Sehr geehrter Herr Prof. DR. Costa,
ich bin zur Zeit wirklich frustriert. Seit meiner Schwangerschaft achte ich sehr auf meine Ernährung, tja aber mein liebes Umfeld scheint es mir beinahe mutwillig schwer machen zu wollen.
Jetzt habe ich erfahren das meine Schwiegereltern (Bauernhof und recht "pragmatischen Umgang mit Bakterien) ihre Lebensmittel lieber offen im Keller aufbewahren in dem auch Mäuse (!) herumhuschen. Das da unten auch Gammeliges lag, sei ebenfalls zu erwähnen.
Mein Mann und ich haben dort recht viel Zeit in den letzten Wochen verbracht und natürlich auch dort gegessen.
Meine eigene Mutter hat sich ebenfalls als Horror für eine Schwangere erwiesen: Sie kauft den fertig abgepackten Salat und verwendet ihn ohne zu waschen "weil die ja eh schon sauber sind."
Und auch dort waren wir in letzter Zeit öfter zum Essen eingeladen.
Wenn ich mein Missfallen äußere, dann höre ich immer nur "dass das den Leuten früher auch nicht geschadet hat".
Jetzt mache ich mir wirklich Sorgen das ich mich mit Listeriose angesteckt haben könnte und mir fallen alle kleineren Krankheitsbeschwerden der vergangenen Wochen wieder ein und ich frage mich ob das wohl mit einer Infektion einher gehen könnte!? Ich bin nämlich sonst nie krank, oder kränklich.
Ich habe auch das Gefühl das mein Arzt mich nicht sonderlich ernst nimmt.
Er meint ein Test auf Listeriose wäre sinnlos und würde kein Ergebnis bringen - ich solle deshalb einfach abwarten und in Zukunft mehr aufpassen.
Vielen Dank für Ihre Antwort im Voraus!
MfG
Olivia
von
Olivia2234
am 23.07.2015, 13:54
Antwort auf:
Mäuse im unhygienischen Keller - Listeriose?
Zugegebenermaßen fällt mir nicht leicht, Ihnen eine gute, beruhigende Antwort zu schreiben. Die Hygiene muss man einhalten und heute wissen wir einfach mehr als früher - so einfach ist es. Früher haben die Leute 10 Kinder und mehr bekommen, 1-2 sind bei der Geburt gestorben, 1-2 hatten einen Schaden, aber alles ging irgendwie... Die Menschen haben es hingenommen und sagten "Schicksal" oder "der liebe Gott wollte das so.." und nahmen so manche Dinge hin, die wir heute nicht mehr haben wollen.
Die gute Nachricht ist, dass Sie davon ausgehen dürfen, durch wiederholten Kontakt mit "weniger Hygiene" wahrscheinlich gegenüber vielen Dingen immun zu sein. Einen guten Test für den Nachweis einer durchgemachten Listeriose gibt es tatsächlich nicht, auch wenn solche Tests existieren. Aber kein Arzt würde einen Listeriose-Test bei Ihnen durchführen, wenn es keine Anhaltspunkte für eine Infektion gibt. Insofern gebe ich Ihrem Arzt Recht.
Was die "umher schwirrenden Müsse" im Keller Ihrer Schwiegereltern angeht, können diese einige Erkrankungen übertragen, wenn sie sich aus den dort gelagerten Speisen "bedienen". Wenn die Speisen aber gut geschützt (fest verpackt, die Packung intakt) gelagert werden und keine Mäusespuren darauf zu sehen sind, ist ein direkter Kontakt unwahrscheinlich, fast ausgeschlossen.
Zum Salat so viel, dass der fest verpackte Salat vom Supermarkt vorher gewaschen wird. Wenn der also frisch verzehrt wird, ist es OK. Trotzdem würde ich ihn persönlich nochmals waschen wollen - es fällt mir nämlich kein Argument ein, weshalb man das nicht machen sollte.
Wenn Sie noch keinen Toxoplasmose-Test gemacht haben, sollten Sie diesen durchführen lassen. Bei bestehender Immunität hätten Sie eine gewisse Sicherheit.
Lange Rede, kurzer Sinn - wenn es Ihnen und Ihrem Kind gut geht, sollten Sie einfach nur künftig auf die normalen Empfehlungen zur Hygiene der Speisen achten. Mehr ist wirklich nicht erforderlich.
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 28.07.2015