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Geschrieben von Jana287 am 17.07.2016, 10:08 Uhr

nochmal Türkei - Verständnisfrage

Ich verstehe die Anhänger Erdogans nicht. Die halten "Mahnwachen für die Demokratie", obwohl doch Erdogan offensichtlich die Demokratie mehr und mehr einschränkt. Die haben putschende Soldaten totgeschlagen, ohne Verhandlung, was hat das mit Demokratie zu tun? Und dann noch die Todesstrafe fordern? Da laufen Frauen mit (!) PRO Erdogan. Und da wird auch das IS Zeichen gezeigt.

Und vor Allem erschreckt mich, wieviele in D lebende Türken das alles bejubeln und sich hinter Erdogan stellen. Was für eine Vorstellung von Demokratie haben die denn, vom Umgang mit Kritikern, vom Umgang mit kritischen Medien? Diese Menschen leben in Deutschland, mit all seinen demokratischen und freiheitlichen Rechten und jubeln einem Erdogan zu, der all dem entgegensteht? Was bedeutet das für ihr Leben in D, für ihre Einstellung zur Grundordnung in D?

Türkischstämmige hier, die mir das erklären können? Oder hat jemand anderes Ideen dazu? Ich versteh das nicht.

 
35 Antworten:

Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage

Antwort von Joplin am 17.07.2016, 10:23 Uhr

Eine Freundin von mir ist türkische Kundin.
Erdogan hat sehr viel "Wohlstand" für sein Land gebracht. Große Bauprojekte. Soziale Projekte. Er gilt als ein)" Mann des Volkes", also nicht als ein korrupter Politiker der sich nur bereichert (obwohl er in einem Palast mit 1000Zimmern wohnt), :Er ist wohl in Armut aufgewachsen. Hat deswegen viele Sympathien.

Hat viel gegen die Armut im Land getan. Tja. Dann nach und nach seine Kritiker ausgeschaltet. Es heißt auch, dass bei den Wahlen nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein soll, das weiß ich jetzt aber nicht. Ich glaube er ist wirklich sehr beliebt.

Hat Phantasien das alte osmanische Reich zurück zu bringen u s.w.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage

Antwort von DK-Ursel am 17.07.2016, 10:57 Uhr

Hej!

genau, es geht (wie so oft) in erster Linie darum, daß es der Bevölkerung generell unter ihm besser geht.
Solange das Volk nicht hungert und das Ansehen der Tüprkei unter Ansehen, Macht, eben gewinnt, was er ja durch Stärke und "männliches, chauvinistisches Gehabe" zumindest beiseinen Anhängern erreicht, mag ihn eben diese Bevöllkerung.
(Vergleich mit Diktatoren aus der Geschichte drängen sich mir oft auf...)

Pressefreiheit, echte Demokratie - das sind werte, die man sich als Otto Normalverbraucher bestenfalls eben erst mit vollem Bauch leistet. Das ist erstmal weit weg,denn es berührt einen wenig - man selbst ist ja zufrieden.
Auch hier verweise ich durchaus auf historische Parallelen.

Ähnlichd enke ich geht es bei Putin zu - auch er hat das geschwächte Ansehen Rußlands in der Welt wieder verbessert, denndie russen leiden in ihrem Nationalstolz durchaus darunter, keine Weltmacht wie früher mehr zu sein.
Abersowohl Erdogan als auch Putin wissen natürlich auch,daß ohne sie iund ihre Länder nicht geht, daher haben sie Einfluß - und auch das ist für ihr Ansehen und ihren Machterhalt wichtig.
Wer will schon zu einer gedemütigten Verlierernation gehören?

Die Deutschen nachd em Ersten Weltkrieg haben auch den starken Mann gesucht, der ihnen wieder zu Wohlstand zu Ansehen verhalf - und anfangs klappte das ja für viele recht gut, solange sie sich wohlverhielten.
Und dann nimmt es eben in seiner eigenen Ehre (der Begriff ist ja nun mal bei Türken wohl auch anders geprägt als bei uns) anders auf, wenn jemand diesen starken Mann als Vetrreter der Türkei auch noch beleidigt oder kritisiert.
Da kann man vielleicht sogar verstehen,daß da hart durchgegriffen wird...

Ich glaube, so psychologisch unverständlich ist das gar nicht!
Und vor allem zeigt es eben ein anderes Kulturverständnis, wie es das von Land zu Land gibt --- nicht nur von der Türkei zu Dtld. oder vion Rußland zur Türkei oder von ...

Gruß Ursel, DK

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage

Antwort von Joplin am 17.07.2016, 11:50 Uhr

So ganz generell denke ich, dass viele Menschen mit dem derzeitigen System und mit der Globalisierung nicht mehr mit kommen. Denn es profitieren nicht alle davon.

Die Schere zwischen Arm und Reich wächst, das ist so. Politik wird nicht mehr verstanden. Sie wird als etwas gesehen, was von Eliten und von der Wirtschaft gesteuert wird. Die Märkte haben große Macht. Die Bürger kommen da nicht mehr mit. Das ist ja auch immer das Argument, dass alles so komplex geworden ist, dass der einfache Bürger zu dumm dafür ist, es zu überblicken.

Das ist aber ein Argument, das genau den Populisten in die Hände spielt. Starke Männer werden wieder gewollt, die "aufräumen" und wieder Politik für das Volk machen.

Ob das in der Türkei so ist, weiß ich nicht. Überall haben ja die Populisten Zulauf. Und das nicht, weil die Menschen so froh mit dem derzeitigen System sind. Und auch nicht nur, weil sie dumm sind.

Viele fühlen sich als Verlierer der Globalisierung und werden wieder nationalistisch.

Die Menschen kommen nicht mehr mit und suchen einfache Antworten. Und finden Sie scheinbar. Bis es dann wieder knallt.

Die Entwicklung ist wirklich gefährlich.

Das ist jetzt so meine Einschätzung. Die Demokratie muss mehr für Ihre Werte eintreten. Wie kann es sein, dass die Demokratie und die Freiheit so leicht geopfert werden können?

Die Türkei hat unter Erdogan jedenfalls einen kleinen Aufschwung erlebt. Er hat viel für die Armen getan. Das hätten doch demokratische Politiker auch tun können?

Ich weiß aber zu wenig über die Türkei. Vielleicht ist meine Einschätzung falsch. Den Rückhalt den die Populisten in Europa derzeit bekommen erkläre ich mir aber so.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage

Antwort von DK-Ursel am 17.07.2016, 12:12 Uhr

Hej nochmal!

Erdogan hat ja wie viele Diktatoren so angefangen:
Er wollte mehr Rechte und mehr Wohlstand für das Volk.
In der Tat war ja vor ihm das Militär an der Macht, daher erleben ihn vielleicht auch viele Türken als eine Art Befreier.
Leider hat er, wie so viele andere, Angst, seine Macht zu verlieren - und das setzt er nun mit immer rigoroseren Mitteln um --- auch nichts Neues, auchsehr beklagenswert.

Mein Mann kennt einen Journalisten hier, der vor Jahren schon Interviews mit Erdogan gemacht hat und die westliche Öffnung bei ihm sehr ansprechend fand - der sagt heute, daß der Mann sich seit ein paa rjahren eben um 180 Grad gedreht habe, fast unverständlich, aber eben genau das Gegentei lvo ndem, wofür er angetreten ist.

Vielleicht können alle seiner Landsleute diese Kerhtwende auch nicht ganz sehen und verstehen. Sowas kommt ja ja auch schleichend.
Der kleine Bürger bekommt zunächst ja nicht richtig mit, wo die rechte eingegrenzt werden - er lebt sein kleines Wohlstandsleben ja weiter.
Und der Held ist weiterhin Erdogan, der den Ruf der Türkei international festigt, das mögen die Leute eben.

Da spielt viel rein.

ich bin hin und her gerissen - ob ich nicht traurig bin, daß der Putsch gescheitert ist... auf alle Fälle sehr traurig, daß es wieder so viele Tote gab und daß das, was die Putschisten wollten, nun genau ins Gegenteil umschlägt.

Gruß Ursel, DK

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage

Antwort von rollmops79 am 17.07.2016, 12:52 Uhr

Also es geht in erster Linie wirklich um den Wohlstand, den er gebracht hat. Die Leute haben einen guten Mindestlohn, es gibt Elterngeld, was er eingeführt hat. Die ärztliche Versorgung ist besser, es können auch Frauen mit Kopftuch studieren und im öffentlichen Dienst arbeiten.
Wenn ich mit den Leuten in der Türkei dann spreche und sage, ok euch gehts eurer Meinung nach besser, aber der Typ ist korrupt, bereichert sich illegal. Die Antwort lautet dann meistens, welcher Politiker war das bis jetzt nicht.
Die meisten Menschen sind Egozentriker, solange es ihnen gut geht, ist alles ok.
Ich versteh die Türken hier in Deutschland auch nicht. Sie sehen ja das es auch ohne Korruption geht. Das Minister für ihre Fehler einstehen und ggf.abdanken. In der TR grinsen diese Mistkerle in die Kamera und sagen, warum soll ich abdanken, bspw.als diese Grubenunglücke passiert sind. In Japan hätte der zuständige Minister wahrscheinlich Harakiri gemacht. In der Türkei sind Menschenleben nicht viel wert.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage

Antwort von rollmops79 am 17.07.2016, 12:56 Uhr

Ich glaube die meisten Fans hat er am Anfang bekommen, als diese "One Minute" Geschichte lief. Endlich mal einer, der sich und die Türkei nicht klein macht, sondern Paroli bietet. Aber diese Wende vom offenen Staatsmann, der modern zu sein scheint, haben die meisten nicht mitbekommen.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage

Antwort von Daffy am 17.07.2016, 13:22 Uhr

>Ich versteh die Türken hier in Deutschland auch nicht. Sie sehen ja das es auch ohne Korruption geht.

Als wären Verhältnisse wie in D die wahrscheinlichste Alternative zu Erdogan . Die Leute schauen eben auch auf Syrien, Libyen, Irak, Ägypten... Egal welche Ideale die Reformer im Sinn haben; wenn sie sich nicht durchsetzen können (auch mit Gewalt - es gibt in jedem dieser Länder gewaltbereite Gruppen, die gerne bereit sind, die Ernte für die Idealisten einzufahren), endet es im Chaos.

Die Alternative zu Erdogan war Bürgerkrieg oder Militärregierung.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage

Antwort von Lauch1 am 17.07.2016, 13:33 Uhr

Die Anschläge, einerseits IS nachdem die Waffengeschäfte der Familie aus dem Ruder gelaufen sind, andererseits Kurden, hat es vorher nicht gegeben.
Die derart massive Uterdrückung der Kurden auch nicht. Meine kurdischen Bekannten sind alle gegen Erdogan. Frauen werden durch sozialen Druck der Umgebung gezwungen Kopftuch zu tragen, die First Lady machts ja vor.
Wo soll da die große Verbesserung sein? den EU Beitritt wirs ja wohl nicht geben.

Die AKP ist durchorganisiert, das ist es. Auch in Ö Massenkundgebungen samt Schlägerein vor kurdischen Lokalen, Geschäften, etc

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage

Antwort von Lauch1 am 17.07.2016, 13:52 Uhr

Aber wenn alle 2 Wochen eine Bombe hochgeht kann es denn Mensch vor Ort doch unmöglich besser gehen.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von DK-Ursel am 17.07.2016, 15:20 Uhr

Die Menschen in der Türkei sehen,
a) daß die Bomben auch anderswo hochgehen.
Und genau wie Daffy schreibt, stellen sich eben viele auch (nicht unberechtigterweise) als Alternative Bürgerkrieg u.ä. vor - da gehen genauso viele Bomben hoch.
Also scheint ihnen
b) der starke mann Erdogan doch enie gute Antwort auf genau diesen Terrorismus, den sie ja gegen ihn und den Wohlstand gerichtet sehen und nicht von ihm ausgehend.

Ich glaube, ohne daß ich das jetzt blöse meine, da mußt Du wirklich mal in die türkische Geschchte und auch Menthalität abtauchen.
Aber andererseits ist das Volksverhalten ja weder untpyisch noch an bestimmte Kulturkreise gebunden:
In Krisenzeiten wird auch hierzulande nach starken Politkern gerufen, laufendieLeute auch hier lieberdenen nach, die schnell billige Ruckzuck-Lösungen parat haben -- o bdie halten, was sie versprechen, o bsie auf Kosten anderer oder der Demokratie gehen, ist doch dem kleinen Man nauf der Straße egal, wen ner sein Butterbrot bedroht sieht.
Schau Dich doch um - sind die Deutschen angesichts IS und Flüchtlingen (Pegida, AfD), sind die Briten mit dem Brexit, sind die Dänen mit den Grenzkontrollen da soooo viel anders? da wird man ganz schnel lwieder nationalpatriotisch und eigensüchtig.
Unser Weg dorthin ist nur zum Glück schon weiter, länger als der anderer Länder...
Zögern, verhandeln, nachgeben, Kompromisse - Zeichen der Schwäche?
Je nach Geschichte eben mehr oder weniger.

Sendetop:
Auf ntv läuft gerade wieder eine Dokureihe zum Aufstieg Hitlers - tja, daraus könnte jede Nation sehr viel lernen!!!
Und es wird eben irgendwie nachvollziehbar, wieso es so kam...

Gruß Ursel, DK

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Lauch1 am 17.07.2016, 18:30 Uhr

Nur vor Erdogan gab es weder Bomben, noch religiöse Einmischung in alle privaten Bereiche. Und durchaus Lösungsansätze zum friedlichen Zusammenleben mit der kurdischen Minderheit.
Ich würde mich da nicht von der straffen Organisation der AKP und der Geheimdienstarbeit blenden lassen.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von DK-Ursel am 17.07.2016, 19:10 Uhr

Aber Lauch, nicht einmal beschuldige Erdogan, hinter Bombenanschlagen (des IS) zu stecken!
Soviel sieht die Bevölkerung auch.
Schließlich passieren die in Brüssel, Kopenhagen, London und Frankreich ja auch!
So gesehen könntest Du ja sogar argumentieren, daß Erdogan NOCh ZU demokratisch-wetslich sei, denn der IS hat sich ja deutlich gegen Ziele verschworen, die gegen ihn arbeiten und zuviel der westlichen -dekadenten - Lebensatr nachhängen. Das würde ja, wenn die Bevökkerung Erdogan die Bombenattentate zuschreiben wollte, nur bedeuten, sie fänden ihn immer noch zu westlich.
Dann kommt es ihnen doch auch zugute, daß er härtere Maßnahmen ergreift und immer mehr von einer Trennung zwischen Religion und Staat abrückt.

Wie Du es drehst udn wendest, in den Augen der Bevölkerung kann er erstmal nur punkten.

Und vor Erdogan gab´s eben die Militärregierung, die auch keiner wollte - daß die heute evtl. demokratischer sind als früher und als Erdogan,s ieht (noch) keiner --- da hat er nun mals einen Bonus, noch.
Undden baut er jetzt ja zügig aus.
Alles schon da dagewesen und nachvollziehbarw, enn auch nicht gutzuheißen.

Gruß Ursel, DK

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Lauch1 am 17.07.2016, 19:53 Uhr

Natürlich steckte der Erdogan Clan mit dem IS unter einer Decke. Deswegen auch die Verurteilung der Journalisten (wegen Aufdeckung des Waffenhandels) und die drohende Verhaftung des Erdogan Sohns in Italien. Und deswegen jetzt auch die Säuberung der Justiz von allen Unabhängigen.
Dass er den IS nicht mehr unter Kontrolle hat, wie die Saudis auch, steht auf einem anderen Blatt.
Die derzeitige instabile Lage der Türkei ist auf Erdogan zurückzuführen.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von DK-Ursel am 17.07.2016, 19:59 Uhr

Hej nochmasl!

Ja, das mögen wir so sehen - wir stehen aber auch außenvor und haben andere Erfahrungen als die Türken mit ihrem Land.
Da richtet sich ein Politik- u.ä. -Verständnis auch viel nach geschichtlichen Zusammenhängen - das merke ich sogar zwischen Dtld. und DK.
Ich rede also auch nicht nur von ganz opersönlichen Erfahrungen, sondern auch einer Art von kollektivem Gedächtnis.

Und wie gesagt, nach dem starken Mann oder wenigstens einer starken Partei wird nicht nur in der Türkei gerufen, wenn es kriselt.

Gruß Ursel, DK

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Lauch1 am 17.07.2016, 20:14 Uhr

Naja, dass ist dann aber schon etwa anderes. Zwischen Helmut Schmidt bei der Hochwasserkathastrophe und einem Diktator besteht doch ein Unterschied.
Und vielen Türken, nicht nur den Kurden, geht es unter Erdogan definitiv schlechter. Siehe Justiz- und Universitätsangehörige.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Joplin am 17.07.2016, 20:21 Uhr

Ich habe das so verstanden, dass er die Is jahrelang unterstützt hat, weil er sich versprach, dass sie den von ihm verhassten Assad stürzen. In der Türkei wurden auch Is Kämpfer aus Syrien medizinisch versorgt.

Diese Unterstützung hat er jetzt stark eingeschränkt und die Aggressionen der Islamisten richten sich jetzt auch gegen die Türkei.

Darüber darf dort aber nicht berichtet werden. Ob das dem Volk bewusst ist? Ich glaube nicht. Tja. So werden Terrororganisation gezüchtet. Die Taliban wurden ganz früher ja auch mal von den USA unterstützt. Der gemeinsame Feind waren damals die Russen.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Lauch1 am 17.07.2016, 20:34 Uhr

Der Chefredakteur der Zeitung "Cumhuriyyt" Can Dündar deckte Waffenschmuggel des Erdogan Clans und der türkischen Geheimdienstes MIT mit dem IS auf. Er wurde wegen Spionage verhaftet und angelagt, es kam zu tätlichen Angriffen und Bedrohungen des Gericht.
Die Redaktionsräume der Zeitung wurde vor laufender Kamera von der Staatspolizei zerstört.

Zeitgleich deckte die itaienische Finanzpolizei Geldflüsse eines Erdogan Sohnes zum IS auf. Er floh um seiner Verhaftung zu umgehen.

Den IS hat niemand mehr unter Kontrolle, auch Saudi Arabien nicht mehr. Liegt vermutlich daran, dass nicht die hellsten Köpfe am Werk sind. Wie auch?

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Daffy am 17.07.2016, 20:54 Uhr

Die kurdischen Kämpfer sind Fanatiker (das eigene Leben zählt sowenig wie das von Zivilisten oder türkischen Wehrpflichtigen, nicht erst seit Erdogan) und, weil uns das im Kampf gegen den IS sehr recht ist, seit Neuestem gut ausgerüstet. Das kann der Türkei natürlich nicht gefallen; immerhin gehört zum angestrebten Kurdistan türkisches Territorium.
Bzgl. IS hat Erdogan wohl auf Neutralität gehofft (ähnlich wie Schweden im 2. Weltkrieg (Erze nach D, Waffen und Muntion für die Besatzer in N); nach Terroranschlägen in der Türkei ist er davon abgekommen; gebracht hat ihm das eine Fatwa und weitere Terroranschläge. Sollen ihm die Türken das zum Vorwurf machen?

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Lauch1 am 17.07.2016, 21:15 Uhr

Erdogan hat den Friedenprozess mit der PKK ausgsetzt um die HDP zu schwächen.
Kurden machen 18 Prozent der türkischen Bevölkerung aus, ich würde ihm das sehr wohl zum Vorwurf machen. Auch den Angriff auf die Freiheit von Presse und Justiz.
Nocheinmal, sein Clan hat sich in mafiöser Art und Weise am Waffenhandel mit dem IS bereichert.
Wenn der Rückhalt in der Bevölkerung so groß ist, warum dann die Säuberungswelle der Justiz und der massiven Ausbau des Geheimdienstes?

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Daffy am 17.07.2016, 21:32 Uhr

Seit wann verhindert ´Rückhalt in der Bevölkerung` einen Umsturz? Dass es jetzt nicht geklappt hat, hatte wohl eher was mit schlechter Vorbereitung zu tun.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Lauch1 am 17.07.2016, 21:46 Uhr

Wohl eher damit, dass in der türkische Armee, die sich immer als Hüterin des Erbes Atatürks verstand, die meisten Spitzenmilitärs ausgetauscht wurden.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Daffy am 18.07.2016, 7:44 Uhr

Stimmt - und zeigt, dass Erdogan weiß, was er tut. Von wegen Rückhalt in der Bevölkerung - glaubst Du, es gäbe eine Mehrheit für einen solchen Militärputsch mit dem Ziel der ´Wahrung des Erbe Atatürks`?

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage

Antwort von Mehtab am 18.07.2016, 11:34 Uhr

Hallo,

bis jetzt ist noch immer nicht klar, wer den "Militärputsch" tatsächlich initiiert hat. Erdogan beschuldigt seinen früheren Freund und jetzigen Erzfeind Gülen. Der ist wahrlich kein Kemalist. Allerdings wird auch bezweifelt, dass Gülen überhaupt einen Militärputsch hätte auslösen können, da das Militär nicht so stark von Gülen-Anhängern unterwandert ist.

"Den Türken" ging es am Anfang von Erdogans Regierungszeit tatsächlich besser, wie es in Deutschland damals auch zum Beginn von Hitlers Regierungszeit war. Es wurden wie wild Wohnungen ... gebaut. Inzwischen sieht das aber anders aus. Es gibt sicherlich noch genügend Profiteure des Erdogan-Regimes, aber vielen Türken in der Türkei geht es wahrlich nicht mehr gut. Es sind nicht nur die Kurden, sondern auch die Aleviten, die Christen, die nach Westen ausgerichteten, sich nach Demokratie sehnenden, Türken ... . Wie Lauch vorher schon schrieb, habe auch ich gehört, dass die letzten Wahlen schon manipuliert worden seien. Vielleicht hätte Diktator Erdogan bei wirklich demokratischen Wahlen schon längst die Macht abgeben müssen. Deshalb muss er jetzt seine Diktatur auf andere Art und Weise sichern.

Da die türkischen Medien mittlerweile gleichgeschaltet sind, erhalten alle Türken in der Türkei, die diese Medien nutzen, nur noch die Informationen, die Erdogan gefallen. Alle anderen Medien wurden mittlerweile zerstört.

Aber wer von unseren europäischen Politikern; Cem Özdemir und noch ein paar andere mit unreinem Blut einmal ausgenommen, hat denn wirklich dagegen lautstark protestiert? Angela Merkel hat vor den letzten Wahlen durch ihren Erdogan-Besuch doch noch extra Wahlkampfhilfe für Erdogan geleistet. Wenn die Europäer, die hier frei leben und ihre Meinung äußern können, nicht gegen die Errichtung einer Diktatur in der Türkei aufstehen, dann kann ich es von den Türken in der Türkei, die dafür mittlerweile ihr Leben aufs Spiel setzen müssten, auch nicht verlangen. Beim aufhaltsamen Aufstieg von Adolf Hitler war das damals genau so.

Warum ist unsere Bundeswehr noch in Incirlik? Warum wurden die Beitrittsverhandlungen der Türkei zur EU nicht längst ausgesetzt?

Viele Grüße

Mehtab

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage

Antwort von shinead am 18.07.2016, 12:20 Uhr

>>Warum ist unsere Bundeswehr noch in Incirlik?
DAS frage ich mich auch.


>>Warum wurden die Beitrittsverhandlungen der Türkei zur EU nicht längst ausgesetzt?
Die ersten CDU/CSU Politiker fordern das wohl. Es gibt aber auch eine starke "wir müssen weiterhin reden und unseren Einfluss geltend machen" Fraktion, die noch nicht verstanden hat, dass Erdogan kein Interesse an den europäischen Forderungen hat.
Ich wäre auch für einen klaren Schnitt. Dann kann er sich mal überlegen, wie er das als innenpolitischen Sieg verkauft.

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Gerade im Newsticker:

Antwort von shinead am 18.07.2016, 12:35 Uhr

Die Bundesregierung hat erklärt, dass eine Einführung der Todesstrafe die EU-Beitrittsgespräche beenden würde.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/bundesregierung-todesstrafe-in-tuerkei-wuerde-eu-beitrittsgespraeche-beenden-a-1103485.html

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Lauch1 am 18.07.2016, 13:27 Uhr

Ich weiß es wirklich nicht, würde vermutlich auf Bürgerkrieg hinauslaufen. 2003 war das Land wirtschaftlich im Aufschwung, ein friedliche Zusammenleben mit den Kurden schien möglich, dann verlor die AKP massiv und die moderate Kurdenpartei gewann. Das Ergebnis sehen wir heute.
Was meinst du?

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Daffy am 18.07.2016, 14:09 Uhr

Die Aufrüstung der Kurden durch den Westen und ihre Erfolge in Syrien/im Irak könnten dazu geführt haben, dass sie meinen, türkisches Gebiet in ihr Kurdistan integrieren zu können. Andererseits haben sie große Verluste und kämpfende junge Frauen - das schließt m.E. aus, dass diese Frauen Kinder kriegen (ich kann es mir jedenfalls nicht vorstellen, dass man ein Kind austrägt und sein Baby abgibt, um in den Kampf zu ziehen). So gesehen ist es aus Erdogans Sicht wohl ein Nullsummenspiel - mehr Waffen, weniger Nachwuchs.

Die türkischen Gebiete können sie aber nicht kriegen, weil dort das südostanatolische Staudammprojekt liegt - damit hat man weitgehend die Wasserversorgung in Syrien und im Irak in der Hand, und das macht einen Teil des strategischen Nutzens des Nato-Partners Türkei aus. Wenn die Kurden genug geblutet haben und feststellen, dass ihrem Heldenstatus im Westen keine Unterstützung folgt, werden sie wieder friedlich(er).

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Re: Gerade im Newsticker:

Antwort von Lauch1 am 18.07.2016, 17:07 Uhr

Aber wie Methab oben schreibt, es gibt keine Pressefreiheit, außerdem keine freie Justiz und Opposition. Die Türkei war schon vorher keine Demokratie.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Lauch1 am 18.07.2016, 17:18 Uhr

Aber die USA unterstützen den kurdische PYD, weil sie den IS am effektivsten bekämpft. Erdogan bombt doch die kurdischen Städte im Südosten nieder, nicht umgekehrt. Die PKK hatte doch auf Politik und nicht mehr auf Terror gesetzt.

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Re: Gerade im Newsticker:

Antwort von shinead am 18.07.2016, 17:23 Uhr

Dagegen hat ja die EU noch "gekämpft". OK, sie haben gedacht sie könnten Druck aufbauen. Das hat halt nicht geklappt.

Ich bin sehr froh, dass man einen klaren Schnitt macht.

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Re: Gerade im Newsticker:

Antwort von Lauch1 am 18.07.2016, 17:32 Uhr

Wenn ich mir die Massendemonstrationen in Wien, samt Zerlegen kurdischer Restaurants und den faschistischen Wolfsgruß anschaue, wird mir Angst und Bang.
2018 will die türkische AKP bei den ö Nationalratswahlen antreten. Gelungene Integration?

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Daffy am 18.07.2016, 18:56 Uhr

Ziel türkischer Angriffe ist die PKK, nicht Kurden generell. Und die PKK hat nach dem IS-Anschlag auf Suruc wieder angefangen zu morden.

> Aber die USA unterstützen den kurdische PYD, weil sie den IS am effektivsten bekämpft.

Tja. Die USA sind eben auch nicht so heikel in der Wahl ihrer Mittel.
"The US government has already acknowledged at the highest levels that the PYD in Syria is aligned with the PKK, which has been waging a war against the Turkish government for more than three decades....
The Obama administration started to support the PYD forces in autumn 2014 when ISIL surrounded the small town of Kobane adjacent to the Turkish border."

http://www.aljazeera.com/indepth/opinion/2016/06/alliance-syrian-pyd-alienates-turkey-160601095726203.html

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Lauch1 am 18.07.2016, 19:38 Uhr

Ich sehe, dass in Wien zur Zeit kurdische Stände, etc demoliert werden.
Und wenn Panzer in Nusaybin feuert, treffen sie doch die kurdische Zivilbevölkerung.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Daffy am 18.07.2016, 21:59 Uhr

Wenn Amerikaner oder Russen den IS bombardieren, treffen sie auch Zivilisten. Dann sitzen die drei Länder also in einer Reihe.

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Re: nochmal Türkei - Verständnisfrage - Lauch

Antwort von Lauch1 am 18.07.2016, 23:39 Uhr

Seltsame Begründung. Die einzige Verfehlung der HDP war ihr Wahlerfolg.

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