Unsere temperamentvolle Herausforderung... Hilfe!

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Unsere temperamentvolle Herausforderung... Hilfe!

Liebe Frau Ubbens, wir haben drei Jungs (6J, gerade 4J und 8M). Unser 4-Jähriger ist mit einer großen Portion Temperament ausgestattet, phasenweise eine richtige Herausforderung! Gerade ist wieder eine solche Phase, und vllt haben Sie ja ein paar Ideen, wie wir ihm (und uns ;o)) besser helfen können, mit diesem Temperament umzugehen? Um ein paar Beispiele zu nennen... der Adventskalender, eigentlich ja eine schöne Sache. Wir haben ihm erklärt (wie im Vorjahr auch), dass man im Dezember jeden Tag ein kleines Säckchen mit einer Überraschung öffnen darf. Es ist allerdings für ihn wahnsinnig schwer zu akzeptieren, dass eben nur ein Säckchen pro Tag geöffnet werden darf. Und er weiß dann in dem Moment nicht wohin mit seinem Ärger, lässt seine Wut an Möbelstücken ab, brüllt, knallt die Türen, dass das Haus nur so wackelt. Wenn er ganz ganz sauer ist, haut er auch nach uns. Thema Filme... die Kinder dürfen abends nach dem Bettfertigmachen immer einen kurzen Film im Internet anschauen. Manchmal reicht ihm das nicht. Wieder Ärger... . Wir gehen morgens in die Kita. Sobald die Kinder tagfertig sind, dürfen sie spielen. Ich sage meist 30 min und 10 min vor dem Gehen Bescheid, dass es dann bald losgeht. In solchen Phasen wie jetzt gibt es auch schon mal wütende Ausbrüche. Wir kommen nachmittags zurück nach Hause, er möchte, dass ich ihm die Schuhe ausziehe (was er ganz prima selbst kann). Ich habe den Kleinen auf dem Arm und bin auch sonst häufig ziemlich bepackt. Ich erkläre ihm, dass er das doch prima selber kann... wieder ist er wütend... . Und und und und.... Im Moment bin ich gerade doch etwas traurig, wie es so läuft. Bei uns dreht sich alles um die Kinder (und das gerne!!), wir kuscheln, spielen und machen regelmäßig Bastelangebote, vorlesen, toben. Wir lachen auch viel miteinander, aber wie gesagt... in solchen Phasen ist das ganz schwer, mit unserem Mittleren umzugehen. Er kann dann Regeln oder bestimmte Konsequenzen nur schwer akzeptieren. Wir versuchen, ruhig zu erklären (er kann im Grunde aber kaum hinhören, wenn er so in Rage ist). Haut er nach uns, halten wir seine Hände fest und sagen kurz und bestimmt, dass wir das nicht wollen. Wir verbieten ihm nicht, sauer zu sein. Das darf er, nur soll er die Wut nicht an uns oder unseren Sachen auslassen. Ich habe ihm schon unzählige Male angeboten, doch auf den Sitzsack oder ein Kissen zu boxen. Wir haben diese Szenen auch schon häufiger in einem Rollenspiel geübt. Ich weiß auch nicht... man sagt ja immer, steter Tropfen höhlt den Stein, aber unser Sohnemann scheint nicht aus Stein zu sein. ;o) Wenn es uns zu bunt wird, schicken wir ihn auch schon mal auf sein Zimmer. Natürlich passiert es uns auch, dass wir mal schimpfen... irgendwann ist halt auch unsere Geduld erschöpft. :o( Wenn diese Wut übrigens vorüber ist, ist er immer ganz kuschelbedürftig und entschuldigt sich auch. Wir trösten natürlich. Dann lässt sich auch wieder gut mit ihm reden. Er scheint dann zu verstehen, dass man nicht haut oder Sachen kaputt macht. Aber in der Wut... Haben Sie irgendwelche Ideen? Wo könnten die Gründe liegen? Machen wir etwas falsch? Herzliche Grüße Angel

von Angel73 am 17.12.2014, 20:35



Antwort auf: Unsere temperamentvolle Herausforderung... Hilfe!

Liebe Angel, Ihr Sohn möchte so gerne viele bis alle Entscheidungen selbst treffen, muss aber tgl. feststellen, dass er das nicht darf. Ihr Sohn bemerkt derzeit, dass er viele Entscheidungsmöglichkeiten hat, aber eben nicht immer. Und diese Dinge, die er nicht selbst entscheiden kann, machen ihn wütend. Er kann diese Wut nicht steuern, sie kommt unbewußt aus ihm heraus. Reagieren Sie in seinen Augen auch noch "falsch", macht es ihn nur noch wütender. Und dann ist er auch noch frustriert darüber, dass er wieder so wütend ist. Erklären Sie Ihrem Sohn, schon bevor er ein Säckchen öffnet, dass er ja weiß, dass es nur ein Säckchen gibt. Genauso beim Film angucken. Auch, wenn es tgl. das Gleiche ist und er es eigentlich weiß, dann machen Sie es ihm bitte immer wieder bewußt. Beim Anziehen können Sie ihm einen Kompromiss anbieten: Er einen Schuh, Sie den anderen?! Sie schreiben selbst, dass es immer wieder Phasen sind. Halten Sie auch diesmal durch und versuchen die Ruhe zu bewahren. Ihr Sohn möchte Sie nicht ärgern. Es überkommt ihn, er kann es in dem Moment nicht steuern. Seien Sie weiterhin für Ihren Sohn da und nehmen ihn nach einem entsprechenden Wutanfall gerne tröstend in die Arme. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 19.12.2014