Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Astrid am 26.12.2015, 10:07 Uhr

Hat mit schuld sein nichts zu tun!

Hallo,

das Verhalten Deines Sohnes ist altersgemäß und normal. Du bist also nicht schuld daran. Ich glaube, das Problem ist eher, dass Du zu wenig souverän bist. Du nimmst die normalen Loslösungstendenzen Deines Sohnes persönlich, obwohl sie das nicht sind. Kinder im sog. Selbständigkeitsalter (Trotzalter) müssen sich von der Mama etwas ablösen, sie können gar nicht anders. Das hat nichts mit Dir höchstpersönlich zu tun. Dein Sohn wünscht sich deshalb jetzt eine Mama, die nicht gleich zutiefst verletzt ist, wenn er sich mal von ihr abgrenzt und z. B. sagt "nicht liebhaben". Er lehnt Dich damit nicht ab, er macht einfach einen Entwicklungsschritt hin zu mehr Eigenständigkeit. Das darf einem als Mutter auch mal ein bissl weh tun, weil das Kind sich verändert - das ist normal.

Diesen Schritt hin zu mehr Loslösung musst Du respektieren, ihn also zum Beispiel nicht zwangs-beschmusen. Vielleicht empfindet er Dich momentan als etwas "klettig" und grenzt sich daher besonders deutlich ab. Halte Dich jetzt etwas mehr zurück, auch wenn es schwerfällt. Nur dann kann er irgendwann auch wieder von sich aus auf Dich zukommen und schmusen, auch wenn das vielleicht eine Zeitlang dauert.

Ich habe ein wenig das Gefühl, dass Du Deinen Sohn emotional sehr brauchst. Dein Partner scheint zu oft nicht da zu sein, vielleicht bekommst Du von ihm zu wenig Zärtlichkeit und Zuwendung. Dein Sohn ist aber nicht für Deine emotionalen Bedürfnisse zuständig. Es ist wirklich total wichtig, sich das klarzumachen. Sonst klammert man sich an sein Kind und ist gekränkt, wenn man von ihm nicht genug Rückmeldung oder Zärtlichkeit bekommt.

Jesper Juul sagte übrigens auch mal: "Trotzalter ist, wenn das Kind selbständig wird und die Eltern (deshalb) trotzig." Selbständigkeit des Kindes heißt aber nicht nur, dass es Dinge selbst machen möchte. Es heißt vor allem, dass es die bisherige Symbiose zwischen sich und der Mama etwas löst, zum Teil auch recht schroff. Vor allem Mütter empfinden das schnell als Ablehnung und sind gekränkt, so wie Du jetzt. Das ist aber eine ungünstige Reaktion, denn sie setzt das Kind emotional unter Druck, obwohl es nichts anderes tut, als sich normal zu entwickeln.

Ich würde jetzt zwei Dinge machen: Lass Deinen Sohn innerlich mehr los, auch wenn Dir das sehr fällt. Nimm seine scheinbare (!) Ablehnung nicht persönlich, er entwickelt sich gut und gesund.

Zum Anderen braucht er jetzt auch Führung und Halt. Seine Unentschlossenheit und sein Hin und Her zeigen, dass er eventuell von Dir zu wenig Leitung bekommt. Du bist zu Hause der Boss! Das ist Deine Rolle und Deine Verantwortung. Das heißt, Du bestimmst, was wann gemacht wird im Tagesablauf. Kleine Dinge darf er dabei selbst entscheiden, aber nur, wenn ihn das sichtlich nicht überfordert (z. B. Kleidungswahl aus zwei vorgegebenen Alternativen).

Manche Mütter trauen sich nicht, ihre Führungsrolle zu übernehmen. Das verunsichert Kinder aber total, denn sie sind völlig damit überfordert, wenn sie alles mitentscheiden sollen.

LG

 
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