Fläschchennahrung

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Geschrieben von fusselmami am 11.04.2017, 11:59 Uhr

Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Hallo zusammen,
ich brauche mal eure Unterstützung. Ich mache gerade meine Recherche für eine Infoveranstaltung zum Thema Stillen und künstliche Säuglingsnahrung.
Ich habe zwar selber gerne gestillt, aber denke jede Frau sollte ihre eigene Entscheidung treffen ob sie Stillt oder Nahrung füttert und das hat das Umfeld zu akzeptieren. Von Überreden zum Stillen halte ich nichts.
Aber: ich finde es wird viel zu wenig Informiert. Hebammen sagen aus Prinzip meist nichts oder nur negatives zur Flaschennahrung, Klinikpersonal weiss nicht viel oder von der Industrie gesponsertes und die Industrie will einfach verkaufen, ist also nicht neutral.

Meine Frage:
1. Seit ihr über künstliche Nahrung informiert worden?
2. Wenn ja von wem? Fühlt ihr euch gut informiert?
3. Welches Thema dazu hätte euch noch interessiert bzw. worüber wünscht ihr euch mehr Infos?

Genauer Nachgefragt:
1. Wisst ihr dass Anfangsnahrung in Deutschland nicht beworben werden darf?
2. Wisst ihr das Nahrung nicht anders als chemisch angepasste Kuhmilch ist, damit der Mensch sie überhaupt verträgt? (Kuhmilch generell soll ja im ersten Lebensjahr pur nicht gegeben werden)
3. Inhaltsstoffe wie Eísen zum Beispiel (hier 12mg auf 100ml 5-7% Verwertung MM: 0,08 mg/100 g,bei etwa 70% Verwertung) viel Höher dosiert werden müssen, um den gleichen Wert zu erreichen. Man aber nicht weiss wie sich das langfristig auf den Babyorganismus auswirkt. Kurzfristig: Verdauungsprobleme

Ich danke euch für eure ehrlich Unterstützung!

lg fusselmami

 
16 Antworten:

Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von emilie.d. am 11.04.2017, 12:36 Uhr

Ja, das weiß ich. Ich würde mich selbst aber auch eher als gut informiert einsortieren.
Ich habe ganz viel im Forum hier gelernt und mich dann selbst durch die Inhaltsstoffe der einzelnen Hersteller gelesen. Bzw. GINI Studie gelesen und auf Pubmed Artikel zu Baby formula.

Meine Erfahrung deckt sich mit Deiner. KiÄ, Hebammen kennen sich wenig mit Flaschennahrung aus. Wissen übers Stillen finde ich auch recht begrenzt.

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von Ingata am 11.04.2017, 15:46 Uhr

Huhu,

diesen Erfahrungen kann ich mich überhaupt nicht anschließen, obwohl wir am Popo der Welt wohnen.

Meine Hebamme hat im Geburtsvorbereitungskurs jeweils einen ganzen Abend dem Stillen bzw. dem danach der Flaschennahrung gewidmet. Fakten, Infos, mögliche Probleme, mögliche Lösungen bzw. Anlaufstellen...
Habe mich sehr gut informiert gefühlt und dir Dinge, die du oben erwähntest waren danach definitiv bekannt.

Schade, dass das anscheinend nicht überall so ist.

Lg

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von emilie.d. am 11.04.2017, 21:04 Uhr

Puh, da könnte ich ein Buch schreiben, was für ein Quark zum Teil sogar im KH erzählt wird.
Mindestens zwei h müssen zwischen zwei Stillmahlzeiten liegen, sonst können die Brüste sich nicht wieder auffüllen. Keine blähenden Speisen essen, nichts Scharfes. Viel essen, um die Milchbildung zu fördern. Möglichst viel trinken, um die Milchbildung zu fördern.
Auf keinen Fall Baby nuckeln lassen, weil das wunde Brustwarzen macht. Schnuller geben. Mindestens in zwei verschiedenen Stillpositionen stillen, sonst wird die Brust nicht ausreichend stimuliert, besser drei. Wiegeproben machen.
Es ist egal, ob man HA oder Pre gibt. Es ist egal, welche Pre man gibt. Es ist egal, welche HA man gibt. Wenn die Trinkabstände kürzer werden, sollte man auf eine 1 er wechseln. Wenn Kind schlecht zunimmt, sollte man auf eine 1er wechseln und frühzeitig mit Beikost anfangen. Bei Verstopfung eines Babys Joghurt geben. Wenn mit fünf Monaten noch nicht viel Beikost gegessen wird, süße Sachen geben.
Usw. usw.....

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von jlika am 13.04.2017, 13:42 Uhr

Hallo,

Hier im Forum bekommt man durchaus hilfreiche Tips und es werden auch zw. den Pre- Milchen Vergleiche angestellt, für und wider besprochen ohne dass man sich genötigt fühlt , dies oder das zu kaufen

Was das Thema Stillen anbelangt...Ich bin ein gebranntes Kind. Alle drei Kinder haben nicht an der Brust getrunken. Das hatte ganz unterschiedliche Gründe. Ich hab bei allen abgepumpt und die Milch versiegte immer nach spätestens 12 Wochen komplett. Ich musste schon nach 3 Wochen zufüttern, weil die Menge nicht ausreichte. Ich fühlte mich aber auch von den Hebammen nicht genügend unterstützt.

Das Meiste, bis auf die "Eisengeschichte, wusste ich bereits.

Dennoch muss ich sagen, stört mich die Formulierung: chemisch angepasste Kuhmilch. Klar ist das industriell hergestellt. Aber welche Alternative gibt es denn? Ich hab das Gefühl bei deiner Formulierung, ich hätte meinem Kind etwas " Schlechtes" gegeben. Das ist ein heißes Thema. Gerade die Mütter, die gerne gestillt hätten und es nicht geklappt hat, könnten sich von derartigen Vergleichen "Pre vs Stillen" vor den Kopf gestoßen fühlen. In dem Moment wo über beides gesprochen wird, schneidet die Pre immer schlechter ab. Muttermilch ist nun mal das Beste fürs Kind. Aber leider ist man alternativlos, wenn es nicht klappt. Auch wenn dies nicht deine Intention ist...es musste raus....

Lg Jlika



Jlika

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von tini80 am 13.04.2017, 16:49 Uhr

Im GVK wurde am "Still- und Flaschenabend" komplett nur aufs Stillen eingegangen.

Über die Anfangsnahrung informiert habe ich mich ehrlich gesagt im Internet und auch bei einer lieben Freundin, die auf Grund einer Schilddrüsenerkrankung bei beiden Kindern keinen Milcheinschuss hatte, und somit auf -wie du es nennst- künstliche Nahrung angewiesen war (soviel zum Thema jede Frau kann stillen).

Ich würde mir eine sachlichere Info bzgl Stillen und Fläschchen wünschen. Ich empfinde es in Deutschland sehr moralisch, sehr dogmatisch - wohingegen z.B. in Italien die Frauen das Thema pragmatischer sehen und ganz oft nach drei Monaten abstillen, eben weil sie nach drei Monaten - oft in Vollzeit- wieder arbeiten und gerade im Süden dann meist Oma oder Großtante das Baby betreuen. Natürlich gibt man dann Flaschennahrung und quält sich nicht noch neben der Arbeit und dem Haushalt mit Abpumpen oder so.
Ich will damit nicht sagen, dass ich Stillgegnerin bin, ganz und gar nicht - nur ist mir die moralische Keule hier einfach zuwider.
Im Pekip hat mir eine Mutter erzählt, dass in ihrem Krankenhaus die stillenden Mütter ständig mit Wasser und Tee versorgt wurden, gratis natürlich, während Mütter mit Fläschchen selber ihre Getränke kaufen mussten. So etwas macht mich sprachlos.

Deine Punkte bei "Genauer Nachgefragt" weiß ich alles.

Was ich mir wünschen würde: Ich persönlich bin locker auf das Thema Stillen zugegangen und es hat auch von Anfang an super geklappt! Nur hatte ich nach 2 Wochen aus heiterem Himmel eine sehr sehr schwere Brustentzündung. 40 Grad Fieber, noch mal 10 Tage Krankenhaus. Ich war noch nie im Leben so krank. Da ich unglaubliche Schmerzen hatte, und tolle, SACHLICHE ! Hebammen, entschied ich schweren Herzens und mit Hilfe des Hebammenteams im Kh, radikal abzustillen. Es gab in MEINER Situation einfach keine andere Lösung. Noch wochenlang danach war ich wackelig auf den Beinen - war ja nebenbei auch noch im Wochenbett ;-)

Deshalb bin ich persönlich froh, dass es so hochentwickelte Pre-Nahrung gibt, die man -sorry- OHNE SCHLECHTEM GEWISSEN- füttern kann. Anstatt ständig zu betonen, dass Stillen "das Beste" ist, sollten wir froh sein, dass es für solche Situationen diese Pre gibt! Es steht uns allen nicht zu, das schlecht zu reden - ich würde mir da viel mehr Sachlichkeit wünschen.

Und noch etwas: Wie gesagt - ich war dem Stillen gegenüber sehr aufgeschlossen, es klappte gut, ich hatte im Kh auch Glück, dass einige der Säuglingsschwestern sich wunderbar mit dem Anlegen usw. auskannten. Nur empfinde ich es heutzutage als Panikmache, dass man ständig zur Stillberatung rät. Eine schwangere Freundin hat noch vor der Hebammensuche eine Stillberatung gesucht. Ich habe das Gefühl, hier herrscht die Meinung, ohne Stillberatung auf keinen Fall stillen zu können. Dass man eine Beratung aufsucht, wenn es Probleme gibt, ist selbstverständlich - aber irgendwie scheint es mir, als wäre die Stillberatung eine Art "Stillgöttin", ohne der nichts geht.

Was mir etwas sauer aufstößt, ist eben dieses "Stillen um JEDEN Preis" - was man da manchmal im Netz liest - ein Baby, was man ja normalerweise nicht schreien lässt, v. A. die Verfechter des Attachment Parenting. Aber wenn das Stillen nicht klappt, oder zeitweise schwierig ist oder oder oder ---- hat man kein Problem damit, dass das Kind brüllt oder tagelang schreit. Hatte mal was gelesen, wo sich eine stillende Mutter mit ihrem seit Tagen brüllenden, kaum trinkenende Kind zur Überwachung ins Kh einliefern lassen wollte, anstatt wenigstens mal es probieren, mit einer Flasche Wasser oder Pre zu füttern. Das wäre -natürlich- nicht in Frage gekommen. Diese ganzen Anwandlungen finde ich persönlich sehr bedenklich.

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von emilie.d. am 13.04.2017, 17:32 Uhr

Aber sachlich gesehen ist Pre viel schlechter. Ich konnte meinen ältesten Sohn auch nicht vollstillen, ich bin da beileibe keine dogmatische "Pre kommt nicht über die Lippen meines Kindes". Aber z.B. in einem Schub, so wie Du es schreibst, auszuprobieren, ob mit Pre das Kind weniger schreit, ist ein sauschlechter Rat. Die Brust wird noch weniger stimuliert, gerade junge Säuglinge stillen sich ganz schnell zur Flasche hin ab.
Und die Allergieprophylaxe ist für die Katz, wenn man Kontakt zu dem Kuhmilcheiweiß hatte. Ich verstehe, dass es einem weh tut, wenn man seinem Kind da nicht das Optimalste bieten konnte. Und es immer wieder Salz in die Wunde streut, wenn man das wieder aufs Butterbrot geschmiert bekommt. Ich war in der Situation. Aber es ändert doch an der Sachlage nichts. Zu sagen "Ach, Pre ist doch vergleichbar oder genauso gut." ist einfach Quatsch und hat mich deshalb auch nicht getröstet. Wir sind in meiner Familie genetisch vorbelastet (mein Mann glücklicherweise nicht) mit Neurodermitis, Heuschnupfen und Reizdarm. Das begleitet einen ein ganzes Leben. Mir persönlich wäre es da relativ egal gewesen, ob die ersten Monate oder Wochen stillen ein bisschen schwierig geworden wären.

Stillberatung ist deshalb so wichtig geworden, weil unsere Gesellschaft erst seit den 80ern das Stillen wieder lernt. Die Vorbilder fehlen. Es ist z.B. ganz unproblematisch zu arbeiten und z.B. nur abends und morgens zu stillen bzw. nachts. Mache ich auch. Es ist aber bei vielen im Kopf drin, dass man abgestillt haben muss, weil man sonst Milchstau bekommt. Oder die Brust sich nicht darauf einstellt, nur zweimal täglich Milch zu geben. Und viele wissen nicht, dass es fatal ist, im Schub zuzufüttern. Da fehlt die Mutter, die sagt, "Ach, Wachstumsschub, kenne ich, da stillen sie gefühlt dauernd. Einfach anlegen, dann gibt sich der Spuk in ein paar Tagen."

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von emilie.d. am 13.04.2017, 17:41 Uhr

Ich gebe Dir recht, die Formulierung ist natürlich bewusst abwertend gewählt. Das Problem ist halt, dass viele Eltern tatsächlich Pre für vergleichbar oder relativ gleichwertig halten. Und sich die Ärzte in den Fachgesellschaften Gedanken machen, wie man das ändern könnte. Weil es wahnsinnige Kosten im Gesundheitswesen verursacht.

Ich finde nicht, dass man da auf die Gefühle von Müttern Rücksicht nehmen muss, die nicht vollstillen konnten.

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von grunz am 15.04.2017, 22:31 Uhr

Das mit den Allergien wurde früher behauptet mittlerweile sieht's da aber auch wieder anders aus: "There is weak evidence that breastfeeding, regardless of length or exclusivity, is protective for allergic disease." http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/apa.13132/pdf
und ob das Gesundheitswesen durch mehr Stillen Kosten spart? Korrelation ist nicht Kausalität und mehr haben die Studien dazu nicht zu bieten also wäre ich da vorsichtig.

"Ich finde nicht, dass man da auf die Gefühle von Müttern Rücksicht nehmen muss, die nicht vollstillen konnten." Ist das so?
Ich finde das "breast is best" mittlerweile auch mal ganz schön übers Ziel hinausschiesst. Mütter die am Boden zertört sind die sich ungeheuer stressen, weil das mit dem Stllen nicht so klappt wie sie sich das vorgestellt haben. Alles schon mehrfach gehabt im Bekanntenkreis. Das kann doch nicht der richtige Weg sein und baut doch nur Druck und Frustration auf in einer Zeit in der man sowieso gerade sehr verletzlich ist. Aus "Stillen ist das beste für's Kind" wird nämlich ganz schnell eine Ideologie "Jede gute Mutter stillt ihr Kind". Das finde ich so schade und völlig unnötig.

Informiert? Informiert war ich beim ersten Kind überhaupt nicht weder Krankenhaus noch die Nachsorgehebamme hatten irgendwas sinnvolles zum Thema Stillen oder Flaschennahrung zu sagen...

Zumindest wie man Säuglingsnahrung hygienisch zubereitet, aufbewahrt usw. hätte ich nicht schlecht gefunden. Das sind so die Basics die ich am wichtigsten finde.

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von emilie.d. am 16.04.2017, 0:13 Uhr

http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/061-016.html

In Deinem geposteten link wird außerdem doch auch festgestellt, dass Stillen vor Allergien schütze. Wenn die Datenlage dafür auch schwach sei.

Gestillte Kinder erkranken seltener an Infektionen der oberen Atemwege, des Verdauungstraktes, an Mittelohrentzündungen. Frühgeborene, die keine Muttermilch per Magensonde bekommen, leiden häufiger an NEC. Das ist unstreitig, deshalb betreiben einige Kliniken Muttermilchbanken.

Ich kann nur für mich sprechen, ich war nicht frustriert, weil von außen an mich herangetragen wurde, "Jede gute Mutter stillt ihr Kind." Ich halte es neben Impfen für die beste Prävention gegen Erkrankungen, die man machen kann und dementsprechend hätte ich mir das für meinen ältesten Sohn auch gewünscht. Hat halt nicht geklappt.

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von grunz am 16.04.2017, 9:03 Uhr

Na ja:" There is low to very low grade quality evidence that breastfeeding is associated with a reduced risk of allergic rhinitis in children up to 5 years of age and eczema in children up to 2 years of age.

No association was found between breastfeeding and food allergy"
Für mich ist das n Satz mit x also nix ;-)

Für frühgeborene und Entwicklungsländer (Stichwort Hygiene) ist die Datenlage klar. Aber was ist mit dem Rest? Bei reifgeborenen in den industrialisierten Ländern sieht die Sache doch wieder ganz anders aus.

Was mich einfach stört beim Stichwort Aufklärung ist das man nicht ehrlich ist was die Datenlage angeht und die ist einfach verdammt schlecht. Deswegen sollte man auch ehrlich sagen "könnte sein wir wissen es aber nicht". Stattdessen wird in Bezug auf das Stillen aber alles als bewiesene Tatsache hingestellt.

Mir fehlt da einfach die Objektivität und das finde ich schade. Für mich beschädigt das auch die Glaubwürdigkeit dieser ganzen "breast is best" Kampagnen.

Frohe Ostern ;-)

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von emilie.d. am 16.04.2017, 11:01 Uhr

Für was ist Deiner Meinung nach die Datenlage schlecht? Meinst Du nur Allergien oder auch Mittelohrentzündungen usw.?
In "meinem link", Leitlinie der DGAKI (allergische Erkrankungen) wurden über 100 Artikel aus der Cochrane Datenbank und Medline ausgewertet und die postulieren einen Zusammenhang. Sprich. red. Risiko bei 4 Monate vollstillen. Du hast aber recht, dass die Datenlage relativ dünn ist. Das liegt aber daran, dass man sich eine multifaktorielle Erkrankung ansieht und dazu keine doppel verblindeten randomisierten Studien hat.

Bei den "einfachen" Erkrankungen wie z.B. NEC ist die Datenlage eindeutig und betrifft natürlich auch die Industrieländer. Bei uns sterben die Frühchen genauso daran bzw. werden operiert deswegen.

Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass bei den multifaktoriellen Erkrankungen wie Diabetes, Allergien, Brustkrebs, Ovarialkrebs bei Frauen usw. nach Auswertung der vorliegenden Studien eine Korrelation gefunden wurde, aufgrund dessen man 4 Monate Vollstillen empfielt. Das dies aber letztlich einen kausalen Zusammenhang nicht zweifelsfrei belegt.

Dass auf der anderen Seite bei den "einfachen" Erkrankungen wie verzögerte Rückbildung, Magen-Darm Infekte, Mittelohrentzündungen, Bronchitis, NEC usw. ein kausaler Zusammenhang zweifelsfrei belegt ist.

So wie Du es darstellst ("Könnte sein, wir wissen es aber nicht.") ist es ja nun nicht. Aus den Tiermodellen heraus versteht man schon etwas, wie das IS in der Entwicklung über die Darmfauna moduliert wird. Das beim Menschen nachzuweisen ist schwer. Aus den Stuhlproben weiß man, dass der Darm von Flaschenkindern mit Bakterien besiedelt ist, die sich wahrscheinlich nachteilig auswirken. Um das erschlagend zu beweisen, müsste man aber wie bei den Mäusen und Schweinen auch randomisiert Muttermilch oder Formula geben, Biopsien machen und langzeit nachverfolgen, wie und wie schwer sich Allergien entwickeln. Das geht ethisch nicht. Also hast Du immer einen bias in den Beobachtungsstudien.
Für eine HA Nahrung konnte in der GINi Studie ein pos. Effekt gezeigt werden, was ebenfalls für einen protektiven Effekt von Mumi spricht. Zum Übergewicht, Koletzko hatte vor ein paar Jahren eine Studie veröffentlicht, wo schon ein erhöhter Eiweißgehalt im erlaubten range von Pre zu einem erhöhten Risiko für Übergewicht führt (Studie war randomisiert). Auch das spricht dafür, dass Mumi protektiv wirkt.

Um das noch einmal deutlich zu sagen, weil das aus meinen Beiträgen vielleicht nicht so rausspricht. Ich finde, dass man den Wunsch einer Frau nicht Stillen zu wollen ohne wenn und aber zu akzeptieren hat. Und ich bin die letzte, die im Wochenbett einer Frau aufs Buttebrot schmiert, dass Mumi aber besser ist als Pre. Wenn es aber um reine Aufklärung geht, finde ich es wichtig, die Vorteile für Mutter und Kind darzustellen. Dann zu argumentieren, dass das alle Frauen, die nicht stillen konnten, verletzt, finde ich schräg.

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von grunz am 16.04.2017, 16:04 Uhr

Ich finde man muss differenzieren.
Auswirkungen auf Frühchen, auf Mütter, auf Kinder in Entwicklungsländern und auf Kinder in industrialisierten Ländern.

Ich finde für letztere Gruppe sind die Vorteile wenig bis gar nicht nachweisbar. Auf der anderen Seite finde ich schon das Mütter unter Druck gesetzt werden und viele kämpfen mit Schuldgefühlen - wenn es eben nicht so läuft. Weil sie denken sie hätten ihren Kindern sonst was vorenthalten. Ich finde das ist ein ganz reales Problem obwohl es dafür bei der Datenlage aber eigentlich keinen besonderen Grund gibt.

Man kann das Stillen propagieren und trotzdem auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Stattdessen hatte und habe ich oft das Gefühl, dass Muttermilch glorifiziert wird wie ne Art magischer Trank ;-)

Dabei haben wir in D nicht das Problem das die Frauen nicht stillen wollen - die meisten fangen an und geben dann auf. Was bringen also irgendwelche zusätzlichen Infos zu Stillvorteilen? An der Durchführung und am dabeibleiben haperts darauf sollte man sich meiner Meinung nach eher konzentrieren.

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von emilie.d. am 16.04.2017, 22:07 Uhr

Wenn für Kinder in industrialisierten Ländern die Vorteile wenig bis gar nicht nachweisbar sind, warum investieren sämtliche westl. Länder darin, die Stillquoten zu erhöhen? Schweden leistet sich sogar ein Stillquotenmonitoring.
Irren FKE, DGE, DGGG, ACOG, CDC alle miteinander?
Wie ich schon geschrieben habe, es gibt Effekte, bei denen man sich über die Stärke der Evidenz streiten kann. Dass aber, um mal ein Beispiel zu nennen, Frauen im Wochenbett noch einmal im KH am Oxytocin-Tropf landen (schlechte Rückbildung), gibt es bei stillenden Müttern z.B. praktisch nicht. Koliken betreffen Flaschenkinder viel stärker, ebenso Infektionskrankheiten.
In Deutschland stillen ca. 20 % primär ab. Nach vier Monaten sind etwa die Hälfte aller Kinder abgestillt. Barrieren fürs Stillen sind der sozio-ökonomische Status, Bildung, Fehlinformationen und soziale Normen. Es lohnt sich also, in Information und Aufklärung zu investieren. Immer mehr werden dabei auch die Väter mit einbezogen, weil die zum Teil keinen unerheblichen Einfluss darauf haben, ob und wie lange gestillt wird.

Dass wir eine bessere Unterstützung von Frauen beim Stillen brauchen, sehe ich auch so.

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von grunz am 17.04.2017, 21:26 Uhr

Klar hast du positive Auswirkungen auf Mütter. Aber keine Mutter wird ein schlechtes Gewissen haben weil sie sich selbst was gutes vorenthalten hat.

Du hast bei reif geboren Säuglingen in Industrieländern prozentual ein etwas höheres Risiko für Infekte im ersten Lebensjahr. Mehr ist es nicht alles andere sind methodisch fehlerhafte Studien und Vermutungen.

Ich weiß noch wie ich mich beim ersten Kind gestresst habe, weil in dem tollen Flyer vom Krankenhaus von Allergieprävention, Übergewicht, höherer IQ, Diabetes und was weiß ich nicht noch allem die Rede war. Nachdem das mit dem Stillen nicht hingehauen hat hab ich monatelang abgepumpt der totale Horror.

Irgendwann hab ich mir die Studienlage dazu mal angeschaut und war erschrocken wie wenig Substanz dahinter steckt. Ich hab mich tierisch geärgert stimmt nicht ich ärger mich immer noch ;-) seitdem Frage ich mich wieviele Frauen sich noch so stressen wie ich wegen ja wegen nix und wieder nix.

Wenn schon Information und Aufklärung dann doch bitte bei den Tatsachen bleiben und unbewiesene Vermutungen auch als solche kenntlich machen.

Warum sich diese ganzen Organisationen fürs Stillen einsetzen? Warum nicht Stillen hat ja Vorteile nur eben nicht so viele wie immer behauptet wird. Keine Ahnung vielleicht kommt ja in paar Jahren noch was bahnbrechendes raus.

Bis dahin werde ich mich wohl weiter ärgern weil ich so bescheuert war ;-)

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von emilie.d. am 17.04.2017, 23:03 Uhr

Mir geht es nicht darum, Müttern ein schlechtes Gewissen einzureden. Aber so wie ich Dich verstehe, bist Du wütend, weil Du Dich mit Pumpstillen gequält hast und im Nachhinein für Dich feststellst, dass Du das nie gemacht hättest, wenn Du vorher gewusst hättest, dass es für einige Vorteile beim Kind keine kausalen Belege gibt.
Ja, prinzipiell kann ich Dir da Recht geben. Das sollte in Flyern besser kenntlich gemacht werden. Was aber belegte Vorteile sind und was nicht, da sind wir unterschiedlicher Meinung.
Weder Du noch ich können die Studienlage dazu beurteilen. Ich kann in Pubmed "breast feeding respiratory infections" eingeben und mir einige Studien anschauen. Bewerten und einsortieren kann ich sie nicht, mal abgesehen, dass wir hier von tausenden Artikeln sprechen. Das kann ich noch nicht mal auf meinem Fachgebiet ausreichend gut.
Was bleibt, ist also sich die Leitlinien von Organisationen verschiedener Länder anzuschauen bzw. die dort zitierten Artikel. Ich wiederhole mich, aber ich teile Deine Einschätzung da nicht. Eine Korrelation ist kein kausaler Zusammenhang, aber je nach Konfidenz und Studiendesign weit entfernt von bloßen Vermutungen. Va wenn es sich um große Metastudien handelt. Und wie schon geschrieben hat man daneben die Tiermodelle, wo man nachvollziehen kann, warum Muttermilch wahrscheinlich präventive Effekte hat. Wenn man an Allegien denkt eben z.B. beschleunigte Darmreifung, schließen der Tight Junctions, Signalling über das IgA und die Cytokine. Und man hat die Studien mit Baby Formula (Probiotika, Prebiotika, LCP, verschiedene Proteingehalte), wo man eben auch präventive Effekte beobachtet.
Die Effekte bei den Infektionskrankheiten findet man nicht bloß im ersten Jahr, sondern auch nach Abstillen in den Folgejahren.

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Re: Brauch mal eure hilfe und Auskunft...

Antwort von Jeckyll am 22.04.2017, 18:04 Uhr

Genauer nachgefragt: alle drei "ja"
Trotzdem kam stillen beim zweiten Kind für mich nicht mehr in Frage.

Kind und mir ging es mit meiner Entscheidung hervorragend, vor allem da sie ein spuckkind war empfand ich die das Fläschchen als gewinnbringend.

Ich finde man sollte stillen auf jeden Fall zumindest versuchen, aber wer es dann nicht mehr möchte sollte mit dieser Entscheidung akzeptiert werden. Genau so wie bei einer natürlichen Geburt.

Jeckyll

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