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Geschrieben von yorokobi am 08.01.2015, 9:52 Uhr

gestern bei Arte als Reaktion auf das Attentat auf Charlie Hebdo

Ausgelacht - Karikaturen und Pressefreiheit

http://www.arte.tv/guide/de/046174-000/ausgelacht?autoplay=1

 
12 Antworten:

So falsch es ist, Islam mit Islamismus gleichzusetzen, genau so falsch ist es,

Antwort von Silke11 am 08.01.2015, 10:08 Uhr

jede Verbindung zwischen ihnen zu leugnen.

In dieser weithin unterschlagenen Debatte, in der Angst vor einer begründeten Islam-Kritik, in Moscheen wie in Parlamenten, Redaktionen und Universitäten, liegt das vielleicht größte Versäumnis der Terrorprävention der vergangenen anderthalb Jahrzehnte. Es war ein Versäumnis aus dem Optimismus heraus, dass die Extremisten auf Dauer schon isoliert und marginalisiert würden, wenn die moderate Glaubensmitte stabil und unterstützt bleibt.

Dieses Wunschergebnis ist aber nicht eingetreten. Die islamistische Bewegung ist im Gegenteil stärker geworden, sowohl national wie international. Der Dschihad hat nicht nur Länder erobert, sondern auch die Popkultur, und es ist eben keine Fantasiereligion, auf die all die Al-Kaida-Fans, Syrien-Reisenden und die Mörder von Paris oder Kobani ihre Brutalität gründen. Es ist vielmehr leider noch immer eine Religion, die die europäische Aufklärung nicht durchlaufen hat.

Genau dies ist aber die Zumutung, die dem Islam auferlegt werden muss, wenn er wirklich zu einem Teil Europas werden will. Sie muss nicht so weit reichen, über Mohammed-Karikaturen lachen zu können. Aber bis kurz davor muss sie sehr wohl gehen. Diese Zumutung hätte viel früher formuliert werden müssen. Es nützt nichts, Lessings Ringparabel hochzuhalten, wenn am Ende nur der Vortragende tolerant bleibt.

Was genau würde die Zumutung der Aufklärung für den Islam denn bedeuten? Neben der Verwirklichung religiöser Toleranz (es gibt sie im Islam solange nicht, wie Apostasie als strafwürdig gilt), unzweifelhafter Frauengleichberechtigung, dem klaren Geltungsvorrang weltlicher vor religiöser Gesetze vor allem eins: den Abschied vom Islam als Weltordnungsidee.

Die Vorstellung, dass die Welt erst dann friedlich sein kann, wenn die Welt islamisch ist, ist eben nicht radikal, sondern Teil der Lehre Mohammeds. Man kann diesen Anspruch als historisch abtun. Genauso gut kann man ihn aber zur politischen Kampfansage gegen die westliche Demokratie aufjazzen – und genau dies geschieht immer und immer wieder, von Sayyid Qutb, dem Gründer der Muslimbrüder, bis hin zu Osama bin Laden und dem IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi. Auch die Mörder von Paris werden in dem Wahn von einem heiligen Krieg gegen den dekadenten Westen gelebt haben. Um es deutlich zu sagen: Der Islam, auch der moderate, ist noch immer zu oft eine Rutschbahn in die Entfremdung von der westlichen Lebensweise.

Es sind diese gefährlich unhinterfragten Tiefenströmungen eines Glaubens, an denen Islam-Kritik ansetzen darf und muss, sowohl von innen wie von außen. Bis dahin wird die Trennung von Islam und Islamismus das bleiben, was sie viel zu lange war: ein nicht falsches, aber beschwichtigendes Mantra.

Ein ZEIT-Online-Kommentar: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2015-01/paris-islam-attentat-islamismus

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Re: So falsch es ist, Islam mit Islamismus gleichzusetzen, genau so falsch ist es,

Antwort von Mehtab am 08.01.2015, 10:21 Uhr

Vielen Dank Silke!

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Re: So falsch es ist, Islam mit Islamismus gleichzusetzen, genau so falsch ist es,

Antwort von DK-Ursel am 08.01.2015, 10:38 Uhr

Hej Silke!

Grundsätzlich hastDu ja mit vielemRecht.
Die Frage ist nur:
Muß uns das Angst machen?
Es ist erwiesen, daß eine Gefahr der "Übernahme" durch den islam in Westeuopra kaum vorhanden ist - die Anzahl der hier lebenden Moslems ist prozentual gering.
Und die Befürchtung, daß das kippt aufgrund von geringer Geburtenrate bei den Einheimischen und höherer Geburtenrate bzw.Zuwanderung durch die Moslems ist genauso gering.
Erst gestern kam ein Bericht darüber, wie sich die hier lebenden Moslems dann doch unserem Lebensstil anpassen - die Kinderzahl der Einwanderer verringert sich drastisch im Vergleich zu dem, was in Ursprungsland üblich ist.
Wir sehen doch auch selber, daß selbst die Mädchen durch bessere Bildung bei uns oftmals selbstbewußter und selbständiger werden und den Lebensstil der Einwandererggeneration weder richtig kennen noch übernehmen wollen.

Sicher wäre aus unserer Sicht eine ähnliche Entwicklung wiebeiuns seit der Aufklärung wünschenswert in den Ländern, aus denen die Moslems zu uns kommen.
Das läßt sich aber nicht übes Knie brechen.
Und wird ganz sicher nicht gefördert durch so drastische Feindlichgkeit gegen eine jahrtausende alte Kultur, wie sie die Anhänger der Pegida und andere fordern.
Man kann niemals eine Kultur deranderen überstülpen,dasgeht auf Dauer nie gut -schon beim einzelnen Menschen nicht.
Sowas muß sich entwickeln, und je erstrebenswerter die westlichen Werte ausschauen, umso leichter fällt es doch den Menschen, ihnen zu folgenstatt ihren bisheriegen - vereinfacht gesagt.

Wo aber sollen denn die Ausländer die westlichen sehen?
Bei den Pegidaleuten, in der AfD etc. werdenfeindbilder geschaffen - das ist doch nichts, was es mit alsAusländer erstrebenswert macht, dieser Kultur zu folgen statt meiner eigenen.
Im Gegenteil!

Und Ja,natürlich stehen Islamismus und Islam im Zusammenhang, sowie Christentum und die Verbrechen,die in seinemNamen begangen wurden und werden, aber aus den Taten der Radiaklen,verblendeten zu schließen, daß sowohl die Grundlage als auch die meisten Anhänger einer Religion ebenso ist, ist eben Dummheit.

Dieelt ist nicht schwarz-weiß, sieist bunt, aber viele sehen diese Buntheit nicht oder wollen sie nicht sehen...

Gruß Ursel, DK

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Re: So falsch es ist, Islam mit Islamismus gleichzusetzen, genau so falsch ist es,

Antwort von tonib am 08.01.2015, 10:58 Uhr

Ich finde die Trennung zwischen Islam und Islamismus auch nicht klar und eindeutig.

Nach den Studien, die ich neulich hier erwähnt habe (von Ruud Koopman auf europäischer Basis und die vom Innenministerium für in Deutschland lebende Muslime) sind von den in Europa bzw. in Deutschland lebenden Muslimen etwa 50% für die Einführung der Scharia und ein noch höherer Prozentsatz stellt religiöse Gesetze über staatliche.

Es ist leider nicht so, wie Du schreibst, Ursel, dass die Integration stark voranschreitet, sondern im Gegenteil nimmt die Religiosität zu, auch und gerade unter Muslimen, die in der 2. und 3. Generation in Deutschland leben. Ich weiß nicht, wo Deine Informationen herkommen. Lies doch mal die Studien Ursel, die von Koopmann vergleicht Christentum und Islam und auch die Radikalität der Gläubigen. Da kann man ziemlich deutlich lesen, dass Deine ständig bemühten Christentum-Vergleiche einfach überholt sind.

Auch sind dort die unterschiedlichen Ausprägungen dargestellt, die z.B. von Aleviten (ungefähr so radikal wie Christen) zu Sunniten (ganz anderer Schnack) reichen.

Mich stört an dieser Debatte die Uninformiertheit vieler Beteiligter und die Reflexhaftigkeit der Argumentation - es ist ein Problem, und wir müssen es jetzt diskutieren und in naher Zukunft auch angehen. Die Christen, die NSU, die RAf mögen alles Probleme sein oder wenigstens mal gewesen sein, aber das vernebelt doch bloß den Blick im Hinblick auf diese Debatte.

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der Artikel bringt es ziemlich genau auf den Punkt o.w.t.

Antwort von lotte_1753 am 08.01.2015, 11:07 Uhr

.

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Dieser Artikel bringt es auf den Punkt:

Antwort von DK-Ursel am 08.01.2015, 11:45 Uhr

http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-01/paris-terror-kommentar

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tonib

Antwort von DecafLofat am 08.01.2015, 12:16 Uhr

"Es ist leider nicht so, wie Du schreibst, Ursel, dass die Integration stark voranschreitet, sondern im Gegenteil nimmt die Religiosität zu, auch und gerade unter Muslimen, die in der 2. und 3. Generation in Deutschland leben."

ursache? die gescheiterte integration.
das sind genau die, die vermutlich in den 90er und 00er jahren die klassenkameraden in deutschen schulen waren. auf der einen seite (zugespitzt vom mir formuliert!) nun afghanistanheimkehrer, auf der anderen seite die pegidioten.

beides irgendwie in der normalen zivilgesellschaft eher schlecht angekommene außenseiter, vielleicht niemals der generation praktikum entkommen, demotiviert, nicht dazugehörend, und daher offen waren für die verführungskünste extremer lager.

nur mal so ganz ins unreine gedacht.

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Re: Dieser Artikel bringt es auf den Punkt:

Antwort von DK-Ursel am 08.01.2015, 12:34 Uhr

Hej Antonia!

ich beziehe mein Wissen überwiegend aus der dt. und dän. Presse, wie gesagt, erst gestern kam das über die Geburtenraten im dt. TV.

Und wennallerorts die mangelhafteintegration derAusländer alsUrsache angeprangert wird, so muß sich ebenauch jeder mal fragen, wieviel er dabei fordert und andererseits zu leisten bereit ist.

ich weiß, wovon ich spreche,dennes ist - und dies bestätigen mir auch andere Ausländer, die ich hier kenne - nicht einmal für "unsereinen" aus Dtld., NL, GB ... leicht, sich in diese geschlossene Gesellschaft DK zu integrieren.
Und es istsicherauch bezeichnend, daß von den 3Frauen,die ich hier als meine Freundinnen bezeichnen möchte, 2 Deutsche sind, und dies, obwohl ich eigentlich unm deutsche bes.Touristen!) einen großenBogenschlage.
DieNiederländerin an unsererScuhle meinte, diebeidenfamilien,die Kontakt mit ihnen hielten,seien a) eine, die selbst mal imAusland gelebt hatte und b) eine andere "ausländische", nämlich meine.

Ablehnung führt eben auch dazu, daß man sich zusammenschließt mit denen, die in ähnlicher Situation sind, evtl.auch dieselbe Sprache sprechen!
Daßwir "Wessis" dabei weniger "bedrohlich" erscheinen als Moslems, liegt eben daran,daß die Unterschiede subtiler sind.
Nichtsdestotrotz schmerzt esm ich auch, wenn meine Kinder von Dummlingen hierzulande als Nazis u.ä. beschimpft werden.
Dumme Auswüchse in der Minderzahl??
Oh nein, kam nicht nur meinen Kindern öfter vor.
Und wie Dummheit sich fortplfanzt, sehen wir ja gerade...

Letztendilch wollen die meisten derer,die zuuns kommen, einfach ein ordentliches Leben für sich und ihre Kinder - nichts anderes als ich und Ihr.

Gruß Ursel, DK

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Re: tonib

Antwort von Feuerpferdchen am 08.01.2015, 13:49 Uhr

ich sehe auch noch eine weitere Ursache, ich weiß zwar nicht, wie stark das den einzelnen Moslem beeindruckt, aber die IS-Kämpfer sagen, dass die gemäßigten Moslems alle, auch in westlichen Ländern getötet werden, wenn sie sich nicht schnell noch zum wahren Islam bekennen.
Und dann hören die in westlichen Ländern lebenden Moslems, das z.B. Mossul mit 3 Millionen Einwohnern von 5000 IS-Kämpfern beherrscht wird. Ich glaube, wäre ich Moslem, würde ich mich auch nicht laut von denen distanzieren, man weiß ja nie, wer einen demnächst verpfeift und dann ist der Kopf ab.

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Re: Dein Beitrag ist eine Punktlandung

Antwort von MartaHH am 08.01.2015, 16:20 Uhr

sehr schön geschrieben, Silke. Danke dafür.

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Re: So falsch es ist, Islam mit Islamismus gleichzusetzen, genau so falsch ist es,

Antwort von MartaHH am 08.01.2015, 16:58 Uhr

Genau meine Gedanken, tonib - leider bin ich momentan nur mit Smartphone unterwegs und scheitere daran; längere Beiträge zu verfassen ist fast unmöglich. Umso mehr bin ich froh, wenn jemand sich die Zeit nimmt und die Mühe macht, die Hintergründe mal etwas aufzuhellen.
Danke.

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Du hast es auf den Punkt gebracht!!

Antwort von ursel am 08.01.2015, 20:34 Uhr

und schrecklich finde ich, dass so viele Menschen, davon auch Fachleute, dieses einfach ignorieren.

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