Einzelner Nüchternwert am Anfang der SS versus OGGT in der 27. Woche?

Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa Frage an Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa Ehemaliger Chefarzt und Direktor der Universitätsfrauenklinik Magdeburg

Frage: Einzelner Nüchternwert am Anfang der SS versus OGGT in der 27. Woche?

Lieber Herr Dr. Costa, ich hatte Ihnen schon einmal am 2. Oktober geschrieben, wegen meiner Angst vor Schwangerschaftsdiabetes. Heute beginnt die 36. Woche, und seit gestern werde ich wegen meines immer noch zu hohen Bluthochdrucks einmal in der Woche im Krankenhaus von einer Hebamme durchgecheckt, was ja an sich beruhigend ist. Vielleicht erinnern Sie sich: Ich hatte ganz am Anfang meiner Schwangerschaft (5. Woche) mal einen erhöhten Nüchternwert, er lag bei 0,95 g/l, und auch vor der Schwangerschaft war er mal erhöht (1,03 g/l drei Monate vorher). Meine Ärztin hat mir nur zur Vorsicht mit Zucker und Fett geraten und ich habe dann - auch auf Ihre netten Ratschläge hin - sehr auf meine Ernährung geachtet, wenn auch nicht auf alles verzichtet. In der 27. Woche wurde dann ein OGGT gemacht, und das Ergebnis war zu meiner Freude völlig in der Norm: Nüchtern 0,79g/L - nach 60 min 1,29g/l - nach 120 min 1,01g/L. Ich habe dann zu Weihnachten zugegeben ein bisschen weniger aufgepasst und im letzten Schwangerschaftsdrittel auch ein bisschen mehr zugenommen. Beim letzten Ultraschall vor zwei Wochen war mein Baby aber total normal entwickelt, ganz in der Mitte der Kurve! Meine neue Hebamme hat nun gestern den alten Nüchternwert on 0,95 ausgegraben, und sie sagt, dass ich laut ihrem Protokoll durch diesen eine Schwangerschaftsdiabetes habe, egal ob das OGGT später gut war oder nicht. Ich soll also ab heute sechs Mal am Tag pieken, Blutzucker messen, strenge Diät halten, zur Diätassistentin, das volle Programm. Auf der einen Seite finde ich es ja gut, dass sie so vorsichtig ist und werde auch alles brav befolgen, aber es ist ein zusätzlicher Stress, und ich finde es tief in meinem Innersten ein bisschen übertrieben. Was meinen Sie dazu? Falls alles in Ordnung ist, werden ja die gemessenen Werte vor und nach dem Essen stimmen, und dann vermeide ich wenigstens das angedrohte Insulin. Die Diät und das Pieken/ Messen soll ich aber in jedem Falle bis Ende der Schwangerschaft streng einhalten. Grrrrr ... Naja, es ist nicht mehr lange... und ich will das Beste fürs Baby und so vermeide ich vielleicht noch mehr Gewichtszunahme. Mich interessiert aber, was Sie als Spezialist von dieser Vorgehensweise halten. Herzliche Grüsse von der Loire! Fee aus Angers

von FeeausFrance am 22.01.2015, 15:59



Antwort auf: Einzelner Nüchternwert am Anfang der SS versus OGGT in der 27. Woche?

Zwar weiß ich nicht, was die Hebamme für ein Protokoll erwähnt, aber es stimmt so ganz sicher nicht. Die Nüchternwerte sind nicht so zuverlässig wie ein oGTT und eines ist sicher - einen echten Schwangerschaftsdiabetes haben Sie nicht. Eine viel bessere Alternative zur Piekserei und dem dazugehörigen Stress wäre, einfach nur ein bisschen aufzupassen, keine Süßigkeiten zu essen und trotz der 36 Schwangerschaftswochen sich ausreichend zu bewegen. Der hohe Blutdruck sollten Sie aber auch beachten und einen Arzt aufsuchen - das ist nicht die Aufgabe einer Hebamme, sich darum zu kümmern, bei allem Respekt. Wenn auch noch die Eiweißausscheidung im Urin erhöht ist, wäre die Diagnose eine Präeklampsie - und das ist etwas Ernsthaftes.

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 27.01.2015