Krippen-Eingewöhnung führt zu starker Trennungsangst

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Krippen-Eingewöhnung führt zu starker Trennungsangst

Liebe Frau Ubbens, ich möchte Sie in Sachen Krippeneingewöhnung um Ihre Einschätzung bitten. Zum Hintergrund: Mein Sohn ist knapp 13 Monate alt und war schon früh sehr neugierig und kontaktfreudig. Seit 3 Wochen besucht er nun eine Krippe, die zunächst einen sehr guten Eindruck machte. Die Eingewöhnung verläuft nach dem Berliner Modell. Da mein Sohn wie gesagt sehr kontaktfreudig ist, krabbelte er schon sehr bald von mir weg, auch zu seiner Bezugserzieherin hatte er prompt einen guten Draht und ließ sich von ihr sehr gern auf den Arm nehmen etc. Nach anderthalb Wochen verließ ich die Einrichtung täglich für ca. 45min. Dann war plötzlich alles anders – als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Mein Sohn klammert, entfernt sich fast gar nicht mehr von mir, sucht nicht mehr die Nähe „seiner“ Erzieherin oder der anderen Kinder und weint heftig und verzweifelt, sobald ich gehen will. Nicht nur in der KiTa, sondern auch überall sonst außer zu Hause. Er ist völlig verändert. Zwei Trennungsversuche scheiterten, und seitdem sitze ich wieder die ganze Zeit bei ihm. Er sucht ständig meinen Körperkontakt und lächelt die anderen höchstens noch schüchtern an. Das wäre mir ein einziges Rätsel gewesen, hätte ich nicht vor ein paar Tagen Folgendes beobachtet: Ein anderes Eingewöhnungskind (ebenfalls ca. 1 Jahr, ebenfalls seit ca. 3 Wochen in der KiTa) wird inzwischen von seiner Mutter 1h lang allein gelassen. Kürzlich habe ich mitbekommen, wie es eine geschlagene Dreiviertelstunde praktisch nur geschrien hat. Es ließ sich weder trösten noch ablenken. Die Mutter wurde nicht gerufen. Ich habe gehört, wie die Erzieherinnen das Kind als „starrköpfig“ und „zickig“ bezeichneten. Meinem Eindruck nach wurde die Mutter nicht hinzugerufen, um dem Kind zu zeigen, wer „der Herr im Haus“ ist. Seitdem habe ich den Verdacht, dass mit meinem Sohn vielleicht Ähnliches passiert sein könnte und dass das zu seiner starken Trennungsangst geführt haben könnte. Anders formuliert: Ich habe ein unbefangenes, lebhaftes, pflegeleichtes Kind in die Krippe gebracht und keine zwei Wochen später ein klammerndes, verschüchtertes, ängstliches Kind wieder mitgenommen! Das macht mich ungeheuer traurig und wütend, und ich fühle mich schuldig! Weil ich weiß, dass mein Sohn unter günstigen Bedingungen glücklich mit den anderen Kindern wäre, möchte ich die Eingewöhnung noch nicht für gescheitert erklären. Mein Gefühl (und was ich von den Ausführungen von Herrn Posth verstanden habe) sagt mir jedoch, dass ich noch mal ziemlich lange mit ihm dort anwesend sein sollte, bis seine Neugier und Spielfreude die Trennungsangst wieder überwiegen. Was ist Ihre Einschätzung der Lage? Vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort!

von sommer2020 am 25.07.2016, 13:05



Antwort auf: Krippen-Eingewöhnung führt zu starker Trennungsangst

Liebe Sommer2020, behalten Sie die Eingewöhnung so bei, wie Sie es als Mutter für richtig empfinden. Haben Sie das Gefühl, dass Sie sich kurz von Ihrem Sohn trennen wollen, dann sagen Sie ihm, dass Sie gleich wieder kommen und verlassen zügig den Raum. Gehen Sie nach 5 Minuten wieder hin. Dies wiederholen Sie täglich und steigern die Zeiten der Abwesenheit, wenn er sich gut beruhigen lässt. Ihr Sohn weint nicht, weil die Erzieherinnen sich womöglich wenig um ihn gekümmert haben, als Sie nicht da waren. Vielmehr ist er im schwersten Eingewöhnungsalter. Die meisten Kinder zwischen 10 und 15 Monaten zeigen auch ohne Krippe Trennungsängste. Gerade in dem Alter ist deshalb Geduld gefragt. Haben Sie die Zeit, dann bleiben Sie noch ein Weilchen mit Ihrem Sohn zusammen in der Krippe. Er wird sich eingewöhnen lassen. Gehen Sie weiterhin mit einem guten Gefühl an die Sache heran. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 26.07.2016



Antwort auf: Krippen-Eingewöhnung führt zu starker Trennungsangst

Liebe Frau Ubbens, vielen Dank für Ihre Antwort und Ihre Ermutigung, nach meinem Gefühl langsamer vorzugehen. Ich werde es so handhaben, wie Sie es beschreiben. Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich glaube nicht, dass mein Sohn weint, weil sich die Erzieherinnen wenig um ihn gekümmert haben. Ich glaube, er könnte die massiven - und vorher nicht da gewesenen - Trennungsängste entwickelt haben, weil ihn die Erzieherinnen in einer frühen, sensiblen Eingewöhnungsphase vielleicht sehr lange haben weinen lassen, ohne mich hinzuzurufen. Dass das in dieser KiTa geschieht, habe ich ja selbst am Beispiel eines anderen Kindes gesehen. Auf jeden Fall werde ich mich weiterhin dafür einsetzen, dass mein Sohn nach meinen Vorstellungen behandelt wird und nicht mit der Friss-oder-Stirb-Rosskur. Noch einmal vielen Dank und einen schönen Abend!

von sommer2020 am 27.07.2016, 22:08



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