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Geschrieben von Trini am 04.08.2016, 15:47 Uhr

Auskopplung: Zunahme psychischer Erkrankungen und höherer Krankenstand

Weil Joplin diese Meldung unten zitierte.

Ich glaube nicht, dass psychische Krankheiten absolut zunehmen. Ich denke eher, dass man sich psychischer Krankheiten bewusster ist.
Und das ist gut so, wenn ausreichend Therapimöglichkeiten zur Verfügung stehen. Da muss man aber noch dran arbeiten.

Früher wäre man wegen Antriebsschwäche und Traurigkeit niemals zum (Irren-)Arzt gegangen. Jetzt spricht man über Depressionen und lässt sich helfen.

Die höhere Lebenserwartung trägt ebenfalls dazu bei - Stichwort Demenz.

Trini

 
6 Antworten:

Re: Auskopplung: Zunahme psychischer Erkrankungen und höherer Krankenstand

Antwort von Joplin am 04.08.2016, 15:58 Uhr

Die Psychotherapiepraxen laufen über. Zwei meiner Freundinnen waren vor Kurzem in psychosomatischer Kur. Ich habe zudem gelesen dass die Zahl der Drogenabhängigen wieder massiv steigt, was ja auch eine psychische Erkrankung ist. Und die Einnahme von Antidepressiva und Tranquillizern steigt auch immer mehr. Ich selber kenne mehrere Menschen mit Panikattacken und Depressionen. Allein unter meinen Kollegen haben zwei einen Langzritkrsnkenschein wegen Burnout.

Ich bin mir nicht sicher ob das früher besser war oder schlimmer. Ich weiß es nicht. Es ist nur mein Eindruck. Mein Eindruck ist, dass auch viele allein gelassen werden. Mit einer Depression ein Jahr auf eine stationäre Therapie warten. Die Hemmschwelle, damit als Notfall in eine Psychiatrie zu gehen, wo man mit Medikamenten versorgt wird, ist hoch.

Was mich auch nachdenklich macht :es sollen immer mehr Kinder an Depressionen leiden. Das habe ich gelesen. Vielleicht stimmt es nicht. Wenn, wäre es schlimm.
Deutschland ist mit den USA auch Spitzenreiter im Ritalinverbrauch übrigens. Antidepressiva werden auch schon von Kinderärzten verordnet.

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Re: Auskopplung: Zunahme psychischer Erkrankungen und höherer Krankenstand

Antwort von Puderzucker am 04.08.2016, 16:27 Uhr

Ich hab aber auch das Gefühl, dass heutzutage viele Fehlverhalten mit psychischen Schwierigkeiten erklärt werden. Wie beispielsweise "er hatte eine schwere Kindheit" oder er ist "traumatisiert". Es gibt zweifelsohne zahlreiche Menschen mit Problemen da draußen, das will ich gar nicht relativieren. Aber diese Erklärung wird auch hin und wieder allzugerne mal ausgenutzt, um die Schuldfähigkeit anzuzweifeln. Die Grenze zu finden, ist sauschwer.

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Re: Auskopplung: Zunahme psychischer Erkrankungen und höherer Krankenstand

Antwort von dhana am 04.08.2016, 18:00 Uhr

Hallo,

doch ich glaube schon, das psychische Erkrankungen derzeit mehr sind als es noch vor 10 oder 20 Jahren der Fall war.

Wenn ich mir alleine die Arbeitsbelastungen anschaue - wie das in meinem Job innerhalb von 5 Jahren gestiegen ist.
Und das beobachte ich nicht nur bei mir - sondern überall. Mein Mann arbeitet in der Pflege - dort ist das wirklich extrem. Aber auch sonst in eigentlich allen Branchen, immer mehr, schneller - nicht die Arbeitszeit wird mehr, aber was in dieser Zeit geleistet werden muss.

Nicht nur im Job - auch im Privaten scheint für viele Leute ein Event das nächste zu jagen.
Höher, schneller....

Irgendwo hab ich mal eine Geschichte gelesen - ich glaub von einem Indianer - der sich einfach hingesetzt hat und sitzen geblieben ist. Als man ihn gefragt hat, warum er da sitzt meinte er, er warte auf seine Seele, die ist nicht mehr hinterher gekommen.

Und ja, ich glaub genau dieses in sich selber zur Ruhe kommen - man kann es gerne die Seele wieder hinterher kommen lassen nennen - ich glaube genau das fehlt. Der Druck auf den Einzelnen ist schon auf die Kinder so groß.

Wundert man sich da wirklich, wenn psychische Erkrankungen zunehmen? Burnout, Depressionen - sind doch genau diese Überlastungsanzeichen.
Natürlich bekommt die nicht jeder, der tagtäglich diesem Stress ausgesetzt ist - jeder hat andere Verarbeitungsmechanismen. Aber wenn dann noch irgendwas dazu kommt, das einem aus der Bahn wirft - genau dann fehlt die Zeit, die Ruhe

fast hätte ich jetzt geschrieben wieder in die Spur zu kommen - aber genau das drückts aus. Man ist sofort neben der Spur, es darf ja gar nicht sein, das man einfach mal Zeit braucht, zum Trauern, um etwas zu verarbeiten - man muss funkionieren. Und ich glaube genau dieser Druck funktionieren zu müssen.... führt dann wieder den den Teufelskreis.

Ich für mich hab meine Arbeitszeit reduziert - vor 5 Jahren waren meine Kinder noch viel kleiner und Vollzeit ging problemlos. Aber das Tempo und die Arbeitsbelastung die jetzt ist, würde ich nicht auf Dauer schaffen. Ich hab das Glück, ich muss nicht funktionieren, ich darf mir die Zeit nehmen meine Seele wieder hinterher kommen zu lassen.
Ansonsten könnte ich wohl abwarten, bis ich in entweder einen Krankenstand oder sonstiges reinlaufen würde. Nur wieviele können das - sei es finanziell oder aus Karrieregründen...

Und die Arbeitsbelastung ist nicht überall so hoch.
Vorhin hab ich das Beispiel mit der Pflege gebracht - der Arbeitgeber von meinem Mann ist eine sehr große Klinik in Bayern - da gab es vor einige Zeit einen Kooperation mit Spanien - und arbeitslose Krankenschwester kamen um hier zu arbeiten. Von den 22 Krankenschwestern blieb genau eine (und die nur weil sie sich hier verliebt hat), aber wie meinte eine zu meinem Mann - so will sie nicht arbeiten, lieber ist sie arbeitslos in Spanien. Aber das ist keine Pflege mehr..

Gruß Dhana

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Re: Auskopplung: Zunahme psychischer Erkrankungen und höherer Krankenstand

Antwort von Birke am 04.08.2016, 22:06 Uhr

Einerseits ist es vielen Menschen bewusster geworden und sie trauen sich, bei Problemen auch mit dem Arzt darüber zu sprechen.
Ich habe mit 8 Jahren mein Trauma bekommen, damals wurde aber einfach nicht darüber gesprochen und trauern durfte ich um meine tote Mutter nicht. Habe dann gut funktioniert bis dann vor 11 Jahren eine Freundin plötzlich an einem Aneurysma starb...seitdem bin ich psychisch krank und funktioniere manchmal nur noch so, das ich gerade noch einkaufen und fürs Essen sorgen kann.
Die Arbeitsbelastung hat auch zugenommen. Mein Mann hat vor 6 Jahren bei einer Firma als Elektriker angefangen. Am Anfang war alles gut, aber es wird immer mehr erwartet und Fahrtzeiten sollen auf einmal nicht mehr zur Arbeitszeit zählen (da er jede Stunde woanders in der Stadt sein soll, würde das dann dazu führen, das er jeden Tag mind. 10 Stunden arbeitet).
A propos Krankenpflege: ich habe einen Bruder, der seit seiner Ausbildung in den Niederlanden arbeitet. In Deutschland möchte er auch nicht mehr arbeiten

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Re: Auskopplung: Zunahme psychischer Erkrankungen und höherer Krankenstand

Antwort von Muts am 05.08.2016, 12:39 Uhr

Ja, Du hast recht.
Es ist unsere viel schnell-lebigere Zeit und die größere Belastung, die in vielen Berufen da sind.
Auch unsere Kinder erleben oft sehr viel Streß- sei es der Druck in der Schule oder der "Freizeitstress", der vielen Kindern zugemutet wird- "zu ihrer Förderung".

Viele sind dauernd erreichbar, immer unter Strom und das macht mit der Zeit krank. Die einen werden körperlich krank, die anderen an der Seele.

LG Muts

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Re: Auskopplung: Zunahme psychischer Erkrankungen und höherer Krankenstand

Antwort von Liz Bennet am 05.08.2016, 14:16 Uhr

Ich denke, es ist von beidem etwas, früher wurde einiges augeblendet, während es heutzutage für alles ein Krankheitsbild und Diagnose gibt.Andererseits kommt es mir persönlich so vor, als wäre der Druck auf die Menschen hierzulande, die Sorgen größer als früher, vielleicht liegts aber auch daran, daß ich selbst in einer Heilesorgenarmer Familie aufgewachsen bin und als Erwachsene nun auch ganz andere Dinge kennengelernt habe.
Definitiv ist es so, daß es an Plätzen für Therapien mangelt und zwar extrem. Da es auch innerfamiliär gerade akutes Thema war/ist, weiß ich, daß man für stationäre Plätze auch ein Jahr wartet, bei akuten Problemen (akute Suizidgefährdung z.B.) wird man ein paar Tage zur "Krisenbewältigung" zwar aufgenommen, aber dann wieder entlassen, weil es einfach nicht genug Kapazitäten gibt. Es gibt Jugendliche und Kinder, die alle paar Wochen für ein paar Tage aufgenommen werden, aber insgesamt ein Jahr länger auf einen echten Therapieplatz warten müssen, was ein Leiden, Drama und Druck für die ganze Familien. Mir war das bis vor kurzem gar nicht so bekannt, geschweige denn bewußt.
Auch bei Erwachsene sieht es eigentlich genau so aus, es werden ein paar Pillen verschrieben, weil es nicht genug Plätze gibt, um an das Problem an sich heran zu gehen.
Zusammenfassend gesagt glaube ich, daß manchmal ein Elefant aus einer Mücke gemacht wird, andererseits daß die Zahl der psychisch Kranken tatsächlich gestiegen ist und es vorallem an Hilfe mangelt.

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