dann 1,500 €.
Die Rentenversicherung müsste komplett überarbeitet werden und AN mit körperlichen Tätigkeiten sollten auch Zuschläge erhalten bzw. auch früher in Rente dürfen - als z.B, Schreibtisch-AN. Die Anrechnung von anderen Renten (z.B. Betriebsrenten) ist auch nicht richtig, denn dadurch, dass der AG dies bezahlt, erhält man erst mal weniger Gehalt.....
Ich habe eine private Rentenversicherung abgeschlossen und befürchte, dass diese dann auch gegengerechnet wird.

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Welcher Markt, bitte, ist denn überschwemmt mit verzweifelten (vermittelbaren) Menschen?

Antwort von lastunicorn am 05.07.2014, 20:11 Uhr

Reden wir da beide von Deutschland? Meines Wissens gibt es gerade ein fieberhaftes Auflegen von geförderten Projekten, um sog. Bestager oder Silversurfer im Berufsleben zu halten. Es gibt immer mehr Branchen, die ein Problem haben Fachkräfte zu bekommen. Sicherlich gibt es da auch in Deutschland regionale Unterschiede, aber grundsätzlich zeigt sich immer mehr, dass sogar mangels qualifizierter Bestager auf tatsächlich verzweifelte Osteuropäer gehofft wird. Inzwischen ist ein Stand erreicht, der zeigt, dass es trotz vieler teurer Maßnahmen unter Langzeitarbeitslosen einen immer noch stetig wachsenden Anteil Menschen gibt, die kaum bis garnicht in den ersten Arbeitsmarkt zu entwickeln sind. Es gibt schlicht immer weniger Jobs, die von Unqualifizierten gemacht werden können. Und das sind dann eben auch eher Tätigkeiten, die 70-jährige kaum noch durchhalten können. Fies daran ist für alle Beteiligten, dass somit immer mehr Menschen zeitlebens im sozialen Netz kleben bleiben werden, während Andere länger arbeiten müssen - schlicht, weil sie besser "einsetzbar" sind. Es hat schon seinen Grund, warum mit Hochdruck daran gearbeitet wird, wieder mehr Jugendliche überhaupt "ausbildungsfähig" zu machen. Zudem kommt noch, dass immer mehr "Ausbildungsfähige" versuchen, zu studieren, während immer mehr Lehrstellen unbesetzt bleiben. Wer will heute schon in die Backstube oder überhaupt ins Handwerk?!

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Ansich klingt das "gerechter"... ABER...

Antwort von lastunicorn am 05.07.2014, 20:24 Uhr

es ja leider auch Fakt, dass die Statistiken bei den meisten Berufsunfähigkeitsversichern bei psychischen BU und Rückenschäden von "Schreibtisch-AN" angeführt werden. Dann ist das also doch nicht so gerecht, oder?

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Backstube- mein Stcihwort

Antwort von Benedikte am 05.07.2014, 21:01 Uhr

ich habe einen angeheirateten vetter, der jetzt seine Backstube dicht machen will

seine eigenen drei Kinder wollen nicht Baecker werden, dabei brummt dem die Bude. Einzugsbegiet Frankfurt, eine Backstube, mehrere verkaufsstellen, Mittagstisch und Partyservice. Der hatte mit Muehe- sagte mir die verwandschaft-den Realschulabschluss gemacht, aber ein Unternehmer wie er im Buche steht. Sein Einkommen kenne ich natuerlich nicht, sehe aber, welchen lebensstabdarf er seit 25 Jahren pflegt. Von daher, der verdient.

aber er findet keinen Nachfolger. aus den von Dir genannten Gruenden. jeder, der halbwegs taugt und einen Schulasbchluss hat, wird dann ja zum Studenten weiterqualifiziert und die, die dann wirklich mal kommen, sind einfach nicht dauerhaft dabei. Unwillig, frueh aufzustehen, koerperlicher arbeit abgeneigt oder gleich Arbeit abgeneigt, zumindest so regelmaessig.

ich moechte jetzt im uebrigen die folgende These aufstellen -das wirklich grosse Problem ist nicht, dass die leute zu doof sind, sondern dass es einen unglaublichen Mangel an sekundaertugenden gibt. Fleiss, Eifer, Bestaendigkeit, Leistungswillen, Pflichtbewusstsein.

tja, die Niederlaender machen ja auch da eine kehrtwende. Die haben so Leute ja als Wajonger aus dem arbeitsmarkt gefischt, als ""gehandicapden en arbeidsongeschikden"" aber nachdem in manchen Gebieten dann 15 % dauerhaft offiziell ungeeignet waren zum arbeiten, wurde auch das zu teuer.Staat und privatwirtschaft muessen jetzt unglaubliche Stellen schaffen, um die wieder an die arbeit zu gewoehnen

Benedikte

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Zwangsarbeitslos..?

Antwort von Leena am 05.07.2014, 21:07 Uhr

Mein Mann hat einen Kollegen, bei dem wurde mehrfach verlängert, der muss dann aber jetzt mit 69 Jahren in Rente gehen.

Ich selber habe auch den einen oder anderen Kollegen im öD, bei denen nach 65 noch mal "projektbezogen" verlängert wurde, und meine Mutter (*seufz*) arbeitet mit über 70 auch noch mit Zeitverträgen als Vertretungslehrerin. Wobei ich regelmäßig Zustände bekomme, weil ich eben NICHT das Gefühl habe, dass sie in ihrem Alter dem Ganzen wirklich noch gewachsen ist, wenn sie da vor einer Klasse wilder Schulkinder steht. Wenn sie dann manchmal erzählt, was es für Probleme gab und wie sie toll und ganz stolz gelöst hat, gruselt es mich regelmäßig... :-(

Ich wäre in dem Bereich für vernünftige Altersteilzeit-Modelle, für schleichende Übergänge und was weiß ich...

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Re: Backstube- mein Stcihwort

Antwort von Leena am 05.07.2014, 21:13 Uhr

Ehrlich gesagt - die Backstuben, bei denen ich bisher Einblick hatte, standen jetzt nicht sooo dolle da. Man muss schon verdammt viele Brötchen verkaufen, um einen gescheiten Gewinn zu erwirtschaften. Die Umsatzzahlen lesen sich regelmäßig klasse, die Gewinne sind dann aber trotzdem oft arg mau...

Und die Arbeitszeiten sind wirklich mies... mir fehlt jedenfalls auch die Sekundärtugend, dauerhaft um halb vier Uhr morgens aufstehen zu können und zur Arbeit zu gehen, und das dann noch 7 Tage die Woche und für arg wenig Geld, so insgesamt gesehen. :-/

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Re: Rente mit 71,5 Jahren- Demographieproblem geloest

Antwort von Muts am 05.07.2014, 22:23 Uhr

Mein Mann kommt aus Den Haag, allerdings wohnt seine gesamte Familie inzwischen in den Vororten der Stadt zuhause- zum Teil in Neubaugebieten, wo noch vor 15 Jahren die Kühe auf der Weide herumgetrottet sind.

Meine Große ist noch in NL geboren- heute vor 14 Jahren! Dann hat mich das Heimweh gepackt und wir sind ein Jahr später nach D zurück.

LG Muts

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Wertewandel ist sicherlich ein Stichwort...

Antwort von lastunicorn am 05.07.2014, 22:25 Uhr

Schon, dass es gemeinhin heute als "miese Arbeitszeit" gilt, morgens um 4:00 Uhr Arbeitsbeginn zu haben, hat sich in den letzten 20 Jahren extrem entwickelt. Auch, dass Arbeiten, bei denen Menschen schmutzig werden könnten und schwitzen müssten, immer weiter im Image abrutschen, ist irgendwie auch eine Art "Wohlstandskrankheit". Ein Freund hat einen Schweinebetrieb und produziert Neuland-Fleisch. Da muss auch ausgemistet werden... er ist echt nicht mehr wählerisch bei den Vorstellungsgesprächen, aber er findet immer seltener Mitarbeiter, die überhaupt den Gestank der Schweine ertragen wollen. Ein Mitarbeiter der Arbeitsagentur hat ihm schon mitgeteilt, dass kein Arbeitsloser gezwungen werden kann, unter so menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen seinen Lebensunterhalt zu erwirtschaften. Die Arbeitsvermittler des Jobcenters sind ebenso wenig erfolgreich. Ich frage mich, wann diese Einstellung in den Pflegebereich einzieht, wo bekanntermaßen ab und an auch menschliche Exkremente eine Rolle spielen können... wenn wir alle in den Ruhestand wechseln, gilt die Altenpflege vielleicht auch als menschenunwürdige Tätigkeit.

Mir fällt da immer der absolut beklemmende 1972er Film "Soylent Green" mit Charlton Heston ein, wo alte Menschen sich selbst in eine Euthanasie-Klinik einweisen müssen und von dort als Leichnam zu einem Produktionsort für das künstliche Nahrungsmittel "Soylent Green" verbracht zu werden - aus Alt mach Neu um Jahre 2022. So lange ist's ja nicht mehr hin...

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Re: Backstube- mein Stcihwort

Antwort von Daffy am 05.07.2014, 22:45 Uhr

Hier leiden die Bäcker - auch die Ketten - sehr unter den Discountern mit ihrer frisch (auf)gebackenen Ware. Man merkt es beim Brötchenholen - es ist weniger los und die Auswahl wird geringer.
Bei den Snacks ist die Konkurrenz auch groß, Fastfoodketten auf der einen Seite, Imbissbuden auf der anderen - und auch wieder die Supermärkte/Discounter, mit Wraps, Bagels, Sandwiches und einer interessanten Salatauswahl, die so recht neu ist. Ich habe letzten aus Neugierde einen Couscous-Salat mit Hummous und Breadsticks beim Aldi gekauft und fand es ausgesprochen lecker, für unterwegs definitiv eine Alternative zum belegten Brötchen.

Und dann ist die Frage, was es einen z.B. in Hinblick auf Familienleben kostet, wenn man sich so einen Betrieb (selbst wenn er seine besten Tage noch nicht gesehen hätte) ans Bein bindet . Wir sind eben nicht die Nachkriegsgeneration, die unter dem Eindruck von Hunger und Elend stand und diese Eindrücke noch an ihre Kinder weitergegeben hat. Auf der anderen Seite sind Unternehmer kaum beliebter als Politiker; toleriert wenn es gut läuft, als Feindbild und Sündenbock gern genommen, wenn es schlechter läuft. Wer braucht das schon. Naja, GsD immer noch einige Menschen, aber ich finde nichts daran bemerkenswert, dass ihre Zahl abnimmt.

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Re: Backstube- mein Stcihwort

Antwort von Benedikte am 05.07.2014, 23:15 Uhr

Leena,
wie gesagt, ich habe natuerlich keinen Einblick in die Buecher, aber sehe seinen Lebensstandard. Und ueber seine Verhaeltnisse leben kann man immer mal, kurze Jahre, aber nicht so dauerhaft wie ich die kenne.

Backstube haben sie nur eine, aber mehrere Verkaeufslaeden. Was ich in 20 Jahren nicht begriffen habe, ist, wer da wie angestellt ist. Sein Opa, mein Schwiegeropa hatte da eine Baeckerei, dessen Tochter und Schwiegersohn, die Eltern des derzeitigen Baeckers , haben die Baeckerei uebernommen und sind offiziell auch schon seit Jahren in rente, andererseits staendig noch im Einsatz mit ueber 70, am backen und verkaufen.

Jedenfalls, ohne die Zahlen genau zu kennen, es ist ein gutlaufender Betreib.

ich pnne dich die Tage mal an, wenns erlaubt ist, uns erzaehle vom Drama meiner Steuererklaerung

Benedikte

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Re: Backstube- mein Stcihwort

Antwort von Strudelteigteilchen am 05.07.2014, 23:53 Uhr

Deswegen läuft es wahrscheinlich: Weil sie auf einen endlosen Pool an mehr oder weniger kostenlosen Arbeitskräften zurückgreifen können. Wenn sie die alle bezahlen müßten - und zwar demnächst 8,50 € die Stunde - würde sich das nicht mehr lohnen.

So einen Bäcker hatten wir hier auch. Als die Familie oben wegstarb und unten ausbildungsbedingt wegfiel, war Schicht im Schacht. Man versuchte es noch mit selbstausbeuterischen 70-Stunden-Wochen für Mutti (im Verkauf) und Papa (in der Backstube), was dann auch noch der Ehe den Garaus machte. Eine Tochter wollte den Laden sogar übernehmen, war gelernte Bäckereifachverkäuferin, aber sie verliebte sich in einen Nicht-Bäcker, das war nicht hilfreich. Es war okay, solange in der Backstube Verwandtschaft stand. Aber einen angestellten Bäcker zu bezahlen - dafür warf der Laden nicht genug ab.

Ich vermute ja, daß sich hier im Stadtteil aus genau diesem Grund nur türkische Gemüsehändler halten: Die haben genug Familie, um den Laden von 7 bis 20 zu bemannen. Omma hat gar nicht den Anspruch, ihre Rente auf Kreuzfahrtschiffen zu verjubeln und schnippelt brav das Obst für die Obstsalatschälchen, sonst wären die nicht konkurrenzfähig mit dem Supermarkt nebenan, der in Ungarn oder Tschechien schnippeln läßt. Oppa fährt morgens um 4 in den Großmarkt, und die Kinder räumen nach der Schule die Regale ein.

Und da schließt sich wieder der Kreis zur Frage, ob wir es uns leisten können, auf die Arbeitskraft der Rentner zu verzichten. Gerade diese kleinen Familienbetriebe können es jedenfalls nicht.

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Re: wer hilft wem?

Antwort von Benedikte am 06.07.2014, 1:00 Uhr

ist die Frage.
Wie gesagt, ich kenne die Buecher nicht. Bei denen ist auch alles mit dem Betreib verwoben, also die Villa steht so, dass man von da die Backstube erreichen kann ohne rauszugehen, von den Eltern auch.

Und die Mutter vom Baecker bspw verkauft WAHNSIING GERNE und kennt jeden, was vielleicht auch Grund fuer den Erfolg ist. Ich bin ja selten da, alle Jubeljahre mal, maximalstens, aber immer wenn ich da war, kannten sich alle im geschaeft und besprachen alles ueber alle. Ein Kommunikationzzentrum ohnegleichen.

Und ja, die Grosseltern sorgen fuer viel und fuer lau, bspw alle Urlaubsvertretungen damit die Jungen in Urlaub fahren koennen ohnr dass der Betreieb leidet.

Und die Urgrossmutter hat bis ueber 80 geholefen, gekocht und so.

da hast Du schon recht ABER es haelt die Altchen auch aufrecht. Die werden gebraucht, sind nicht ueberfluessig und haben so unendlich viel Kontakt. Und waehrend der Vater da noch Hobbies hatte und ich mir den auch ohne arbeit vorstellen kann (nicht aber, dass er sich ohne Wichtigsein wohlfuehlen wuerde) wuerde die Mutter eingehen wie eine Primel wenn sie nur rentnerin sein sollte, trotz ihres Dutzend Enkel.

Benedikte

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Das kann man sicherlich in diversen Berufsgruppen ebenso finden

Antwort von lastunicorn am 06.07.2014, 6:35 Uhr

Eine sehr gute Freundin ist Apothekerin, die die Apo ihres Vaters übernommen hat. Sie ist bei Übernahme des Geschäfts mit ihrer Familie in die zwei Etagen über der Apo gezogen - praktisch für Notdienste - und wird im Urlaub vom Vater vertreten, obwohl sie auch eine angestellte Apothekerin hat. Hoffentlich bleibt der alte Herr noch recht lange fit, denn irgendwie scheint die angestellte Apothekerin nicht wirklich als Rundversorgung in mehrtägiger Abwesenheit der Chefin zu taugen. Die dazu gehörige Oma ist sehr oft in der Kinderbetreuung im Einsatz, sodass auch sie als pensionierte Lehrerin durchaus noch nicht in der Ecke sitzt im Familienbetrieb.

In der Landwirtschaft ist auch nahezu jeder Betrieb auf den Einsatz der Altenteiler ausgerichtet. Ich jedenfalls kenne keinen einzigen landwirtschaftlichen Betrieb, in dem nicht die Altvorderen noch fleißig bis ins hohe Alter hinein ihre Aufgaben haben. Lediglich die Verantwortung und die Intensität des Einsatzes nehmen mit der Veränderung der körperlichen und geistigen Voraussetzungen ab.

Merke: bei Selbstständigen ist es traditionell nahezu undenkbar, auf die wichtigen Bestager zu verzichten. Und wenn ich mir die vielen noch mithelfenden Familienangehörigen im Rentenalter so ins Gedächtnis rufe, die mir im Laufe meines Lebens begegnet sind, stelle ich für mich fest, dass diese alle sehr lange fit geblieben sind und dass bis auf wenige Ausnahmen die meisten ein durchaus überdurchschnittliches Lebensalter erreicht haben. Bei anderen Rentnern und Pensionären, die mir so gut bekannt sind oder waren, dass ich mir ein Urteil über ihre Fitness im Alter erlaube, haben seltsamer Weise nur die ein recht hohes Alter erreicht, die auch nach Ruhestandseintritt viel um die Ohren respektive noch Jobs hatten. Wer rastet, der rostet scheinbar tatsächlich... also tippe ich mal darauf, dass von den vielen ganz alt Werdenden eh garnicht so viele müßig in der Gegend herum dümpeln und nur stumpf ihre Rente im Seniorenheim verdösen. Ich unke eher, dass das Anheben des Rentenalters eher noch eine weitere Erhöhung des Durchschnittsalters bewirken wird und ein wenig das bisherige Gefüge der ehrenamtlichen Arbeit verändern wird.

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Einspruch

Antwort von Einstein-Mama am 06.07.2014, 7:31 Uhr

Bäcker beginnen nicht um 4 Uhr, das wäre viel zu spät. Für die beginnt der Arbeitstag um 1 oder 2 Uhr, dafür sind sie Mittag gegen 13 Uhr fertig.

Dennoch auf Dauer nicht sehr gesund, wenn auch wenigstens eine geregelte Arbeitszeit.
Wir hatten früher meistens einen Bäcker beim Weggehen dabei, der war echt ne arme Sau, weil er Samstag früh, wenn die Stimmung am besten war, leider arbeiten musste. Wenn permanent der Nachtschlaf fehlt, wirkt sich das wirklich auf die Gesundheit aus (vom Mehlstaub abgesehen)

Lustig find ich auch, dass ausschließlich User mit Bürotätigkeiten darüber urteilen, dass Manche diverse Berufe unwürdig finden.

Der Beruf der Altenpflege ist bereits tatsächlich menschenunwürdig, auch für die zu Pflegenden selbst.

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Re: wer hilft wem?

Antwort von Strudelteigteilchen am 06.07.2014, 9:04 Uhr

Ich glaube durchaus, daß solche Konstellationen - wenn sie denn funktionieren - eine Win-Win-Situation für alle sind. Aber es gibt eben auch äußere Faktoren, die stimmen müssen. Wie gesagt: Ein nicht-mithelfend-wollendes (oder könnendes) Schwiegerkind ist oft so ein Faktor. Auch ein zu großer Abstand zwischen Großeltern und Enkeln - heute häufiger als früher vorhanden, weil Frauen immer später Kinder bekommen - kann ein Problem sein. Das Grundproblem ist eben, daß das Private sehr stark ins Geschäftliche reinspielt - und das Private hängt heutzutage gerne von anderen Faktoren ab als der Frage, was langfristig für das Geschäft das Beste ist ;-).

@LU: Da wird, meiner ganz persönlichen Erfahrung nach, genau umgekehrt ein Schuh draus: Wer körperlich oder geistig nicht fit ist, KANN nach der Verrentung gar nicht mehr aktiv sein - und ist es dem dementsprechend auch nicht mehr. Das heißt: Nicht die aktiven bleiben fit, sondern die, die fit sind, bleiben aktiv.

Eine Ex-Kollegin, vor einem Jahr in Rente gegangen, gleich zwei Ehrenämter begonnen und sich auf mehr Zeit für ausführliche Bergtouren gefreut - jetzt krepiert sie jämmerlich an Krebs, morgen ist eine OP, die ihr noch ein oder zwei Jahre schenken soll. Die Bergtouren und die Ehrenämter kann sie vergessen. Meine Tante, mit Anfang 60 noch eine Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen und in die Verwaltung eines privaten Kindergartens eingestiegen - mit 68 an Krebs gestorben. Ein anderer Ex-Kollege - einer von denen, die schon 1.000 Pläne für den Ruhestand haben, aktiv in berufsnahen Ehrenämtern - drei Tage nach der offiziellen Abschiedsfeier im Büro bekommt er einen Schlaganfall und wird dauerhaft zum Pflegefall. GEPLANT hatten die das alle anders.

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Re: Einspruch

Antwort von Leena am 06.07.2014, 10:14 Uhr

Unser Nachbar hier war Bäcker - erst mal er "richtig selbständig" mit eigener Backstube, hat sich dabei aber den Rücken kaputt gemacht und irgendwann aufgehört. Als es ihm dann nach ein paar Jahren wieder besser ging, hat er von irgendeiner regionalen Kette einen Verkaufsladen übernommen, und da musste er dann immer um halb 4 zur Arbeit losfahren, bzw. sonntags erst um halb 5. Allerdings hat er viele Rohlinge auch von der Kette geliefert bekommen und nur ein paar "Spezialitäten" noch selbst gebacken.

Aber da ist er dann wirklich morgens um halb 4 los, kam abends regelmäßig erst nach 20 Uhr wieder heim, Frau und Kind haben verkauft und mindestens einer stand immer im Laden. Lange haben sie das aber nicht mehr durchgehalten, seine Gesundheit spielte wieder nicht mehr mit...

Und - ja, ich finde sowohl die Arbeitszeiten als auch das - auf eine knapp 80-Std.-Woche umgerechnete - Einkommen "mies". Und - kaputt gemacht hat ihn der Job auch, körperlich. Dabei hat er seinen Beruf geliebt!

Würde man da seinem Kind wirklich "zureden", Mensch, Junge, ergreif den Job, werd' Bäcker?!?

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Re: Wertewandel...

Antwort von Leena am 06.07.2014, 10:25 Uhr

"Schon, dass es gemeinhin heute als "miese Arbeitszeit" gilt, morgens um 4:00 Uhr Arbeitsbeginn zu haben, hat sich in den letzten 20 Jahren extrem entwickelt."

Findest Du es nicht "mies", wenn man mitten in der Nacht aufstehen und um 4 Uhr (oder eben noch früher) bei der Arbeit sein muss? Einen Gutteil des Familienlebens verpasst man, notgedrungen, irgendwann muss man ja schlafen, und körperlich lassen solche Arbeitszeiten die wenigstens Menschen über Jahrzehnte wirklich "unberührt".

Ich hatte mal eine Zeit, da musste ich bis 6 Uhr bei der Arbeit sein - und ja, es ist mir auf Dauer verdammt schwer gefallen. Mit Aufstehen morgens ab halb 6 komme ich klar, aber alles, was früher ist, geht mir tatsächlich "an die Substanz". Klar, mir geht's gut, ich habe einen Job, für den ich nicht wirklich früh aufstehen muss und kann gut davon leben (und von dem Job meines Mannes mit), ich habe also leicht reden, aber "mies" finde ich die Arbeitszeiten in vielen Bereichen trotzdem und ja, dazu stehe ich!

Ich möchte auch nicht im Schweinemastbetrieb arbeiten (Neuland haben wir hier nicht), und - ja, die Schweinemastbetriebe, die ich kenne, stinken tatsächlich grausam!

Wobei ich meinen "landweiligen Büro-Job mit lauter Aktenbergen" tatsächlich liebe, den andere auch nicht geschenkt haben wollen, von daher glaube ich schon, es gibt für jeden Job den richtigen Menschen - man muss ihn nur finden!

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Re: Einspruch

Antwort von Einstein-Mama am 06.07.2014, 10:30 Uhr

Nein, würde man nicht! Würden Benedikte und Last U auch für ihre Kinder mit Sicherheit ablehnen, obwohl sie gerne frische gute Semmeln und Brote essen ( ich übrigens auch). Mein ex Vermieter war Bäcker und hatte grundsätzlich eine Alkfahne, in der Klinik sind die jungen Bäckerstifte häufig auf Methamph. Also dieser Berufszweig sticht da deutlich raus ( aber auch Krankenschwestern, Altenpfleger und viele selbständige Handwerker ) ich sollte echt mal Buchführung darüber pflegen und das statistisch berechnen.

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Re: Backstube- mein Stcihwort

Antwort von Leena am 06.07.2014, 10:33 Uhr

Klar ist's erlaubt - dann bin ich mal aufs Drama gespannt...

Ansonsten bin ich bei STT, als "Familienbetrieb", wenn wirklich alle mithelfen, kann es bestimmt gut laufen, aber richtig "große" Gewinne (Gewinne - nicht Umsätze) habe ich bisher noch nicht zu sehen bekommen, in der Branche... Kein schlechter Lebensstandard, ja, aber auch nicht wirklich "reich".

Und - sicher, die "Altvorderen" werden gebraucht und haben "Lebensinhalt", das ist sicher auch für die ein enormer Faktor. Trotzdem sehe ich es etwas zweischneidig.

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Re: Einspruch

Antwort von Strudelteigteilchen am 06.07.2014, 11:08 Uhr

Es gibt ganz viele Berufe, von denen ich meinen Kindern dringend abraten würde. Bäcker gehört definitiv dazu, Bauer auch, aber auch scheinbare "Bürojobs" wie Journalist.

Der Sohn meiner Freundin fängt jetzt zum 1.August eine Kochlehre an. Nach einem Einser-Abi, übrigens. Er will Koch werden, seit er 10 ist, hat auch schon diverse Praktika gemacht und jetzt die Wunsch-Lehrstelle bei seinem großen Vorbild bekommen, am anderen Ende Deutschlands. Die erste Zeit hat meine Freundin versucht, ihm das auszureden - irgendwann hat sie aufgegeben.

Wer sowas dermaßen hartnäckig verfolgt, der soll das gerne machen, der hat auch die nötige Leidenschaft (da steckt ja "Leiden" drin - also die Fähigkeit, Leiden zu ertragen), um mit den Widrigkeiten eines solchen Berufes klarzukommen. Aber wer das nur macht, weil der Italiener ums Eck gerade eine Lehrstelle frei hat, der wird damit nicht dauerhaft glücklicn - davon bin ich überzeigt.

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Re: voellig falsch, Einstein

Antwort von Benedikte am 06.07.2014, 12:48 Uhr

Einstein,
das ist voellig falsch.

Die Baeckerei, die ich im Auge habe, wuerde ich jedem meiner Kinder wuenschen. Unter fast jedem Aspekt.

Der Baecker ist weisungsfreier Unternehmer, sprich, dem redet keiner den ganzen Tag rein. Beurteilungen, Zielfuehrungsgespraeche, Zustaendigkeitsfragen, Versetzungsplanungen- alles latte da. Er ist wer, trifft unternehmerische Entscheidungen, ich bin Objekt des Handelns meiner Personalreferate, der groesste Teil meiner Arbeit ist fremdbestimmt, ca 70 %,.

Ist Honoratior in seinem Kaff, eine geachtete, anerkannte Persoenlichkeit. Ich bin in Berlin eine Nullnummer.

Was er erwurtschaftet, kommt zu guten teilen ihm zugute. Strengt er sich erfolgreich an, klingelt die Kasse. Und damals die Mittagstischpartyinitiative war klasse, weitsichtig, erfolgreich, innovativ. Die urspruengliche alleinige Verkaufsstelle, damals die Baeckerei des Grossvaters, ist nur noch Teil des vormals ganzen. Vom Imperium ist er weit entfernt, hat aber eben andere Verkaufsstellen, Filialen. Und auch wenn ich sein genaues Einkommen nicht kenne, sechsstellig wirds allemale sein.Anders waere deren Lebensstil nicht dauerhaft zu finanzieren.

Das fruehe Aufstehen ist natuerlich anstrengend, aber andererseits auch verlaesslich. Und Schichtarbeit gibt es eben.

Ganz ehrlich, ich will eine erfuellte Berufstaetigkeit fuer meine Kinder, erfuellt und erfolgreich. Als was, ist mir egal. Akademiker muss nicht sein.

Benedikte

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Re: voellig falsch, Einstein

Antwort von Einstein-Mama am 06.07.2014, 13:49 Uhr

Unsere Kinder lernen doch bereits in der Grundschule etwas völlig anderes, bzw werden in ganz andere Richtungen gebildet, als dass sie so einen Betrieb noch weiterhin über mehrere Generationen führen könnten. In der Theorie hätte mein Kind sehr viele Ideen, die nicht mal so verkehrt klingen, es mangelt aber an der praktischen Umsetzung bzw die Ausdauer dazu.

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bäcker ... als beispiel fürs handwerk

Antwort von kunstflair am 06.07.2014, 15:47 Uhr

an benedikte: ich glaube dir aufs wort, dass du null probleme damit hättest, wenn eines deiner kinder bäcker werden würde. ebenso glaube ich dir, dass deine kinder keinesfalls eine akadamische laufbahn einschlagen müssen, damit mama glücklich wird.

nur ... ich bin ebenso davon überzeugt, dass du nach den ersten jahren des bäckerdaseins eines deiner kinder deine meinung änderst.

hier, in diesem strang, beschreibt für mich einstein die realität am besten. sie stimmen mit meinen beobachtungen eins zu eins überein.

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