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Geschrieben von kirshinka am 18.09.2016, 9:48 Uhr

Die Glockenkurve und die Niquab

Die Bell-Curve - Glockenkurve - die aussieht wie Pettersons Hut und die Verteilung aller möglichen Möglichkeiten darstellt. An ihrem Scheitelpunkt die, die am häufigsten vorkommt.
In diesem Falle die Kleidung von Frauen.
Wenn sich die extremen Enden also verschieben dann verschiebt sich die ganze Kurve.
Wenn also Niquab (gesichtsschleier) immer populärer wird, werden dafür unbekopftuchte muslimas immer unpopulärer.
Und das ist ein Phänomen, was ich schon vor 10 Jahren in Jordanien beobachtet habe!!!! Damals wurden die Mädels durch die extremen (Niquab) quasi indirekt dazu gezwungen ein Kopftuch zu tragen um überhaupt noch irgendwie als halbwegs ehrbar zu gelten und einen Ehemann abzubekommen.

Und dieses Phänomen ist auch hierzulande zu beobachten und hat mit freiem Willen wenig zu tun!

Die die (noch) kein Kopftuch tragen werden explizit oder implizit unter Druck gesetzt, selbiges zu tun.

Unsere Kopftuch tragenden Kolleginnen durften auch nie länger als bis zum entfernt zu erahnenden Anbruch der Dunkelheit bleiben - auch nicht bei besonderen Anlässen.
Trotzdem habe ich meine zwei Jahre in Jordanien und der MENA Region sehr genossen, hatte wunderbare Kolleginnen und Kollegen und Freunde und Freundinnen!

Aber Bikini neben Burkini fand sich schon damals nicht und heute noch weniger!!! Da sassen die Frauen am Strand - züchtig gekleidet. Selbiges übrigens auch in Ägypten! In Kairo wurde man ohne Kopftuch übelst angemacht (in Jordanien allerdings nicht).
In Paris wurde ich vor 25 Jahren in kurzen Hosen und Top auch ständig angemacht - und als ich mich (zugegebenermaßen unflätig) wehrte - haben mir die netten magrebinischen jugendlichen eine schallende Ohrfeige verpasst.

Übrigens ist weder Niquab noch Kopftuch im Koran verankert. Dass die Frau ihre Reize verhüllen soll, steht in den haditen - die die Lebensgeschichte und aussagen mohammends "dokumentieren".

Um auf die Glockenkurve zurück zu kommen: wenn sich neue extreme (Niquab) einfügen, dann verschiebt sich theoretisch die ganze Kurve - auch deren Scheitelpunkt. Mehr vollverschleierte, weniger Nackte.
Wenn nur noch Kopftuch (und eine anständig angelegte Hijab ist nie und nimmer mit dem losen Staubfängertuch strassenfegender Omas vergleichbar! Bei ersterem sitzt alles stramm, da darf kein Haar und kein Stückchen halshaut raus schauen) als anständig und ehrbar gilt, dann sind in diesem machoistischen Weltbild wben alle anderen (du, ich, unsere Töchter!) olle Schlampen, bei denen kein ehrkodex greift und entsprechend behandelt werden.

Hoffen wir mal, dass eine gewisse Aufklärung greift, bevors dazu kommt!

 
7 Antworten:

So ist es

Antwort von Tai am 18.09.2016, 10:45 Uhr

Du hast so recht.

Genau diese Entwicklung sehe ich hier auch rasant um sich greifen.
Von Unverhüllung über Kopftuch über lange Mäntel über Tschador zur Vollverschleierung. Das Straßenbild verändert sich massiv.

Und glaubt denn wirklich jemand, kleine Schülerinnen verstecken ihre Haare oder ihren ganzen Körper freiwillig?
Der Druck durch Vater, Bruder, Clan, männliche und auch weibliche muslimische Mitschüler wird steigen, je mehr "ehrenhafte" Muslima unterwegs sind.
Auch die Erlaubnis, kopftuchtragende Lehrerinnen zuzulassen, ist ein ganz schlechtes Signal.

Unsere vermeintliche Liberalität und Toleranz bedeutet weder für Muslima noch für unsere Mädchen Gutes.

Unsere Gesellschaft wird sich immer mehr spalten statt vermischen.
Ich möchte nicht, dass meine Töchter als unehrenhafte Schlampen angesehen werden und es ihnen recht geschieht, wenn sie ins Gebüsch gezogen werden sollten.
Meine Große zieht sich jetzt schon öfters bedeckter an, wenn sie hier abends noch durch die Stadt zum Bus muss.
Und sie hat schon geäußert, dass sie das Gefühl habe, vob manchen Muslima "gejudget" zu werden.
Das ist nicht die Welt, die ich meinen Kindern hinterlassen möchte.

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Re: Die Glockenkurve und die Niquab

Antwort von Shanalou am 18.09.2016, 10:52 Uhr

Danke für den tollen Beitrag! Ich finde, die Glocke hat sich auch hier in den Diskussionen schon verschoben. Über das Tragen von Kopftüchern wird sich, auch hier, immer positiver geäußert, weil es ja nicht so schlimm ist. Dabei ist es alles dasselbe, vor allem hat es den selben Hintergrund! Ob Niqab oder Kopftuch, es geht immer darum, die Sexualität von Frauen zu kontrollieren. Ob man es per Gesetz verbieten sollte ist eine andere Frage.

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Re: So ist es

Antwort von lotte_1753 am 18.09.2016, 13:10 Uhr

Wir man diese Unterdrückung der Frau in unserer Gesellschaft hinnehmen kann ist mit wirklich ein Rätsel. Nach dem Motto, na die Türkinnen und Araberinnen, die brauchen die Freiheit halt net so. Das ist dieses rassistische Element im gängigen Antirassismus welches niemand wahrhaben möchte.

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Re: Die Glockenkurve und die Niquab

Antwort von Feuerpferdchen am 18.09.2016, 14:57 Uhr

Vorhin hat ein arabischer Psychologe auf Phoenix gesagt, dass wir die Verschleierung, die über ein Kopftuch hinausgeht, unbedingt verbieten müssen. Sehe ich auch so. Es zu erlauben, ist falsche Toleranz.

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Re: Die Glockenkurve und die Niquab

Antwort von Shanalou am 18.09.2016, 15:04 Uhr

Aber warum sollte ein Kopftuch dann erlaubt sein? Es hat im Grunde den selben Hintergrund. Kopftücher waren bis vor nicht allzu langer Zeit in der Türkei in öffentlichen Einrichtungen komplett verboten und das nicht zu Unrecht.

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Re: Die Glockenkurve und die Niquab

Antwort von Hashty am 18.09.2016, 15:29 Uhr

Die Verschleierung der Frau (selbst schon ein Kopftuch) ist in meinen Augen eins der menschen/frauenverachtensten Erscheinungen überhaupt.
Und da hört bei mir echt die Toleranz auf. Klar kann man drüber diskutieren, in wie weit ein Verbot diktatorischen Gesetzen gleich kommt. Und wie weit das Selbstbestimmungsrecht eingeschränkt wird. Aber meine Meinung ist nun mal, dass Frauen direkt oder indirekt in diese Verschleierung gezwungen werden. Und die Emanzipation muslimischer Frauen ist im Moment sehr rückläufig und in meinen Augen besorgniserregend (da wären wir bei der Verschiebung der Kurve)

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Re: Die Glockenkurve und die Niquab

Antwort von kirshinka am 20.09.2016, 7:46 Uhr

Ha - und von ewigen Kopftuchbefürworterinnen kommt nix.

Alice Schwarzer hat total recht. Da wird aus Angst davor rassistisch zu sein einem widerlichen Machismo und einem defizitären Frauenbild der rote Teppich ausgerollt, den man sonst unter keinen Umständen akzeptieren würde.

Dazu kommt noch dass bei auswandernden Gesellschaften - und dies ist eine! - angesichts der Fremde nochmal extra fest and "den Traditionen" festgehalten wird.
Man muss die Mädchen ja vor der fürchterlichen Unmoral beschützen, die alle umgibt.
Das heißt, die parallelgesellschaften hier entwickeln sich nicht weiter so wie die Gesellschaft in den Herkunftsländern. Sie sind quasi stehen geblieben!
Während sich in Jordanien - zumindest in der gebildeten Ober- und Mittelschicht - Veränderungen durchsetzen, tun sie das in den Auswanderergesellschaften eher weniger schnell.
Bei Einwanderern aus Asien ist dieses Phänomen allerdings eher nicht gegeben!!

Erschwerend kommt dann noch hinzu, dass viele (wohlgemerkt natürlich nicht alle!!!!) sehr stark um beruflichen Erfolg kämpfen müssen. Das hängt zum einen mit den Bedingungen zusammen zum anderen aber auch sehr stark mit der herkunftsgesellschaft. Wer aufsteigt muss mit großem widerstand des Clans rechnen! Entweder das Ansehen sinkt, oder man muss den ganzen Clan finanziell mit versorgen - so oder so - raus kommt man nur schwer.

Die männlichen Jugendlichen haben also wenig Perspektiven - was bleibt ist die Ehre, die es dann mit allen Mitteln zu verteidigen gilt - und die sie blöderweise noch nichtmal selbst in der Hand haben!!! Denn die Ehre ist in ihren weiblichen Verwandten installiert.

In den muslimischen Ländern ist das ein ganz großes Problem- junge Männer ohne Perspektive und damit auch ohne Chance jemals heiraten zu können!

Der Weg da raus führt eindeutig über Bildung!

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