Ein zweites Baby kommt - doppelte Hürden

Kind küsst Mamas Bauch

© Adobe Stock, mbt_studio

Ihr Kind soll mit Geschwistern aufwachsen, weil das für Sie so toll war? Sie sind überzeugt, dass es echtes Familien-Feeling erst bei mehreren Kindern gibt? Oder sind Sie selbst ein Einzelkind und haben das immer bedauert?

Es gibt viele gute Gründe für ein zweites Baby. Freuen Sie sich auf den neuen Familienzuwachs - aber rechnen Sie auch mit Unvorhergesehenem.

Keine Schwangerschaft gleicht der anderen

Wahrscheinlich werden Sie bereits die Schwangerschaft anders erleben als Ihre erste. Beim ersten Mal war Ihnen vielleicht anfangs oft furchtbar übel - diesmal keine Spur davon. Oder Sie erwarten wieder ganz selbstverständlich, dass Sie durch den wachsenden Bauch nicht beeinträchtigt werden. Und was passiert? Sie können sich ab dem siebten Monat kaum noch bücken. Außerdem tut Ihnen das Kreuz weh, weil das Baby auf den Ischias drückt.

Sie werden sich voraussichtlich auch nicht so oft ausruhen können, wie Sie vielleicht möchten. Schließlich braucht Sie Ihr Erstgeborenes. Versuchen Sie trotzdem, ab und zu eine Ruhepause für sich herauszuschlagen. Vielleicht können Sie ja mittags mit Ihrem Kind auf dem Sofa kuscheln. Oder wenigstens am Wochenende etwas langsamer machen, wenn der Papa da ist.

Machen Sie sich auf Überraschungen gefasst

Viele Mütter gehen z.B. davon aus, dass ihr größeres Kind ja bald in den Kindergarten kommt und sie sich dann zumindest halbtags prima auf ihr Zweites konzentrieren können. In der Theorie klingt das perfekt, die Praxis sieht oft anders aus. Manchmal haut es mit dem Kigaplatz doch nicht hin. Oder Ihr großes Kind will nicht aus dem Haus, wenn es weiß, dass das Geschwisterchen bei Mama bleiben darf. Außerdem gilt: Mit einem zweiten Kind wird sich Ihr Haushalt nicht einfach um eine Person vergrößern. In vielen Bereichen vervielfältigen sich die Dinge. Erfreulicherweise gilt das aber auch für die schönen Momente. Denn das Leben mit dem Neuankömmling beinhaltet neben Trubel bestimmt viele schöne Erfahrungen und neues Glück.

Reicht´s auch, wenn wir zu viert sind?

Überlegen Sie, ob die Wohnung künftig groß genug sein wird. Platzmangel erschwert das Leben mit (kleinen) Kindern enorm. Leider ist es gerade in Städten für Familien oft schwer, eine neue, bezahlbare Wohnung zu finden. Fangen Sie daher früh mit der Suche an, vor allem, wenn Sie möglichst in Ihrem Stadtteil bleiben möchten. Ein eventuell nötiger Umzug lässt sich mit einem Kind meistens leichter durchziehen. Berechnen Sie Ihre Finanzen realistisch. Sicher können Sie beim zweiten Baby Kosten für Erstausstattung und Babykleidung einsparen. Doch wird manche Anschaffung - wie der zweite Kindersitz fürs Auto - sein müssen. Dazu kommen oft noch dickere Brocken, etwa ein größeres Auto, oder zusätzliche Betreuungskosten. Da macht es sich wirklich bezahlt, mal einen detaillierten Haushaltsplan aufzustellen.

Kann ich mein Kind auf das neue Baby vorbereiten?

Von allen Familienmitgliedern erlebt Ihr Sohn/Ihre Tochter die einschneidensten Veränderungen durch die Geburt des Geschwisterchens. Warten Sie also nicht einfach ab, bis das Baby da ist. Vieles können Sie auch einem jungen Kind schon während der Schwangerschaft erklären:

  • Erzählen Sie ihm, dass es ein Brüderchen/Schwesterchen bekommt. Der richtige Zeitpunkt ist, wenn Ihr Bauchumfang sichtbar zugenommen hat. Dann können Sie am einfachsten erklären, wie das neue Baby in Ihnen wächst. Manchmal spürt ein Kind allerdings schon sehr früh, dass sich etwas geändert hat. Dann sollten Sie in einfachen Worten darauf eingehen.
  • Beim Erklären können Bücher helfen. Ein Bildband über die Entwicklung das Ungeborenen fasziniert die meisten Kinder. Sobald sie Fotos/Zeichnungen von dem Winzling in Mamis Bauch gesehen haben, warten sie gespannt auf seine Ankunft. Sinnvoll sind auch Bilderbücher und Geschichten über das Leben mit einem Geschwisterchen.
  • Nur die Hände sind erlaubt, aber nicht mit harten Gegenständen zu werfen oder damit loszuschlagen;
  • Bleiben Sie bei der Wahrheit. Versprechen Sie z.B. nicht, dass Ihr Kind bald einen Spielkameraden haben wird. Schildern Sie die Situation lieber realistisch: "Das neue Baby braucht noch viel Hilfe. Das war bei dir auch so. Du hast geschrien und dann wussten wir, dass du Hunger hast."
  • Gelegenheit zum Üben geben: Betonen Sie, dass Sie Hilfe brauchen können, sobald das Baby da ist. Schenken Sie Ihrem Kind eine Babypuppe und die entsprechenden Utensilien und zeigen Sie ihm die richtigen Pflegegriffe.
  • Beziehen Sie Ihr Kind auch in die Vorbereitungen mit ein: Richten Sie zusammen den Schlaf- und Wickelplatz her. Suchen Sie die Babykleidung zusammen und gehen Sie gemeinsam einkaufen, wenn etwas fehlt. Fragen Sie, ob es schon ein Spielzeug an das Baby abgeben möchte (aber bitte nicht dazu drängen).
  • Selbständigkeit fördern: Betonen Sie, wie toll Sie es finden, so ein großes Kind zu haben. Aber nicht übertreiben. Sie überfordern Ihr Kind, wenn Sie z.B. Verständnis für Ihre Schwangerschaft erwarten. Ihr Kind kann durchaus auch ein wenig Extra-Schmusezeit vertragen, denn die gibt ihm die Sicherheit, auch in einer sich ändernden Situation unverändert geliebt zu werden. Bereiten Sie aber zugleich den anstehenden Rollenwechsel vor. Beziehen Sie z.B. den Papa, die Oma mehr mit ein: beim Zubettbringen, Vorlesen, Herumtoben.
  • Nicht zu viel zumuten: Stehen größere Aktionen an, etwa ein Umzug oder eine komplette Wohnungsrenovierung, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Ihr Kind kann nicht alle Veränderungen auf einmal verkraften. Es ist daher auch besser, wenn z.B. der Kindergartenstart nicht ausgerechnet genau mit der Geburt des Geschwisters zusammenfällt.
  • Ein kleines Geschenk zur Geburt des Geschwisterchens: Bitten Sie doch Verwandte und Freunde, anlässlich der Geburt Ihres Babys auch an das ältere Kind zu denken. Bekommt es ebenfalls eine Kleinigkeit geschenkt, fühlt sich nicht so benachteiligt.

Eifersucht ist ganz normal

Es wird Ihnen wahrscheinlich kaum gelingen, sie völlig zu vermeiden. Schließlich verliert das ältere Kind seine bisherigen Sonderstellung, sobald das Baby da ist. Kein Wunder, dass es sich zurück gesetzt fühlt. Übrigens hängt das Ausmaß der Eifersucht auch vom Alter der Kinder ab. Am besten scheinen sie klarzukommen, wenn der Altersunterschied nur etwa ein Jahr beträgt oder mindestens fünf. Die ganz Kleinen realisieren die Konkurrenz noch nicht wirklich. Die Größeren sind schon ziemlich gefestigt und empfinden das Baby weniger als Bedrohung.

Wie Sie am besten mit einem kleinen Eifersüchtel umgehen, lesen Sie auf der Seite "Ich mag das Baby nicht" und wie Sie später die Harmonie unter Geschwistern fördern können, erfahren Sie unter "Großer Krach, großes Glück".

Fragen zum Thema Erziehung können Sie im Forum Erziehung vom Baby- bis ins Kindergartenalter von Dipl.-Sozialpädagogin Sylvia Ubbens stellen.

Zuletzt überarbeitet: März 2019

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