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Geschrieben von syko am 05.01.2007, 8:41 Uhr

Ballade vom Nachahmungstrieb...

Zum Thema öffentliches Hinrichtungsvideo hatte sogar schon Erich Kästner großen Weitblick:

*****
Es ist schon wahr: Nichts wirkt so rasch wie Gift!
Der Mensch, und sei er noch so minderjährig,
ist, was die Laster dieser Welt betrifft,
früh bei der Hand und unerhört gelehrig.

Im Februar, ich weiß nicht am wievielten,
geschah's, auf irgend eines Jungen Drängen,
daß Kinder, die im Hinterhofe spielten,
beschlossen, Naumanns Fritzchen aufzuhängen.

Sie kannten aus der Zeitung die Geschichten,
in denen Mord vorkommt und Polizei.
Und sie beschlossen, Naumann hinzurichten,
weil er, so sagten sie, ein Räuber sei.

Sie steckten seinen Kopf in eine Schlinge.
Karl war der Pastor, lamentierte viel,
und sagte ihm, wenn er zu schrein anfinge,
verdürbe er den anderen das Spiel.

Fritz Naumann äußerte, ihm sei nicht bange.
Die andern waren ernst und führten ihn.
Man warf den Strick über die Teppichstange.
Und dann begann man, Fritzchen hochzuziehn.

Er sträubte sich. Es war zu spät. Er schwebte.

Dann klemmten sie den Strick am Haken ein.
Fritz zuckte, weil er noch ein bißchen lebte.
Ein kleines Mädchen zwickte ihn ins Bein.

Er zappelte ganz stumm, und etwas später
verkehrte sich das Kinderspiel in Mord.
Als das die sieben kleinen Übeltäter
erkannten, liefen sie erschrocken fort.

Noch wußte niemand von dem armen Kinde.
Der Hof lag still. Der Himmel war blutrot.
Der kleine Naumann schaukelte im Winde.
Er merkte nichts davon. Denn er war tot.

Frau Witwe Zwickler, die vorüberschlurfte,
lief auf die Straße und erhob Geschrei,
obwohl sie doch dort gar nicht schreien durfte.
Und gegen Sechs erschien die Polizei.

Die Mutter fiel in Ohnmacht vor dem Knaben.
Und beide wurden rasch ins Haus gebracht.
Karl, den man festnahm, sagte kalt: „Wir hab'n
es nur wie die Erwachsenen gemacht.“
****


Oder ganz aktuell:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,457899,00.html

 
6 Antworten:

Entsetzlich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Antwort von wilma68 am 05.01.2007, 9:25 Uhr

Hi,

genau solche Auswüchse sind zu befürchten... herzlichen Glückwunsch an unsere wunderbare zivilisierte Gesellschaft!

Hatte nicht letztens noch jemand, ich glaube Schwoba war es, geschrieben, dass es nicht die Medien seien, die solche Dinge bewirkten.... stimmt eben nur bedingt... wir alle, die solche Dinge lesen und sehen wollen, bestimmen mit unserem Konsum (der Nachfrage) das Programm (das Angebot)!

Meine Güte, wenn dieses eine Kind im Spiel an der falsch verstandenen Nachahmung starb, zeigt sich doch schon die absolute Gefahr durch die Berichterstattung und dass alle, die hier pro Hinrichtungsberichterstattung und Veröffentlichung von solchem Material sind, grundverkehrte Meinungen pflegen... ich kann all diesen nur wünschen, dass sie niemals persönlich diese Erfahrung machen müssen und ihre Kinder durch diese von ihnen akzeptierten Bilder in Gefahr geraten....

Entsetzte Grüße, W

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Re: Entsetzlich!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Antwort von bine75 am 05.01.2007, 11:02 Uhr

Ist der Hammer, oder????

Als ich am Sonntag in der zeitung (FAZ) die Bilder sah, dachte ich nur, dass jetzt vor nichts mehr halt gemacht wird, dass es nur noch eine Frgae de rZeit ist, bis sie die komplette Hinrichtung zeigen.

DAS IST DOCH KEIN HOLLYWOOD-FILM!!!!!!!!!!!!!!!

Ich lese gerade das Buch "Befehl von oben" von Tom Clancy (1996 in D erschienen), dort wird durch einen Terroranschlag die gesamte US-Regierung ausgelöscht (wie gesagt, es wurde vor dem 11.09.01 geschrieben).

Dann wird ein erneuter Anschlag auf die Familie des neuen Präsidenten geplant,
weil es ja so einfach ist, weil dank des I-Nets und der Freude, alles von öffentlichen Persönlichkeiten zu veröffentlichen, es ja einfach ist, die notwenidigen Infos zu erhalten.

Das ist ein Buch, das einem echt zeigt, dass wir doch schon komplett durchleuchtet werden können.

Also, meiner Meinung nach, sollten die Medien mal auf die Bremse latschen.

LG Bine

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Re: Ballade vom Nachahmungstrieb...

Antwort von maleja am 05.01.2007, 17:48 Uhr

Im Prinzip sagt dieses Gedicht doch alles.
Klar in diesem speziellen Falle ist es der Umgang mit dem Töten. Kästner wuchs ja in einer Zeit auf, in der das Töten alltäglich war. Und auhc das Töten vor aller Augen (am schlimmsten natürlich während der Nazizeit und in den Kriegen).

Aber, es ist die Ballade vom Nachahmen. Unsere Kinder sind immer ein Spiegel von uns. Und das sollten wir uns auhc klar machen. 1. in dem, was wir vormachen und2. wenn es an die Betrafung geht. Denn sie haben oft nur Dinge gemacht, die sie bei uns schon oft gesehen haben.

Tolles, auch wenn sehr schreckliches Gedicht!


Schade, dass es wohl wenige hier im Forum gelesen haben. ich hätte es auch fast übersehen.

Gruß Silvia

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P.S. Eignet sich bestimmt super für eine Gedichtinterpretation

Antwort von maleja am 05.01.2007, 17:50 Uhr

und ist bestimmt schon öfters in der Schule dafür benützt worden.

Eben, weil man dahinter noch soooo viel entdecken kann.

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aber wilma

Antwort von brockdorf am 05.01.2007, 20:23 Uhr

es ist eine ballade-mag sein, dass sie realen bezug hat, aber sie soll ja genau das erreichen-klarzumachen, dass das was wir unseren kindern zeigen, dass ist was sie wiedergeben...

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@brockdorf

Antwort von wilma68 am 05.01.2007, 20:50 Uhr

Hi,

die ballade ist eines... es geht um den aktuellen Bezug unter dem Text in dem link:

Ein 10-jähriger hat sich erhängt, weil er im TV die Saddam-Hinrichtung gesehen hat und dieses vermutlich nachspielen wollte...

Das ist ja wohl entsetzlich!

Lg, W

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