Laktoseintoleranz - was ist das?

Milchkuh

© Adobe Stock, artenot

Eine Laktoseintoleranz ist ganz einfach ausgedrückt eine Milchzucker-Unverträglichkeit. 

Das heißt, Kinder und Erwachsene mit einer Laktoseintoleranz können den Zucker in der Milch nicht verdauen. Er gelangt bei ihnen unverwertet in den Dickdarm, wo er zu Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall führt.

Bei Erwachsenen kommt eine Laktoseintoleranz relativ häufig vor. In vielen außereuropäischen Ländern, wo traditionell keine Milchwirtschaft betrieben wurde, ist sie sogar der Normalzustand. Babys und Kleinkinder hingegen, für die Milch noch lebenswichtig ist, sollten sie normalerweise auch problemlos vertragen. Dennoch kommt es auch bei ihnen vor, dass sie die Laktose gar nicht oder nur schlecht verdauen können und mit den typischen Symptomen wie Blähungen, Bauchweh und Darmkoliken reagieren. In Extremfällen, wenn ein Säugling überhaupt keine Laktose verträgt, auch nicht aus der Muttermilch, drohen Austrocknung, Unterernährung und lebensgefährliche Mangelzustände. Glücklicherweise ist diese angeborene Form der Laktoseintoleranz, die sogenannte Alaktasie, aber wirklich selten.

Warum vertragen Kinder Milch und Erwachsene nicht?

Für Erwachsene war es ursprünglich genetisch nicht vorgesehen, Milch zu trinken. Unsere Vorfahren verloren in der Vergangenheit die Fähigkeit, Milch zu verdauen, bereits als Kleinkinder mit dem Abstillen. Erst mit dem Aufkommen der Vieh- und Milchwirtschaft in Europa haben die Menschen die wohlschmeckenden und nährenden Eigenschaften von Kuh-, Schafs- oder Ziegenmilch für sich entdeckt. Im Laufe tausenden von Jahren entwickelten sie ein Gen, das die Fähigkeit, Milchzucker auch nach dem Säuglingsalter noch verwerten zu können, weitergibt. Manchen Kindern und Erwachsenen fehlt dieses Gen jedoch. Sie sind "Laktoseintolerant".

Wofür brauchen Kinder Laktose?

Laktose ist für Kinder ganz wichtig. Sie liefert nicht nur wertvolle Energie, sondern fördert außerdem die Aufnahme des lebenswichtigen Mineralstoffs Kalzium. Und gerade davon benötigt ein Säugling weit mehr als ein Erwachsener. Unsere Muttermilch ist genau darauf ausgerichtet und versorgt ein Baby mit allem, was es braucht: Eiweiß, Fett, Wasser, Mineralstoffe und eben auch Laktose.

Interessant ist, dass alle Säugetiere (bis auf den Seelöwen) ihren Nachwuchs mit Laktose durch die Muttermilch versorgen. Der Laktosegehalt ist dabei bei jeder Spezies unterschiedlich und jeweils genau auf das Bedürfnis der Säuglinge abgestimmt. So ist für Kälbchen und Fohlen der schnelle Aufbau des Knochengerüsts notwendig, während beim menschlichen Baby die Nährstoffe vor allem für das Gehirn wichtig sind.

Was ist Laktose?

Das Wort Laktose wird aus den lateinischen Wörtern "lac" (Milch) und der chemischen Endsilbe "-ose" (Zucker) zusammengesetzt. Laktose ist demzufolge der Zucker aus der Milch. Milchzucker ist ein natürlicher Bestandteil, der auch in allen aus Milch hergestellten Produkten vorkommt - also Sahne, Käse, Molke, Quark, Joghurt, Buttermilch, etc. Er ist ein sogenannter "Zweifachzucker" und besteht aus den beiden Bestandteilen Glucose (Traubenzucker) und Galactose (Schleimzucker).

Was passiert bei Laktasemangel?

Damit unser Körper den Milchzucker verwerten kann, muss er zunächst mithilfe des Enzyms "Laktase" in seine beiden Bestandteile zerlegt werden. Das geschieht im Dünndarm. Erst dann können die einzelnen Bausteine in den Blutkreislauf aufgenommen werden, wo sie direkt in Energie umgewandelt werden.

Fehlt jedoch das Enzym Laktase, wird der Milchzucker unverdaut in den Dickdarm weitergegeben und fängt dort an zu gären. Dabei entstehen unter anderem Methangas, Butter- und Essigsäuren, die zu den unerwünschten Nebenwirkungen wie Blähungen, Koliken oder gar Durchfall führen.

Diagnose kann knifflig sein

Grundsätzlich sollte man wissen: Blähungen, Bauchweh und Darmkoliken liegen bei Säuglingen fast nie an einer Laktoseintoleranz. Meistens sind sie auf die noch unzureichende Entwicklung der Darmschleimhaut zurückzuführen, die mit dem komplexen Verdauungsvorgang einfach noch nicht so richtig klarkommt. Sobald der Darm mit etwa drei bis vier Monaten ausgereift ist, verschwinden die berüchtigten
"Drei-Monats-Koliken" meistens ganz von alleine.

Sollten Sie den konkreten Verdacht haben, dass Ihr Kind tatsächlich keine Milch verträgt, könnte es sich auch um eine Milcheiweiß-Allergie handeln. Dabei reagiert der Körper mit einer überzogenen Immunreaktion auf bestimmte Eiweißbausteine in der Kuhmilch. Eine Kuhmilch-Allergie kommt bei Kindern relativ häufig vor, verwächst sich aber meist bis zum Schuleintritt. Sie kann ganz ähnliche Symptome hervorrufen wie eine Laktoseintoleranz - Blähungen, Bauchweh, Durchfall -, dadurch ist der Unterschied für einen Laien nur schwer zu erkennen. Außerdem gibt es eine Vielzahl anderer Lebensmittel-Unverträglichkeiten und -Allergien, die solche Symptome verursachen können. Wenn Sie vermuten, dass Ihr Kind auf Milch oder andere Milchprodukte mit Verdauungsbeschwerden reagiert, sollten Sie deshalb zunächst einmal mit Ihrem Kinderarzt darüber sprechen.

Ist eine Laktoseintoleranz gefährlich?

Abgesehen von der sehr seltenen Alaktasie bei Säuglingen ist eine Laktoseintoleranz nicht gefährlich. Betroffene Kinder und Jugendliche leiden zwar unter mehr oder weniger heftigen Symptomen, eine dauerhafte Schädigung der Darmschleimhaut, wie etwa bei Zöliakie, ist aber nicht zu befürchten. Es besteht also auch keine Gefahr, wenn Laktose-Intolerante mal versehentlich Milchzucker zu sich nehmen. Im schlimmsten Fall kommt es vorübergehend zu Durchfall.

Zuletzt überarbeitet: Januar 2019

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