Frage: Lebensmittelsicherheit in China

Lieber Prof. Costa, Ich lebe noch bis Ende nächsten Jahres in China und bin in der 9.Woche schwanger. Da hier ein Lebensmittelskandal den anderen jagt stell ich mir mittlerweile die Frage wie ich mich ausgewogen ernähren kann und soll. Fleisch und Fisch meiden wir mittlerweile komplett, es sei denn es wäre importiert(nicht gerade aus Japan..) , aber ich mag Fleisch auch nicht besonders gern, Wurst o.ä. esse ich generell nicht. Zum Käse:wir kaufen (unheimlich teuer) importierten Käse von bekannten europäischen Herstellern, welcher aber schon öfter in der verschlossenen Verpackung schimmelig war, die chinesischen Händler können mit Kühlkette z.T nichts anfangen..Soll ich auf den ersten Blick unversehrten Käse lieber auch meiden? Obst und Gemüse versuchen wir so oft es geht in (vermeindlicher)bio-Qualität zu kaufen. Mein Speiseplan sieht momentan leider etwas karg aus, weil ich keinen Apettit habe bzw ich mit ziemlichem Kreislauf/Übelkeitsbeschwerden zu tun hab. Meine grösste Eiweissquelle am Tag sind 2Esslöffel Joghurt und ca 1Glas Milch wenn es mir gut geht.Von Sojamilch wird mir seit der Schwangerschaft übel, Hülsenfrüchte vertrag ich plötzlich auch nicht mehr. Quark gibt es selten zu kaufen und ist dann extrem teuer. Ansonsten nur mal ein Scheibchen Brot (leider Weissmehl,da Vollkornmehl hier auch anders interpretiert wird..)mit Frischkäse/Marmelade/Honig, Haferflocken, Kartoffeln,maximal 1Stück Obst, mal 1Tomate oder Gurke. Das wars. Fast nur Kohlenhydrate. So richtig nährstoffreich ist das alles nicht und ich mache mir schon ziemliche Sorgen ob meinem Kind etwas fehlen könnte. Ich hab das Gefühl mich noch nie so einseitig ernährt zu haben wie jetzt. Ich bin wegen der fraglichen Lebensmittelqualität vorsichtig wo ich esse und was, ich esse dann lieber gar nichts wenn ich nicht sicher bin, dass alles mit sauberem Trinkwasser abgewaschen wurde bzw für unser Verständnis richtig gelagert wurde. Jeden Tag im 5-Sterne-Hotel essen kann ich schließlich auch nicht. Muss ich mich zwingen mehr Fisch und Fleisch zu essen um mehr Eiweiss aufzunehmen? Einfach abwarten und hoffen, dass der Apettit mich auch anderes essen lässt auch wenn ich nicht weiss was es eigentlich ist bzw wie damit umgegangen wurde? Zusätzlich zum Femibion Präparate einnehmen? Vielen Dank, dass sie sich dieses Pamphlet durchgelesen haben :-)

von Snoopyinbeijing am 21.03.2017, 13:45



Antwort auf: Lebensmittelsicherheit in China

Als erstes möchte ich Ihnen sagen, dass Sie sich von den "Lebensmittelskandalen" lösen sollen. Wir alle sind in dieser Hinsicht sehr empfänglich für "bad news" (hoffentlich nicht für "fake news", auch wenn diese in aller Munde sind...). Wenn wir lesen, dass in einer Packung Wurst Bakterien nachgewiesen wurden, wollen wir plötzlich keine Wurst mehr essen oder nie wieder etwas, was die betroffene Firma herstellt... Dabei vergessen wir, dass 99% der angebotenen Speisen in Ordnung sind - höchstwahrscheinlich auch von dem jeweiligen Hersteller. Zum Thema Käse würde ich Ihnen empfehlen, diesen lieber an der Käsetheke, sozusagen "vom Stück" zu kaufen. Das dürfte sicherer sein. Joghurts dürften immer in Ordnung sein, wenn die Verpackung intakt ist. Pasteurisierte Milch ebenfalls. Obst und Salat - nun, das ist ein Muss und Sie sollten nur darauf achten, dass diese gut gewaschen sind. In einigermaßen guten Lokalen ist das der Fall, weil die Köche das höchstwahrscheinlich besser beherrschen als wir selbst. Das ist das 1x1 der Kochkunst, eine Selbstverständlichkeit, und ich sehe keinen Grund, es in Frage zu stellen. Fleisch und Fisch sollen gut erhitzt sein - mehr ist nicht nötig. Zum Thema "Weißbrot" bzw. Brot aus Weizenmehl vertrete ich eine Meinung, die vielleicht nicht dem "Mainstream" entspricht. Nach zahlreichen Gesprächen mit Magen-Darm-Spezialisten (einer der besten seiner Zunft ist einer meiner besten Freunde...) habe ich gelernt, dass Roggen und vor allem "viele Körner" im Brot unseren Darm belasten. Auch wenn bei uns "balaststoffreich" fast religiöse Züge hat, stellt eine einseitige Ernährung mit ausschließlich balaststoffreichen Speisen eine Belastung dar, unser Darm ist nicht dafür geschaffen, ständig mit Speisen zu kämpfen, die kaum aufgenommen werden können und einfach nur ... durchrauschen, unter Mitnahme von Wasser und anderen Mineralstoffen. Die meisten Frauen, die unter Verstopfung leiden (es sind derer sehr viele, Frauen neigen dazu !), berichten fast ausnahmslos stolz darüber, dass Sie nur Roggen- und Körnerbrote essen. Das ist zwar lecker (auch ich bin ein Fan), aber gesund ist etwas anderes. Nämlich die Mischung. Man mache den Test - abwechselnd dunkles und weißes Brot essen. Die Darmfunktion wird fast automatisch besser. Mit anderen Worten - essen Sie ruhig das Weißbrot weiter, ungesund ist es ganz sicher nicht. Dass Sie in der Schwangerschaft "komische Geschmäcker" haben, ist normal. Das geht bald vorbei, keine Sorge.

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 23.03.2017