Rund um die Erziehung

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Geschrieben von sileick am 07.01.2015, 22:27 Uhr

ANSTRENGEND!!!!!!

Ich hab so viel im Kopf, versuche es so kurz wie möglich zu halten. ;-)

Laut Dr. Posth, um den hier ja bekannterweise viele trauern, brauchen Kinder in der Zeit ab ca. 1,5 Jahren vermehrt ihren Papa, um sich gut von der sicher gebundenen Mama lösen und sowas wie ein richtiges Selbstständigkeitskonzept auch im Umgang mit anderen Menschen und Orten entwickeln zu können. Ist der Vater dafür parat? Bietet er dem Kind ein hilfreiches, einfühlsames und umsorgendes Ablösungsvorbild? Dann ist das jedenfalls schon mal gut und beruhigend.

Vielleicht aber musste Dein Kleiner sich zu schnell, zu abrupt von Dir lösen, und diese Ablösung entsprach mehr den äußeren Gegebenheiten als dem für Dein Kind nötigen Tempo? In diesem Falle reagieren viele Kinder aggressiv auf die eigentlich sehr geliebte und vertraute Mama, und vor allem gegen sie entlädt sich ihr Zorn.

Falls das sein könnte, wäre es für Dich und Deinen Sohn wunderbar, wenn Du alles mögliche NICHT gut machen würdest, damit Du Euch kleine Zeitfenster in der Wochen schaffen kannst, die Ihr nur für Euch habt und die auch genau so als Eure besondere Zeit benannt werden. Da muss dann alles andere liegenbleiben, und Du liest mit ihm, spielst mit ihm, machst einen Ausflug mit ihm etc. So kann er sehen, dass Du Dir zu bestimmten Zeiten nur und ausschließlich für ihn Zeit nimmst und seine Wünsche dann ganz wichtig sind. Dafür kann man einen einfachen Kalender nehmen und jeden Tag schauen, wann wieder MAMAUNDKINDZEIT ist und ihr Euch was Schönes vornehmen könnt, z.B. mit farbigen Büroklammern oder daran hängenden bunten Papierschnitzeln erkennbar machen, wann HEUTE ist und wann MAMAUNDKINDZEITEN sind.

Zu anderen Zeiten ist es dann für ihn vielleicht einfacher, damit zurechtzukommen, wenn Mama eben nicht immer seinen Wünschen nachkommen kann. Deine Trauer darum, dass Du das nicht kannst, solltest Du ihm zeigen. Lass ihn wissen: "Es tut mir so Leid für dich, aber das geht leider nicht...." Wenn er trotzt, sind Auszeiten das geeignete Mittel um das Problem zu verstärken. Ich würde das so nicht machen. Für DICH sind Auszeiten umso wichtiger. Da kann also im Kalender dann auch mal ein andersfarbiger Schnitzel sein, der heißt: MAMAALLEINEZEIT. In dieser Zeit willst Du mal etwas für Dich tun und sei es nur die Zeitung lesen. Also muss Kind dann ohne Dich spielen und Anliegen verschieben. Ist diese Zeit anfangs sehr kurz, wird er die Erfahrung machen, dass das aushaltbar ist. Er merkt aber auch: Er hat Bedürfnisse, Du versuchst ihm entgegenzukommen, Du hast auch Bedürfnisse, er kann Dir entgegenkommen.

Das wird nicht gleich super flutschen, aber vielleicht ist es ein Weg für Euch?

Für andere Bereiche gibts andere Hilfen, aber ich würde mir vielleicht erst einmal diesen Bereich vornehmen und bei Trotzanfällen das Mantra angewöhnen "Liebe Seele hab Geduld, niemand ist hier an was Schuld, auch dies wird vorübergehn und dann könn' wir weitersehn" angewöhnen. Dein Sohn will Dich nicht verletzen, er muss aber seine Gefühle loswerden, da es auch für ihn schwer ist. Lass ihm das Brüllen, atme tief in den Bauch, bleib bei Dir und warte einfach bis es vorbei ist. Lass ihn wissen, dass es ok ist, wenn er sauer, frustriert, traurig, böse ist, weil was nicht geht, das er will und warte bis es vorbei ist. Bei einem Dreijährigen kannst Du auch rausgehen und hin und wieder reinschauen, ob es schon vorbei ist, vor allem, wenn er Dich schlägt. Im Trotzanfall gegen Schlagen erziehen zu wollen, ist nicht möglich. Sag ihm, dass Du Verständnis für seinen Frust hast, gib ihm einen Schwamm zum an die Wand werfen oder einen Waschlappen etc. und verlasse den Raum einen Moment ("Ich bin gleich wieder da und schaue nach dir.").

Wichtig finde ich, dass Du Deine eigenen Emotionen von seinen trennst und nicht mitdurchdrehst, wenn er es tut. Das geht nur, wenn es Dir gelingt, das Gebrüll auszublenden, geduldig zu bleiben und eben zwischendurch mal rauszugehen (vielleicht schon den Kühlschrank einräumen) und zwischen anderen Handgriffen immer mal wieder reinzuschauen, ob er jetzt Deine Hilfe annehmen möchte. Sachlich, emotional nicht involviert.

Das ist schwer, es lohnt sich, die Geschichte mit der Atmung dabei anzuwenden. Versuchs das nächste Mal einfach. Und keine Sorge, wenns nicht gleich klappt. Dann das übernächste Mal oder das danach!

Versuche mal, Dein Grenzenkonzept für Deinen Sohn zu überdenken: Welche Grenzen sind erfunden und könnte eigentlich auch so laufen, wie er das möchte? Welche Grenzen sind notwendig, weil das Leben oder auch Deine persönlichen Grenzen (zB hauen, nachts essen wollen etc.) oder die Sicherheit sie einfach gebieten. Nur diese Grenzen sind letztendlich wichtig. Der ganze Benimmkram kann immer noch kommen, klappt bei guter Beziehung zum Kind ohnehin, oder Du überlässt das den anderen (Schwiegermama, Papa), wichtig sind die wesentlichen Dinge.

Kind will ohne Jacke raus. Gut. Du nimmst sie mit und sagst ihm, dass er sie haben kann, wenn ihm kalt wird. Kind will nicht Zähne putzen: Geht nicht! Karius und Baktus werden nachts die Zähne fressen. Tut mir Leid, keine Wahl. Aber wenns gut klappt vielleicht eine längere Lesegeschichte kuschelig mit Mama im Bett zum Gutenachtsagen?

Auszeit: Für Dich! Lass Dich eine Woche krankschreiben und bleib mal zu Hause. Die normalen Betreuungszeiten durch Mann und Schwiegermutter bleiben, egal, was die denken, und Du legst Dich einfach mal ins Bett und strickst oder schaust einen guten Film an oder liest ein Buch (Z.B. Jesper Juul: "Dein kompetentes Kind") oder malst oder träumst oder schaust alte Fotos an oder sortierst mal in Form eines Tagebuchs Deine Situation. Die Arbeit wird damit klarkommen müssen. Denen bist Du verpflichtet, aber nicht mit Deiner Gesundheit und Deinem seelischen Wohl oder gar unter Aufopferung Deiner wunderbaren mütterlichen Beziehung zum Kind. Die brechen auch darunter nicht zusammen, sicher nicht! Was Mann und Schwiegermutter denken, muss Dir hinten vorbei gehen, in dieser Situation, was Du fühlst, scheint sie ja auch nicht zu interessieren - fair enough! Wenn Du aber wieder Kraft getankt hast, kannst Du sehen, wo Du persönlich hinwillst und darauf anfangen, hinzuarbeiten.

Wunderbar, dass Du eine Therapie machst! Mutter-Kind-Kur wäre vielleicht auch eine Alternative? Finde ich auch.

Es ist nicht Dein Sohn das Problem! Es sind Eure Gesamtumstände. Mein größtes Ziel hier wäre in dieser Situation, die Beziehung zum Sohn zu pflegen. Richtig machen musst Du da gar nichts. Erziehen tun doch die anderen. Das würde ich denen auch sagen. Genieße Dein Kind! Mach die schönen Dinge mit ihm, lass anderes liegen, lehne Wünsche aller anderen ab und hab Dich lieb mit dem, was DU willst!

Alles Liebe und Gute wünscht Dir

Sileick, die auch mal in einer ähnlichen Situation war, wenn auch nicht ganz so extrem - aber ich kenne das Gefühl!

 
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