Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Luna3 am 25.03.2014, 14:27 Uhr

Brauche Rat - 3,5jähriger Wirbelwind.

Ich benötige Rat wegen meines Sohnes. Er ist 3,5 Jahre alt und das dritte von 4 Kindern.
Er ist ein süßer Kerl, sehr intelligent und liebenswert. Allerdings haben wir das Problem, dass er schlichtweg nicht hört und grundsätzlich nicht das tut, was man von ihm verlangt. In der Kita sollen sie sich anziehen - er sitzt auf der Bank und singt und träumt. Wenn dann alle angezogen sind und rausgehen wollen, fängt er vielleicht (!) an, sich anzuziehen und rennt hinterher. Oder er fängt an zu weinen, er könne sich nicht anziehen. Oftmals wird er dann auch von den Erzieherinnen angezogen. Zu Hause ziehe ich zuerst den kleinen Bruder (1 Jahr) an. Wenn Junior bis dahin noch nicht fertig ist, helfe ich ihm, das klappt eigentlich problemlos. Ich mach da auch nicht so einen Stress. Wenn genügend Zeit ist, bestehe ich darauf, dass er sich allein anzieht. Ist die Zeit jedoch knapp oder der kleine Bruder würde sich in der Zwischenzeit "zu Tode schwitzen", helfe ich nach.
Es ist irgendwie immer so, dass er einfach nicht das macht, was von ihm verlangt wird. Er ist ein Wildfang, sehr aktiv und lebhaft. Neulich im Einkaufscenter rannte er los. Mein Mann rief "Warte!", er hörte nicht und rannte frontal gegen eine Glastür. Da war das Geschrei natürlich groß, es tat verdammt weh. So ist es ständig. Egal, was man sagt, er hört nicht. Ich reagiere meist sofort, lasse es also nicht durchgehen. Wenn er z.B. zu Hause schon die Haustür aufmacht und hinausrennen möchte, obwohl ich gesagt habe, dass sie noch zu bleibt, hole ich ihn sofort zurück.Trotzdem ist es auf Dauer super anstrengend, wenn er NIE hört. In der Kita meinen die Erzieherinnen, dass sie ihn von Ausflügen ausschliessen würden, weil er eben nicht hört. Das fände ich sehr schade.
Ich weiß nicht so recht, wo ich ansetzen soll. Wenn ich mich mit ihm darüber unterhalte, ihm sage, dass das nicht in Ordnung war, dann wirkt er immer so, als würde er es verstehen. Er schmust dann und drückt mich und sagt: "Ich bin jetzt wieder lieb, ich höre jetzt auch!".
Ich habe überlegt, eine Belohnungstafel aufzuhängen und gutes Verhalten mit Smilies zu belohnen. Allerdings kann ich ihn dann nachmittags für das Verhalten in der Kita nicht mehr bestrafen, das versteht er nicht, denn jetzt ist er ja artig (seine Aussage).
Ein anderes Problem ist, dass er ziemlich oft Dinge einfch verweigert, die er partout nicht machen möchte. Gestern wollten wir zum Fotograf. Ich hab es ihm lange vorher erklärt. Er ließ sich auch stolz schick machen, aber kaum beim Fotograf angekommen, wollte er nicht fotografiert werden. Weder mit uns als Familie noch mit seinen Geschwistern noch allein. Der Fotograf hat sich wirklich sehr bemüht, aber keine Chance. Er wollte es nicht, hat gebockt und gebrüllt, als würde man ihm etwas antun. Das hat mich dann auch sehr geärgert.
Oder ein anderes Thema: er möchte gern zum Kinderturnen. Ich weiß nicht, wie oft ich mit ihm schon da war. Jedenfalls saßen wir immer nur am Rand, mitgemacht hat er noch kein einziges Mal. Es sind auch Kinder seiner Kindergartengruppe da, oft ermuntern sie ihn, mitzumachen, aber es klappt nicht. Ich weiß nicht, ob er sich nicht traut oder warum er sonst nicht mitmacht. Eigentlich möchte er ja. Wir gehen hin, er zieht sich auch um und dann macht er wieder nicht mit. Wenn er grundsätzlich nicht wollte, würde er doch gleich sagen, er will nicht zum Sport. Ich bin langsam ratlos.
In der Kita gibt es ähnliche Situationen: er tanzt mit den anderen Kindern zu einem Lied, aber dann schaut ihn eine Erzieherin an (oder spricht ihn an, z.B. beim Lied "1,2,3 im Sauseschritt") und er hört auf zu tanzen, setzt sich auf die Bank und möchte nicht mehr mitmachen. Er fängt an zu weinen, sagt, er hätte Fieber. Die Erzieherinnen meinen, er würde sich in dem Moment nicht mehr trauen, weiter zu machen, es wäre also Schüchternheit. Aber ich weiß nicht so recht. Auf der anderen Seite macht er oft den coolen Max.
Er ist in einer altersgemischten Gruppe mit Kindern zwischen 3 und 6 Jahren, er ist fast der Jüngste. Er kam aus einer kleinen Krippengruppe mit sehr liebevollen Erzieherinnen in diese mit 28 Kindern doch recht große Gruppe und hatte von Beginn an Mühe, sich einzuleben. Ich war der Meinung, so langsam hätte er es geschafft. Laut Erzieherinnen hat er jedoch keine Freunde dort, er spielt viel für sich allein oder mit einem Mädchen, dass er aus der Krippe kennt. Ich habe schon oft mitbekommen, dass er von den anderen Kindern geärgert wird, sie rufen "Bummel-(Vorname)", weil er immer der letzte ist.
Nachts schläft er oft unruhig, er verarbeitet viel im Schlaf. Und je mehr Druck wir auf ihn ausüben bezüglich des Hören-Müssens, umso schlimmer sind die Nächte. Wenn es zu viel Druck für ihn wird, fängt er an zu stottern, so schlimm, dass er manchmal kein Wort mehr herausbekommt. Dann weint er wieder und sagt "Ich kann nicht mehr sprechen." oder "Mein Mund spricht nicht ordentlich.". Das tut mir dann total leid, ihn so leiden zu sehen.
Die lieben Großeltern bedrängen mich ständig, dass es so nicht weiter ginge, er müsse hören, er würde sonst die ganze Familie terrorisieren. Vor einigen Monaten ist es dort eskaliert, seitdem haben sie uns nicht mehr gesehen. Sie meinen, er wäre verwöhnt, da er nach zwei Mädchen der erste Junge war, er müsse mal welche hinter die Ohren bekommen usw., was die ältere Generation eben so sagt.
Vielleicht hat jemand Tipps für mich, wie man ihm liebevoll (vielleicht mit einem Belohnungssystem) beibringen kann, dass bestimmte Sachen einfach befolgt werden müssen. Ich glaube auch nicht wirklich, dass er mit Absicht nicht hört. Ich erkläre ihm sehr oft, was passieren kann, wenn er bestimmte Sachen nicht befolgt und trotzdem klappt es beim nächsten Mal wieder nicht.
Ich habe mich auch schon an die örtliche Erziehungsberatungsstelle gewandt, allerdings bekomme ich erst im April einen Anruf mit einem Termin. Ich würde gern vorher etwas ändern. Ich wäre sehr dankbar für Tipps und Ratschläge.

 
4 Antworten:

Re: Brauche Rat - 3,5jähriger Wirbelwind.

Antwort von kanja am 25.03.2014, 18:13 Uhr

Hallo,

dein Text ist sehr anstrengend zu lesen, sorry. Ich lese aber heraus, dass dein Sohn dir große Sorgen macht.

Das meiste, was ich lese, finde ich absolut normal für einen Dreijährigen. Absolut normal.

Mein Sohn hat in dem Alter und auch noch länger Dinge wie Fotografen, Kinderturnen, Zahnarzt, Fahrradfahrenlernen etc. verweigert.
Wenn ER so weit war, hat es geklappt, ansonsten mit viel gutem Zureden nicht.

Er hat im ersten Kindergartenjahr auch lange das Anziehen der Matschklamotten für den Garten verweigert, obwohl der Garten sein Allerliebstes war. Oft saß er noch mit einer Erzieherin in der Garderobe, wenn ich zum Abholen kam ...... Irgendwann konnte er es dann. Im Nachhinein betrachtet lag es wohl daran, dass ich - wie du! - zuhause halt geholfen habe, wenn es schnell gehen musste.
Meine Tochter war im Kindergarten, im Ballett, in der Musikschule auch bekannt für ihre Langsamkeit - sie war IMMER die Letzte, die fertig war und raus ging!

Das Weglaufen müsst Ihr natürlich in den Griff bekommen. Am besten dadurch, dass du Situationen, in denen du schon vorher weißt, dass er evtl. wegrennen könnte, gleich von vornherein entschärfst. D.h. nicht erst aus der Tür rennen lassen, sondern z.B. gleich an der Hand nehmen.
In unserem Kindergarten mussten die etwas schwerer zu händelnden Kinder bei Ausflügen an der Hand der Erzieherin gehen. Da wurde nie ein Kind zuhause gelassen, so weit mir bekannt ist.

Auch mein Sohn hat nachts immer Dinge verarbeitet, die ihn beschäftigt haben und hat in schwierigen Phasen immer im Elternbett geschlafen.

Ich würde dir - noch vor der Erziehungsberatung, die natürlich nicht schaden kann, sofern sie was taugt - dringend raten, den Druck rauszunehmen. Nicht auf Großeltern zu hören, sondern dein Kind so zu nehmen, wie es ist!!! Er ist drei, er ist ein lebhafter Junge. Dass er schon so unter Druck ist, dass er anfängt zu stottern, finde ich sehr, sehr heftig.

lg Anja

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Re: Brauche Rat - 3,5jähriger Wirbelwind.

Antwort von Birgit67 am 26.03.2014, 9:51 Uhr

zum Teil war mein 2. Sohn auch so - ein Wirbelwind mit ständig Flausen im Kopf und was er nicht wollte wollte er auch nicht egal was man ihm versprochen hat - also habe ich aufgehört ihn von Dingen zu überzeugen die meiner Meinung nach für ihn gut waren er aber nicht wollte.

Er durfte seine Erfahrungen selber machen - auch wenn es mir schwer viel - sei es das Klettern auf Bäumen oder eines Kletterturms oder anderes - wenn er es alleine schaffte war er stolz wie Oskar - geholfen habe ich nicht und manchmal hat er sich ordentlich weh getan wenn er sich übernommen hatte - so lernte er aber was kann ich was kann ich nicht.

Altersgemischte Gruppen waren doch früher normal - die Kinder kamen mit 3 in den Kindergarten in die Gruppe wo auch die Vorschüler mit ihren 5/6 Jahren mit drin waren - die Großen übernahmen immer eine Patenschaft für die neuen in der Gruppe (ich glaube früher war vieles einfacher als die Kinder erst mit 3 in den Kindergarten kamen).

Würde er denn mitturnen wenn Du mit ihm zu den Geräten gehen würdest??? Mei Großer z.B. brauchte das - ohne mich machte er gar nichts - es dauerte ziemlich lange bis er selber was machte ohne dass ich mit musste - ich glaube da war er bereits 5 oder 6 Jahre bis es klappte.

Er hat zwei ältere Schwestern - wenn man ein Geschwisterteil hat das älter ist ist es schon schwer genug für die jüngeren - aber dann auch noch gegen 2 Mädchen - das ist der Horror für die Jungs und dann noch ein jüngeres Geschwisterchen auf das man Rücksicht nehmen muss - ist einfach schwer für den kleinen Kopf.

Versuche versch. Dinge einfach zu akzeptieren dass es so bei ihm ist - alles andere wie das Weglaufen einfach immer wieder erklären - mein 2. sohn hat es gelernt als er mal wieder davonsprang über eine kleine Nebenstraße ich hörte schon das Auto - er hielt nicht an ich war zu weit weg - aber zum Glück kam auf der anderen Seite eine Frau die Schnappte meinen und hielt ihn an - es wäre ein Geländewagen gewesen - er war extrem erschrocken - aber ich glaube mehr weil ihn plötzlich eine fremde Frau von den Beinen riss - aber von dem Moment an hörte er besser wenn ich Stopp rief - wir konnten uns auch darauf einigen - wenn ich Stopp rief wusste er dass es gefährlich ist - und hielt dann auch an .

Oder er kam einfach von anfang an an die Hand ob es ihm passte oder nicht bis die Gefahrenstelle überwunden war - dann konnte er wieder frei durchs Gelände Toben und dann war es mir egal ob er den direkten oder indirekten Weg wählte.

einfach dranbleiben und erklären immer wieder - das kommt schon an und wird irgendwann umgesetzt.

Wenn Du Dir aber wirklich nicht mehr zu helfen weist dann geh zu einer Erziehungsberatung - Caritas bietet auch da sehr viel an hör dich mal um in Deiner Umgebung.

Gruß Birgit

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Re: Brauche Rat - 3,5jähriger Wirbelwind.

Antwort von Luna3 am 26.03.2014, 11:48 Uhr

Danke für deine ausführliche Antwort. Im Grunde genommen sprichst du mir aus der Seele - ich würde mein Kind liebend gern einfach so nehmen, wie es ist.
Ich warte mal ab, was bei der Erziehungsberatung herauskommt.
Zusätzlich habe ich heute Nachmittag ein Gespräch mit unserem Kinderarzt - ich bin gespannt, wie er das ganze sieht.

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Re: Brauche Rat - 3,5jähriger Wirbelwind.

Antwort von Luna3 am 26.03.2014, 11:55 Uhr

Auch dir danke für deinen ausführlichen Beitrag. Vieles, z.B. zum Thema Turnen, habe ich bereits bei den anderen Posts beantwortet.
Nur noch einmal zu den Geschwistern: zu unserer ältesten Tochter hat er ein sehr gutes Verhältnis, liegt vielleicht auch daran, weil sie sich charaktermäßig doch sehr ähneln. Die Große war als Kleinkind auch sehr trotzig, was sie nicht wollte, da ging auch kein Weg hinein.
Eigentlich wurde und wird er von beiden Schwestern immer sehr verwöhnt - ich denke nicht, dass er es furchtbar findet, zwei große Schwestern zu haben. Ich habe eher den Eindruck, dass er sie ein wenig bewundert. Er möchte am liebsten auch schon so groß sein, in die Schule gehen usw..

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