Frage: Kaiserschnitt

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Costa, zuerst vorweg "Entschuldigung" für meine Frage in Ihrem Forum, dass wenig mit Ernährung zu tun hat. Ich bin seit langer Zeit Fan von Ihren Antworten, die ich neben dem, dass diese hilfreich sind, von Ihnen auch immer so erheiternd beantwortet werden und nicht genervt. Die 1. Frage bezieht sich auf die Ernährung. Ich habe da schon länger ein schlechtes Gewissen, wenn ich lese, wie die Forumsteilnehmerinnen alle so diszipliniert sind und aufpassen was sie zu sich nehmen. Ich für meinen Teil habe in meinen vergangenen zwei SS und auch in dieser alles rauf und runter gegessen, ohne darüber nachzudenken. Ich hatte dann wohl Glück, oder? Es ist für mich auch sehr schwierig nach "Plan" zu essen, schon weil mein Freundeskreis aus vielen ausländischen MItmenschen besteht, die mir die Wangen und Taschen mit allerlei Zeug vollstopfen. Da kann ich ja nicht jedes Mal fragen ist das gewaschen,etc. und frisch oder das kann ich nicht essen, das ginge hier wirklich nicht. die 2. Frage möchte ich extra an Sie stellen, da Sie ja als Chefarzt darüber bestens Bescheid wissen. mir (42), 22. SSW wird nun jetzt schon zum 3. KS geraten, da ich in der Vorgeschichte schon zwei KS hatte. Der erste wegen evtl.! Mißverhältnis , der 2. weil die Einleitung nichts brachte. Bei beiden Malen keine Komplikationen, aber hinterher Schmerzen zum davonlaufen wenn es nur gegangen wäre! Zudem fehlt mir immer das Geburtserlebnis, ich fühl mich ja gar nicht als Frau. Bei der heutigen Vorstellung in der Klinik winkte die O-Ärztin aber gleich ab. Die Hebamme war anderer Meinung und meinte wenn ich einen Blasenspung bekäme, würden wir das hinbekommen, geschieht selten aber doch, das nach 2 KS spontan entbunden wird. Weiter wurde festgestellt., dass meine Plazenta zu tief sitzt und evtl. in das alte Narbengewebe wächst. Momentan würde es gut aussehen, weiteres Procedere abwarten. Die Hebamme meinte, dies wäre ein Zeichen des Kindes für eine natürliche Geburt. Die Ärztin meinte, natürlich wäre spontan besser, da man sonst Blutkonserven bei der Sectio bereithalten müsse, rät mir aber trotzdem in der 38.SS zur primären Sectio. Mein letzter KS war 2007, also vor 7 Jahren. Ich bin jetzt ziemlich durch die Palme, können Sie mich aufklären, die Oberärztin war da nicht so redselig. Und Danke für die Zeit. Danke und Grüße aus München Kristall

von Kristall am 06.05.2014, 12:53



Antwort auf: Kaiserschnitt

Zur ersten Frage: die meisten Speisen, die uns in Deutschland zur Verfügung stehen, sind eigentlich unbedenklich und man kann sie getrost auch in der Schwangerschaft genießen. Wenn man es sehr genau nimmt, kann man schon Unterschiede machen, aber diese Unterschiede sind meistens klein. Entscheidend ist vielmehr, ob man auf die Hygiene achtet (Speisen und Hände waschen reicht völlig aus) und zum Beispiel Speisen richtig lagert. Die vielen Fragen und Sorgen der Schwangeren rühren daher, dass sie wissen, dass ihr Immunsystem (körpereigene Abwehr) in der Schwangerschaft nicht optimal funktioniert, weil der Körper sich auf die fremden Eiweiße des Kindes einstellt, die ja zur Hälfte vom Vater stammen. Das Immunsystem ist sozusagen teilweise außer Kraft gesetzt während der Schwangerschaft. Zur 2. Frage: Die Wahrscheinlichkeit, dass man nach zwei Kaiserschnitten auf normalem Wege entbindet, beträgt ungefähr 30-40%. Es hängt immer davon ab, warum die ersten beiden Kaiserschnitte gemacht worden sind. Wenn es Missverhältnisse waren, wie bei Ihnen im ersten Fall, kann es eher sein, dass es ein Kaiserschnitt wieder notwendig wird. Sie schreiben "vielleicht" - das ist auch richtig so, meistens, weil man sich als Geburtshelfer nicht ganz sicher sein kann und weil das dritte Kind anders ist als die anderen beiden. Unter "Missverhältnis" versteht man, dass das Kind nicht durch das Becken hindurch passt, entweder weil das Kind zu groß oder das Becken zu klein - allerdings "zu klein" bezieht sich immer auf das Kind, nur selten ist es generell zu schmal. Man kann also nicht mit Sicherheit sagen, wie es ablaufen wird. Ein Geburtserlebnis hätten Sie, wenn die Geburt sozusagen "losgeht", Sie Wehen bekommen und der Muttermund aufgeht. Es ist nicht möglich, Ihnen einen echten Rat aus der Distanz, zumal via Internet zu geben, weil ich Sie nicht kenne und nicht untersuchen kann. Meistens ist es eine Erfahrungssache des Geburtshelfers, wenn dieser feststellt, dass "es geht oder nicht geht". Man muss wissen, wie groß der Kopf des Kindes ist, wie Ihr Becken aussieht und dann, bei der Geburt, ob die Geburt zügig fortschreitet, ohne Verzögerungen, mit guten Herztönen des Kindes und vor allem ohne Schmerzen. Nach zwei Kaiserschnitten ist die Gebärmutter vernarbt und diese Narben sind nicht elastisch, können sich nicht so dehnen, wie die Gebärmutter selbst. Es besteht auch die Gefahr, dass die Narben sehr dünn werden oder gar reißen. Es spricht nichts dagegen, es zu probieren, wenn es so weit ist. Allerdings rate ich Ihnen, nichts zu riskieren und den Rat der Ärztin zu befolgen. Die allermeisten Geburtshelfer/Innen sind bemüht, die Geburt normal ablaufen zu lassen. Ob es dann auch geht, hängt von vielen Faktoren ab und Sie sollten auf keinen Fall ein Risiko eingehen. Ich drücke Ihnen die Daumen !

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 08.05.2014